Frage an Marlies Volkmer von Hendrik G. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Dr. Marlies Volkmer,
wie rechtfertigen sie die immensen Einschnitte im Gesundheitssystem, die seit 2003 auch unter ihrer Mitarbeit vollzogen wurden? Meine Mutter ist 55 Jahre alt und arbeitet seit 25 Jahren als Ärztin, seit 15 Jahren in einer Gemeinschaftspraxis. Durch die Einführung der Pauschalleistungen, und das AABG haben sich ihre Einnahmen dermaßen stark reduziert, dass es fraglich ist, ob sie die Praxis noch bis ins Rentenalter "retten" kann. Es geht hier also nicht um das "Luxusproblem" eines Mediziners, sondern um die Frage, warum ein hochqualifizierter Akademiker in diesem Land dermaßen ausgenutzt wird. Zudem stehen keinerlei steuerliche Erleichterungen zur Verfügung: Während ein Handwerksmeister sämtliche Kosten steuerlich absetzen kann, wird dies dem Arzt verboten. Dabei muss er ein Arbeitszimmer Zuhause führen um den Notdienst zu leisten und er braucht ein Auto um Hausbesuche zu machen.
Gleichzeitig werden die Patienten von den Krankenkassen für eine gesunden Lebensweise dermaßen finanziell vergütet, dass ich mich frage, ob man hier nicht besser die Kostenverursacher an die Kasse bittet.
Meine Mutter beschäftigen diese Probleme sehr, da sie große Angst hat eines Tages mit leeren Händen dazustehen, obwohl sie ihr Leben lang hart gearbeitet hat. Ihre Praxis ist immer mit Patienten gefüllt, doch sie wird für ihre Leistungen durch das AABG nicht für das ganze Quartal bezahlt. Glauben sie nicht auch, man sollte aufhören die Ärzte als „Mellkuh der Nation“ zu missbrauchen nur weil der Glaube verbreitet ist, man würde als Arzt (noch) viel Geld verdienen in diesem Land verdienen?
Mit freundlichen Grüßen,
Hendrik Große-Homann
Sehr geehrter Herr Große-Homann,
vielen Dank für Ihre Anfrage auf abgeordnetenwatch.de. Die Situation der ambulanten Vertragsärzte ist sicherlich nicht mehr so günstig wie noch Anfang der 90er Jahre. Die mir vorliegenden Zahlen, z.B. über die Entwicklung des Honorars je Fall, sagen freilich nichts über eine rückläufige Entwicklung. Im Gegenteil: Während 2003 noch 41,50 Euro je Fall im Durchschnitt gezahlt wurde, waren es 2006 bereits 55,20 Euro (Quelle: KBV Grunddaten 2007). Das durchschnittliche Einkommen vor Steuern nach Abzug sämtlicher Kosten der niedergelassenen Ärzte lag im Jahr 2003 bei 126.000 Euro im Jahr (Kostenstrukturanalyse des Statistischen Bundesamts).
Zuzugeben ist, dass die Unterschiede zwischen den Arztgruppen teilweise immens sind: Dass ein Radiologe das Sechsfache eines Psychotherapeuten bekommt, geht aus der Statistik nicht hervor. Die ungerechte Verteilung ist aber nicht das einzige Problem des derzeitigen Honorarsystems. Dazu kommen fehlende Transparenz und Planungssicherheit. Deshalb wurde mit der Gesundheitsreform 2007 eine Honorarreform beschlossen, die 2009 eingeführt werden soll.
Mit der neuen Euro-und-Cent-Gebührenordnung wird die Budgetierung aufgehoben. Das Morbiditätsrisiko geht an die Kassen über. Vereinbart wurde eine Summe von 2,7 Mrd. Euro, die zusätzlich für die ärztlichen Honorare bereitgestellt wird. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, um die Qualität der Versorgung weiterzuentwickeln und entstehende Versorgungslücken durch Honorarzuschläge in Zukunft zu schließen.
Mit freundlichen Grüßen
Marlies Volkmer