Frage an Markus Widenmeyer von Julia K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Widenmeyer,
sie haben in der Vergangenheit für zwei stark religiöse Parteien kandidiert und verantwortungsvolle Aufgaben übernommen, daher ein paar Fragen in diese Richtung
.
1. Wie stehen Sie zur Trennung von Kirche und Staat?
2. Wie stehen zum recht des freien Ausübens des Glaubens für Muslime und Juden?
3. Wie sehen Sie den Aspekt, dass das Leugnen der Shoa unter Strafe gestellt wird?
4. Wie wollen sich für Alleinerziehende Frauen und Männer einsetzen?
Viele Grüße
J. K.
Sehr geehrter Frau K.,
vielen Dank für Ihre guten und herausfordernden Fragen!
> 1. Wie stehen Sie zur Trennung von Kirche und Staat?
Kirche und Staat sind unbedingt zu trennen. Das betone ich gerade vor meinem christlichen Hintergrund: Die Idee der Trennung von Kirche und Staat ist eine zutiefst christliche, neutestamentliche Idee. Im Kontrast dazu hatten die Römer zur Zeit des frühen Christentums einen religiösen Kaiserkult. Wären Staat und religiöse Institution bei den Römern getrennt gewesen, hätte es wesentlich weniger Anlass für die grausamen Christenverfolgungen zu dieser Zeit gegeben. Daraus ergibt sich das, was manche als paradox empfinden: Gerade eine Staatsverfassung, die auf christlich-abendländischen Werten und Prinzipien aufbaut, wird eine klare Trennung von Staat und Kirche beinhalten.
> 2. Wie stehen zum recht des freien Ausübens des Glaubens für Muslime und Juden?
Christen, Atheisten, Juden und Muslime sollen und müssen ihren Glauben frei ausüben dürfen; es handelt sich hier um ein fundamentales Grundrecht, das auch ich für mich in Anspruch nehme und nicht missen will. Einschränkungen kann und muss es aber dort geben, wo eine Religionsausübung grundsätzlich mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Konflikt gerät.
> 3. Wie sehen Sie den Aspekt, dass das Leugnen der Shoa unter Strafe gestellt wird?
Die Shoa gehört in die Reihe der abscheulichsten Verbrechen, die wir aus der Geschichte der Menschheit kennen und die sich seltsamerweiser im "fortschrittlichen" 20. Jahrhundert zu häufen schienen. Neben den NS-Verbrechen sind ja auch die unvorstellbaren Verbrechen in den sozialistischen Ländern (UdSSR, China u.a.) oder der Türken an den Armenieren bekannt. (Lesen Sie nur einmal Alexander Solschenizyns "Archipel Gulag", Richard Wurmbrands "das andere Gesicht des Karl Marx" oder das "Schwarzbuch des Kommunismus".) Auf der anderen Seite tue ich mir schwer, bloße Meinungsäußerungen, unter Strafe zu stellen, auch wenn sie noch so irrational sind.
> 4. Wie wollen sich für Alleinerziehende Frauen und Männer einsetzen?
Ich möchte mich z.B. für die Wiedereinführung des Erziehungsgelds und seine Aufstockung auf ein echtes Erziehungsgehalt einsetzen. Dies würde gerade auch alleinerziehenden Elternteilen zugute kommen.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr
Markus Widenmeyer