Frage an Markus Widenmeyer von Stephan B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Widenmeyer,
mit starkem Befremden las ich ihre Antwort an H. K.. Da mir bewusst ist, dass Abgeordnetenwatch keine Diskussionsplattform ist, möchte ich lediglich mit Fragen nachhaken:
1.) Sie schreiben: "Der Staat hat keine ideologisch motivierten Bildungsinhalte vorzugeben, wie bspw. heute oft in der Sexualerziehung."
Können Sie konkrete Bildungsinhalte benennen, die ideologisch motiviert gelehrt werden?
Welche Ideologie wird dabei vertreten? Was verstehen Sie unter Ideologie?
Was wären Ihre konkreten landespolitischen Maßnahmen dagegen?
2.) "Leider werden an staatlichen Universitäten schon länger atheistisch geprägte Ideologien unter dem Deckmäntelchen der Wissenschaftlichkeit gelehrt,"
Werden nicht auch Theologie und Religionswissenschaften an Universitäten gelehrt? Was halten Sie von der Freiheit von Forschung und Lehre?
3.) "sehr einseitige Darstellung der Evolutionslehre" - inwiefern wird die "Evolutionslehre" einseitig dargestellt? Werden etwa maßgebliche wissenschaftliche Ergebnisse zu diesem Thema in der Regel untergraben?
4.) Gegeben, dass (3.) stimmte: "Auch hier werden bereits Andersdenkende diskriminiert" - Wieso ist eine scheinbar unzureichende Wissensvermittlung eine Diskriminierung Andersdenkender?
5.) Was hat eine religiös neutrale Verfassung und Gesetzgebung mit einer "atheistischen Weltanschauung" zu tun?
6.) Gibt es Ihrer Meinung nach denn "echte, verbindliche Ethik"? Oder kann es nicht gar sein, dass alle Ethik kultur-evolutionär entstanden ist? Wieso haben dann unterschiedliche Kulturen ein unterschiedliches Verständnis von Ethik? Wieso verändert sich dann Ethik mit der Zeit?
7.) Was macht Ihrer Meinung nach das "christliche Menschenbild" aus?
Zu guter Letzt noch:
Was sind Ihrer Meinung nach die essentiellen Unterschiede von AUF zu anderen christlichen Kleinparteien, bspw. der PBC?
Mit freundlichen, humanistischen Grüßen,
Stephan Beyer
Sehr geehrter Herr Beyer,
Vielen Dank für Ihre Fragen, auf die ich gerne eingehe, jedoch verhältnismäßig kurz. Die Themen sind bücherfüllend.
1.) Ein Beispiel für eine problematische Sexualerziehung wäre die damals von Frau van der Leyen geplante Broschüre: "Körper, Liebe, Doktorspiele". Statt Sexual- und andere Ethik zu lehren, wird m.E. in den Schulen mehr und mehr das Gegenteil gemacht; dies ist politisch-ideologisch gewollt. Lesen Sie einmal nach, welche (rational wohlbegründete!) Sexualethik der wichtigste deutsche Moralphilosoph, Immanuel Kant, verteten hat und vergleichen Sie dies mit der heutigen Situation!
2.) Meines Erachtens sollten Unis weitgehend nicht staatlich sein. Gruppen, die bestimmte Weltanschauungen oder Konfessionen vertreten, sollen auf dieser Basis in Eigeninitiative lehren und forschen. Nur dies wäre tatsächlich freie Forschung und Lehre. Wieso sollten Sie, falls Sie Atheist sind, theologische Forschung mit Ihren Steuern bezahlen? Wieso sollte ich als Christ atheistisch motivierte Forschung bezahlen?
3.) Ihre letzte Frage zu diesem Punkt würde ich bejahren. Hierzu empfehle ich den Film von Herrn Poppenberg: "intelligenz-streng-verboten" Es gibt eine gleichnamige Homepage.
4.) Siehe Punkt 3. , insbesondere den Film "Intelligenz streng verboten". Aber auch manipulative Darstellungen, wie im Schulbuch "Linder Biologie", sind hier zu nennen.
5.) Es kann aus zwingenden logischen Gründen keine weltanschauliche Neutralität geben. Lassen wir bspw. den Gottesbezug aus einer Verfassung weg, ist die Verfassung offen oder unterschwellig atheistisch, keinesfalls neutral.
6.) Meiner Meinung nach gibt es eine verbindliche Ethik. Stellen Sie sich das Gegenteil vor: Dann wären Hitler oder Stalin objektiv genauso wenig gut oder böse, wie bspw. Mutter Theresa. Glauben Sie das? Es kann aus prinzipiellen Gründen nicht sein, dass Ethik evolutionär entstanden ist. Wären entsprechende Verhaltensdispositionen evolutionär entstanden, dann hätte das mit Ethik, als etwas tatsächlich verbindlich Normatives, bzw. Objektives, nicht das geringste zu tun. Ethik wäre eine bloße Illusion. Das wurde von Atheisten wie Nietzsche längst eingeräumt.
7.) Gewissens- und Glaubensfreiheit. Eigenverantwortung. Würde des Menschen: Verbot zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben zu unterscheiden. Nächstenliebe: Notleidenden Menschen, egal welcher Überzeugung helfen, selbst seinen Feinden. Wahrheitsliebe: Den stärksten Argumenten Raum geben und nicht dem, was man gerne haben möchte. Für seine Überzeugungen einstehen, auch wenn es Nachteile hat.
Zu Ihrer letzten Frage: Hier empfehle ich vor allem, die Homepages der Parteien zu studieren. AUF sieht sich als realistische, politische Alternative, die, anders als die etablierten Parteien, christliche-ethisch ausgerichtete Sichtweisen vertritt. Diesen realistischen Ansatz habe ich bei den anderen Parteien mehr oder weniger vermisst.
Ich hoffe, die eine oder andere Frage für Sie in akzeptabler Weise beantwortet zu haben.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr
Markus Widenmeyer