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Marlies Volkmer
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Frage von Marcus A. •

Frage an Marlies Volkmer von Marcus A. bezüglich Gesundheit

Vielen Dank Frau Dr. Volkmer für Ihre Antwort.

Durch die Lektüre sind wieder Fragen entstanden.
Dem BMG und dem CCC liegt eine Kosten Nutzen Analyse vor, die von Kosten weit über 5 Mrd. Euro ausgeht. (BOOZ) Wurden die MdB´s nicht darüber informiert.
Wie können Sie die Einsparpotenziale konkretisieren? Welche Verwaltungsabläufe sollen sich bei meinem Arzt vereinfachen wenn sowohl er als auch ich eine Pin eingeben müssen. Dauert das nicht wie bei ec- Automaten eine bestimmte Zeit?

Bis wann sollen sich die Kosten ausgleichen? Da das Geld von den Krankenkassen kommt ist es doch Geld, das heute an der Behandlung der Kranken fehlt. Hilft die Karte wirklich heilen?

Sind die Doppeluntersucheungen nicht wie alle ärtzlichen Leistungen mit der Zahlung einer Kopfpauschale mit befreiender Wirkung für die Kassen beglichen? Gibt es wirklich für jede Untersuchung Geld von den Kassen?

Noch mal die Karte:
Sie schreiben, dass meine Daten auf großen Servern im Internet gespeichert werden.
Für wie sicher halten Sie dieses Medium?
Wer betreibt diese Fachdienste?
Wer administriert diese Daten und kann sie unter Umständen bei Bedarf "zusammenspielen" und auswerten?
Wann sind das letzte Mal Daten aus dem Netz oder auch von Rechnern in die Öffentlichkeit gelangt, obwohl diese nicht für eine breite leserschaft bestimmt waren. Und das trotz Krytographie und PIN.
Wie sicher ist der Datenbestand, eine wichtige Frage, es sind ja dann ALLE meine Daten dort hinterlegt.
Und wenn ich entscheide, dass keine Daten auf den Server kommen. Welchen Vorteil hat dann die Karte?

Sollten auf alle diese Fragen keine befriedigenden, plausiblen Antworten gegeben werden muss ich mich gegen die KArte entscheiden.
Gesundheit und die dazugehörigen Informationen und möglichen Voraussagen möchte ich einfach nicht im Internet für ALLE zugänglich sehen.

Vielen Dank für Ihre Bemühungen

Marcus Alscher

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Alscher,

ich werde nun noch einmal abschließend auf das Thema elektronische Gesundheitskarte eingehen. Wie Ihre persönliche Meinung über die Karte dann ausfällt, ist ganz allein Ihre Sache.

Kosten:
Spekulationen über die möglichen Kosten der Karte möchte ich mich nicht anschließen. Fest steht, dass die Karte sehr viel Geld kosten wird, was bei dem Aufbau einer neuen, flächendeckenden medizinischen Infrastruktur auf hohem technischem Niveau allerdings nicht verwunderlich ist. Der Nutzen einer solchen Investition muss selbstverständlich mittel- und langfristig gemessen werden.

Effizienzgewinn:
Im deutschen Gesundheitssystem gibt es erhebliche Effizienzsteigerungsmöglichkeiten. Es ist notwendig, die scharfe Trennung zwischen ambulanter und stationärer medizinischer Versorgung aufzuheben – ebenso wie die mangelnde Kommunikation zwischen den medizinischen Leistungserbringern. Viele aktuelle gesetzgeberische Maßnahmen zielen deshalb darauf ab, dass diese Effizienzreserven genutzt werden - schließlich handelt es sich um die Beitragsgelder der Versicherten. Die Informationen über Behandlung, Diagnose und Medikation verbleiben in der Regel beim behandelnden Arzt und stehen einem anderen Arzt oder Krankenhaus, bei dem der Patient später vorstellig wird, nicht zur Verfügung. Das führt häufig zu unnötigen Doppeluntersuchungen und hat einen negativen Effekt auf die Patientensicherheit. Wenn der Arzt oder die Ärztin auf die Daten vorheriger Untersuchungen zurückgreifen kann, dann ist im konkreten Fall beispielsweise kein erneutes Röntgen nötig. Zudem kann die Verschreibung von Arzneimitteln vom Arzt oder Apotheker auf mögliche Wechselwirkungen mit bereits bestehender Medikationen abgestimmt werden. Durch Arzneimittelnebenwirkungen und Fehlmedikation entstehen jedes Jahr sehr hohe Kosten und sehr großes Leid für die Betroffenen. Die Gesundheitskarte kann dazu beitragen, diese Kosten zu senken und das Leid zu mindern.

Bürokratieabbau:
Eine elektronische Gesundheitskarte könnte mittel- und langfristig eine Vielzahl von Funktionen übernehmen. Bisher benötigt man einen Impfausweis, einen Röntgenausweis, einen Organspendeausweis, ein Bonusheft für den Zahnersatz, angehende Mütter haben einen Mutterschaftspass und für Kinder gibt es ein Ausweis für die U-Untersuchungen bzw. für Jungendliche die J-Untersuchungen. In Zukunft wird noch ein Bonusheft für die verpflichtenden Vorsorgeuntersuchungen dazu kommen. All diese Hefte und Ausweise, die gelegentlich verloren gehen und dann mühsam rekonstruiert werden müssen, können durch die elektronische Gesundheitskarte ersetzt werden. Darüber hinaus wird es das elektronische Rezept geben.

Sicherheit:
Es gibt keine absolute Sicherheit, weder im Internet, noch in der realen Welt. Fest steht jedoch: In allen Lebensbereichen werden Daten immer häufiger digital erhoben und gespeichert. Der Zahlungsverkehr in der westlichen Welt ist ohne digitale Vernetzung zum Beispiel gar nicht mehr vorstellbar. Millionen Menschen vertrauen darauf, dass ihre Bank- und Kreditkartendaten auf sicheren Servern liegen. Selbstverständlich ist der Sicherheit gerade im Gesundheitsbereich wegen der intimen und sensiblen Daten ein ganz besonderer Stellenwert einzuräumen. Dies ist allerdings kein Grund, dem Fortschritt im Gesundheitswesen kategorisch die Tür zu verschließen. Die an der Gesundheitskarte beteiligten Akteure tragen natürlich Sorge dafür, dass die Patientendaten nicht in die Hände Dritter gelangen können. Zudem muss kein Patient der Speicherung seiner sensiblen Patientendaten zustimmen. Der Nutzen der Karte nimmt in solchen Fällen natürlich ab, aber das wird als Konsequenz der Patientenselbstbestimmung selbstverständlich respektiert.

Mit freundlichen Grüßen
Marlies Volkmer