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Frage von Stefan H. •

Frage an Markus Klaer von Stefan H. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Klaer,
in ihrer Antwort zur Frage nach dem Zug an der Rückert-Schule schreiben sie am Anfang:
"SPD, PDS, WASG und die GRÜNEN wollen aus ideologischen Gründen diese, den Wünschen der Eltern und den Kompetenzen der Kinder entsprechende Schullandschaft (...) zerschlagen."
Hierzu eine Fragen meinerseits:
Wie kommt Ihre Einschätzung zustande, dass das bestehende differenzierte Schulsystem den Wünschen der - also aller Eltern entspricht? Müssten Sie hier nicht korrekterweise von den besserverdienden Eltern sprechen, deren Kinder meist ein Gymnasium besuchen, und die Angst vor einem Statusverlust ihrer Kinder haben? Oder anders gefragt: Kennen Sie Eltern von HauptschülerInnen, die froh darüber sind, dass ihr Kind eine Schule besucht, die in der Gesellschaft nur noch als Restschule wahrgenommen wird und deren AbsolventInnen in den Personalabteilungen vieler Betriebe allein aufgrund des Wortes "Hauptschule" in ihrer Bewerbung aussortiert werden?
Mit freundlichen Grüßen, Stefan Hernádi

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Hernádi,
laut einer aktuellen Emnid Umfrage sprechen sich die Berlinerinnen und Berliner nur zu 39% für die Gemeinschaftsschule aus. Auch die Abschaffung der Hauptschule hat keine Mehrheit unter den Befragten gefunden. Insoweit haben Sie recht, dass nicht alle, sondern "nur" die meisten Eltern ein differenziertes Schulsystem wollen. Gleichwohl weise ich in meiner Antwort auch daraufhin, dass "es richtig ist, dass das bestehende Schulsystem reformiert werden muss. Es ist richtig, dass Kinder nichtdeutscher Herkunft und sozial schwache Kinder zur Zeit wenig Chancen auf einen Bildungsabschluss, geschweige denn auf einen höheren Bildungsabschluss haben. Dieses unverantwortliche Situation muss korrigiert werden."

Das differenziert Schulsystem in Berlin besteht eben nicht nur aus einem "Drei-Klassen-System" Haupt-, Realschule und Gymnasium, wie die Linkspartei behauptet, sondern auch z.B. aus Gesamtschulen, Gemeinschaftsschulen, verbundenen Real- und Hauptschulen sowie aus unterschiedlichsten Profilbildungen z.B. bzgl. musischen, sprachlichen, mathematischen und sportlichen Fähigkeiten. Da gem. genannter Umfrage z.B. der Wunsch nach Gemeinschaftsschulen im Ostteil der Stadt deutlich ausgeprägter ist, sollte dort wo dieser Bedarf tatsächlich existiert auch neue Gemeinschaftsschulen etabliert werden..

Es sind insbesondere die Kinder aus bildungsfernen korreliert mit den sozialschwachen Schichten, die keinen Zugang zu den höheren Bildungabschlüssen finden. Dies ist im Übrigen nicht begrenzt auf Kinder nicht deutscher Herkunft, sondern auf alle Kinder aus bildungsfernen Schichten. Dennoch erreichen z.B. vietnamesische Kinder, auch wenn sie aus armen Familien kommen, überdurchschnittlich häufig und mit guten bis sehr guten Leistungen das Abitur. Dies gilt für viele Kinder ostasiatischer Herkunft, da dort die Eltern häufig Bildung als hohes und wichtiges Gut ansehen.

Um die Durchlässigkeit des Systems zu erhöhen, setzte ich mich dafür ein, dass verpflichtend 2 Vorschulklassen eingeführt werden,die deutsche Sprachkompetenz der Kinder frühzeitig vermittelt sowie das Angebot an Ganztagsschulen deutlich ausgebaut wird. Auch muss die individuelle Förderung der Fähigkeiten und Begabungen der Kinder deutlicher in den Vordergrund rücken. Das bedeutet, diese Begabungen möglichst frühzeitig zu erkennen und gezielt zu fördern. Da dieses "Erkennen" und "Fördern" den meisten Eltern aus bildungsfernen Schichten nicht möglich ist, muss dieses von staatlicher Seite erfolgen. Dazu müssen Pädagogen und Lehrer stärker befähigt werden und auch die dazu nötige "Zeit" bekommen, also in Folge die Klassenstärken verkleinert werden. Nur so kann nach meiner Auffassung allen Kinder endlich eine gleiche Bildungschance gegeben werden.Dazu gehört auch aus der Restschule "Hauptschule" wieder eine Schule mit Perspektive zu machen vor allem für Kinder mit praktischen und handwerklichen Fähigkeiten.

Mit freundlichen Grüßen

Markus Klaer