Marion Butz
FDP
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Frage von Franz P. •

Frage an Marion Butz von Franz P. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Butz,

ich arbeite als Heilerziehungspfleger im Einrichtungsverbund Betrreuungszentrum Steinhöring, nachfolgend EVBZ genannt. Unsere Einrichtung betreut in den Landkreisen Erding, Ebersberg und Rosenheim derzeit ca. 1600 Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen in allen Altersstufen. Wir beschäftigen momentan um die 720 Mitarbeiter, die zum Teil durchaus anspruchsvollen körperlichen Belastungen ausgesetzt sind.

In meiner Rolle als Mitarbeitervertreter (gleichzusetzen mit Betriebsräten in Nicht-kirchlichen Einrichtungen) befasse ich mich immer wieder mit folgender Frage:

Wie kann man altgediente Mitarbeiter weiterbeschäftigen, die aufgrund jahrzehntelanger körperlicher und/ oder pflegerischer Tätigkeit einen bleibenden Rückenschaden haben?

Hierbei handelt es sich meist um KollegInnen mit pflegerischer Ausbildung, die täglich zu betreuende Personen heben und tragen müssen. Meist ist die langjährige Beanspruchung der Grund für einen Bandscheibenvorfall oder ähnliches.

Wir sehen für diese Personen nur schlechte berufliche Perspektiven, da sie eine Beschäftigung benötigen, die:

A) nicht erlaubt, mehr als 5 Kg zu heben
B) abwechselnd im stehen, sitzen und gehen stattfinden muss
C) für einen Personenkreis sein muss, der meistens noch zehn bis fünfzehn Jahre zur Rente hat

Für eine Rückmeldung bis zehn Tage vor der Wahl wäre ich Ihnen dankbar, um Ihre Antwort innerbetrieblich weitergeben zu können.

Ich stelle meine Frage auch die anderen Bewerber der konkurrierenden Parteien.

Haben Sie vielen Dank für Ihre Rückmeldung,

mit freundlichen Grüßen,

Franz Pointner

P.S.: Diese Frage stellt sich natürlich auch für viele Bedienstete im Krankenhaus- und Seniorenbereich

Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Pointer,

vielen Dank für Ihre Frage an mich, in der Sie mit einem praktischen Beispiel ein grundsätzliches Problem unserer Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ansprechen.

Völlig zu Recht weisen Sie darauf hin, dass viele Menschen ihren erlernten und/oder praktizierten Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht bis ans Ende ihrer Erwerbstätigkeit ausüben können. Dies ist nicht nur im Pflegebereich der Fall, sondern in vielen körperlich anspruchsvollen Branchen, wie ich in meiner eigenen Familie feststellen musste. Dennoch gehören diese Menschen nicht "zum alten Eisen": Sie verfügen über Wissen, Erfahrungen und soziale Kompetenzen. Dieser Schatz darf nicht verlorengehen, wenn der ursprüngliche Beruf wegen körperlicher Einschränkungen nicht mehr ausgeübt werden kann.

Deshalb müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam und vor allem rechtzeitig durch individuelle und passgenaue Qualifizierungs- und Fortbildungsangebote neue berufliche Türen für spätere Phasen des Erwerbslebens öffnen. Einfach zu warten, bis es eines Tages "nicht mehr geht", ist falsch. Denn dann steht oft nur noch der Weg der Frühverrentung offen. Damit ist aber niemandem geholfen.

Ich halte gerade den Ausbildungsbereich für eine interessante Möglichkeit, Menschen, die ihren erlernten Beruf aus körperlichen Gründen nicht mehr ausüben können, sinnvoll weiterzubschäftigen. So können sie ihr jahrelang angesammeltes Fachwissen an den Nachwuchs weitergeben. Aber im Pflegebereich bietet sich sicherlich auch eine Weiterqualifizierung in Richtung psychologische Betreuung an.

Die beste Lösung ist jedoch, es gar nicht erst zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen kommen zu lassen. Ich halte es für unbedingt notwendig, allen Arbeitnehmern die bestmöglichen ergonomischen Bedingungen zu verschaffen. Dort, wo mechanische Hilfsmittel nicht möglich sind, kann ich mir beispielsweise auch gut die Zusammenarbeit von erfahrenen Pflegekräften mit jungen Zivildienstleistenden oder Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr vorstellen.

Außerdem halte ich es für sinnvoll, dass Krankenkassen Menschen in Risikoberufsgruppen bei regelmäßigen Vorsorgemaßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten des Bewegungsapparats unterstützen.

Herr Pointner, was sind Ihre Ideen hierzu? Als Mitarbeitervertreter haben Sie bestimmt auch schon den ein oder anderen Vorschlag ausgearbeitet. Mich würde interessieren, wie Sie die Politik durch geeignete Maßnahmen in Ihren Ideen unterstützen könnte.

Mit freundlichen Grüßen,
Marion Butz