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Marlies Volkmer
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Frage von Angelika H. •

Frage an Marlies Volkmer von Angelika H. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dr. Volkmer,
mich berührt sehr das Problem : private Krankenkassen - staatliche Krankenkassen.
Ein sehr naher Verwandter von mir ist privatversichert mit ständig steigenden Beiträgen (und sinkendem Einkommen). Nun preisen die Privaten es als einen Vorteil an, bei Nichtabgabe von Rechnungen für Arztkosten oder Medikamentenkauf Monatsbeiträge zurückzuerstatten. So bekommt man, wenn z.B: 6 Jahre hintereinander keine Belege auftauchen, ca. 3-4 Monatsbeiträge zurückerstattet. Das sind bei ca. 500 €/Monat erhebliche Summen, welche gern in Kauf genommen werden.
Nun behaupte ich, dies ist eine Aufforderung, keine Vorsorgeuntersuchungen in Richtung Bluthochdruck, Augenkrankheiten, Diabetes und Krebs in Anspruch zu nehmen - denn diese kosten ja Geld! So auch geschehen bei meinem Verwandten, welcher nun - aus heiterem Himmel - sehr krank ist - obwohl diese Krankheit bei regelmäßigem Arztbesuch schon vor 5 Jahren hätte festgestellt werden können.
Leider liest man von diesem Thema gar nichts in den Medien. Auch wenn man an die Vernunft appeliert, sich regelmäßig abchecken zu lassen - wenn es ums Geld geht und dazu noch die stressige Arbeit obendrauf - dann wird Gesundheitsfürsorge eben ganz hinten angesetzt.
Wenn es nach mir gehen würde, sollte es eine einheitliche Krankenkasse geben. Wettbewerb oder sonstige Vergünstigungen kann es doch in der Medizin eigentlich gar nicht geben: eine Blindarmentzündung ist nun mal eine Blindarmentzündung. Sie nun mehr oder weniger schnell mit mehr oder weniger Verbandsmaterial zu behandeln finde ich absurd.
Wie ist Ihr Standpunkt dazu?

Mit freundlichen Grüßen
Angelika Hörner

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Hörner,

vielen Dank für Ihre Anfrage auf abgeordnetenwatch.de. Ich persönlich halte Beitragsrückerstattungen für nicht erfolgte Arztbesuche grundsätzlich für problematisch. Denn dadurch erhalten Menschen einen Anreiz, Krankheiten zu verschleppen.

Im Falle von Vorsorgeuntersuchungen muss man unterscheiden, ob sie für Prämienrückzahlungen relevant sind oder nicht. Bei den mir bekannten Tarifen in der Gesetzlichen Krankenversicherung haben Vorsorgeuntersuchungen auf auszuzahlende Prämien keinen Einfluss. Zudem sind die Vorsorgeuntersuchungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung von der Praxisgebühr befreit.

In der Privaten Krankenversicherung gibt es eine Vielzahl von Anbietern mit sehr unterschiedlichen Tarifen. Es gibt z.B. Tarife, die sich auf Vorsorgeangebote spezialisiert haben, bei denen derartige Angebote die Beitragsrückerstattung und die Selbstbeteiligung nicht beeinträchtigen.

Dass Vorsorgeleistungen in der Privaten Krankenversicherung überhaupt gesondert abgesichert werden müssen und nicht zum Standardangebot gehören, halte ich für falsch. Kurzfristig wird sich das allerdings nicht beheben lassen. Dazu bedürfte es grundsätzlicher Änderungen am Versicherungssystem. Die SPD setzt sich an dieser Stelle bereits seit Jahren für die Einführung einer Bürgerversicherung ein, die die Trennung in private und gesetzliche Kassen aufhebt.

Die SPD hat darüber hinaus in der letzten Wahlperiode versucht, die private Krankenversicherung in die Verantwortung für die Prävention von Krankheiten zu nehmen. Leider hat die Union den entsprechenden Gesetzentwurf eines Präventionsgesetzes verhindert. Dessen ungeachtet werden wir dieses Vorhaben weiterverfolgen und einen neuen Gesetzentwurf noch in diesem Jahr vorlegen.

Mit freundlichen Grüßen

Marlies Volkmer