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Frage von Angelika H. •

Frage an Marlies Volkmer von Angelika H. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dr. Volkmer,

derzeit grassiert das Thema "Schweinegrippe". Wahrscheinlich hätte es die Bevölkerung kaum wahrgenommen, da sehr wenig daran erkrankt sind und die Erkrankung im Durchschnitt sehr harmlos verläuft. Dank der Weltgesundheitsorganisation hat es die Pharmaindustrie geschafft, Angst unter den Menschen zu sähen. Ab September soll auch in Deutschland geimpft werden. Obwohl der Impfstoff noch nicht zur Verfügung steht, keine Tests gemacht wurden, wird insbesondere auch Schwangeren diese Impfung empfohlen. Würden sie an Ihrer schwangeren Tochter (angenommener Fall) diese Impfung durchführen?

Mit freundlichen Grüßen
Angelika Hörner

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Hörner,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Derzeit sind zwar lediglich leichte Krankheitsverläufe der so genannten Schweinegrippe vorherrschend. Niemand kann aber ausschließen, dass sich der Erreger verändert und in einer zweiten Krankheitswelle zu gefährlichen Komplikationen führt. Befürchtet werden muss eine hohe Sterblichkeit in den so genannten Risikogruppen (vor allem chronisch Kranke und Ältere), aber auch eine Beeinträchtigung der gesamten Volkswirtschaft durch Arbeits- und Produktionsausfälle.

Deshalb ist es richtig, die Impfstoffproduktion voranzutreiben und zu regeln, welche besonders gefährdeten Personengruppen zuerst geimpft werden sollen.

Dass bereits in dieser Wintersaison eine Impfung bereitgestellt werden kann, ist einer Erfindung mit Blick auf die Vogelgrippe zu verdanken, den Musterimpfstoffen. Das sind Impfstoffe für ein bestimmtes Grippevirus, die jedoch schnell für andere Grippestämme abgewandelt werden können.

Die bestehenden Musterimpfstoffe sind zwar gegen das Vogelgrippevirus H5N1 gerichtet und dafür klinisch getestet worden. Um gegen die Schweinegrippe eingesetzt werden zu können, müssen lediglich die abgetöteten H5N1-Viren durch Schweinegrippeviren ersetzt werden. Die restlichen Bestandteile bleiben gleich. Die Impfstoffe sind also schon ausführlich getestet worden, nur eben mit einem anderen Grippestamm. Daher ist deutlich weniger Zeit nötig für die Zulassung.

Mit welchen Nebenwirkungen dabei häufig zu rechnen ist, geht aus den öffentlichen Beurteilungsberichten der vier Impfstoffe bei der europäischen Arzneimittelagentur EMEA hervor: Schmerzen und Rötung an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Schwitzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen. Diese Nebenwirkungen könnten bei jedem zehnten Geimpften auftauchen. Das sind normale Reaktionen des Immunsystems auf den simulierten Angriff durch Krankheitserreger.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist, hat sich gegen Meldungen gewehrt, die Schweinegrippe-Impfstoffe seien nicht ausreichend geprüft. Der Musterimpfstoff sei nicht beschleunigt zugelassen worden, sondern auf ganz regulärem Weg. Es gebe große Erfahrungen mit Testung und Einsatz von Grippeimpfstoffen: Jedes Jahr werden für den neuen Impfstoff Proteine von Grippeviren ausgetauscht, nie seien Probleme beobachtet worden.

Deshalb müssten nach dem Austausch der Proteine nur noch recht kurze Studien von wenigen Wochen mit wenigen 100 Menschen folgen, etwa um die Schutzwirkung zu testen. Die ersten dieser Studien seien schon gestartet.

Wer eine Schweinegrippe nur in milder Form hatte, könne dem PEI zufolge nicht davon ausgehen, dass der Körper schon den kompletten Schutz gegen die Grippe aufgebaut habe. Es sei vermutlich auch nicht schädlich, sich nach einer überstandenen Schweinegrippe impfen zu lassen. Der Impfstoff wirke zudem auch gegen leicht veränderte Varianten, wie es sie jedes Jahr bei Grippeviren gebe.

Es ist richtig, dass bei einer Impfung von Millionen von Menschen äußerst seltene Nebenwirkungen eine große Zahl an Menschen betreffen können. Deshalb müssen Nebenwirkungen sehr genau beobachtet werden.

Fest steht aber auch: Wenn viele Menschen geimpft werden, bekommen manche Leute rein zufällig bestimmte Krankheiten, ohne dass ein Zusammenhang zur Impfung bestehen würde. Man muss daher sehr genau beobachten, wie viele Fälle einer bestimmten Krankheit normalerweise zu erwarten sind, um der Impfung nicht eine Nebenwirkung zuzuschreiben, die nur zufällig bei jemandem auftrat, der geimpft wurde.

Schwangere mit Schweinegrippe zeigen nach Angaben aus den USA ein hohes Risiko für schwere und tödliche Verläufe. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die CDC (Centers for Disease Control and Prevention) in Atlanta sind sich einig bei den Impfungen gegen das Pandemie-Virus. Wenn die Impfstoffe verfügbar sind, gehören Schwangere zu der Gruppe von Menschen, die mit Priorität zu impfen sind.

Sehr geehrte Frau Hörner, ich gehe davon aus, dass in Deutschland das PEI die Nutzen-Risiko-Abwägung sehr sorgfältig vornehmen wird, bevor die Impfung massenhaft eingesetzt wird. Der impfende Arzt muss freilich auch weiterhin in jedem Einzelfall prüfen, ob eine Impfung angezeigt ist.

Mit freundlichen Grüßen

Marlies Volkmer