Warum wird die Einwanderung ausländischer Bürger fast immer mit "Fachkräftemangel" begründet?
Sehr geehrter Herr Vogt,
die Migration wird in der Regel mit Fachkräftemangel begründet. Wir haben in Deutschland 8,6 Mio arbeitslos gemeldete Menschen, deutschsprechend und fast alle mit einem Berufsabschluss. Wäre es nicht besser, diese Menschen wieder in Arbeit zu bringen? Zudem würde unser Gesundheitssystem nicht überlastet, die Schulen hätten ausreichend Platz und die Wohnungsnot hätte sich erledigt. Ich vermisse bei Ihrem Wahlkampf zwingend das Thema "Arbeitslosigkeit" und wie man diese beheben kann.
Sehr geehrte Frau N.,
als CDU setzen wir im Kampf gegen den Fachkräftemangel auf drei Säulen.
Die erste Säule ist in der Tat die bessere Nutzung des eigenen Potenzials. Dabei spielt auch die Aktivierung der Arbeitslosen eine Rolle. Dazu sollte man allerdings anmerken, dass im Juli 2024 bundesweit nur 2,8 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet waren, und von diesen haben bei weitem nicht alle einen Berufsabschluss. Dennoch wollen wir hier mehr Anreize für Arbeit setzen, unter anderem durch eine Abkehr vom arbeitsfeindlichen Bürgergeld und eine Steuerreform, die den Einstieg in Arbeit auch finanziell wieder attraktiver macht.
In manchen Wirtschaftsbereichen, z. B. im Gesundheitsbereich, in der Gastronomie, aber auch im IT-Bereich, wird dies allein aber nicht reichen. Hier braucht es auch zugewanderte Fachkräfte. Allerdings muss man hier ganz klar differenzieren. Es gibt auf der einen Seite die Fachkräfteeinwanderung und auf der anderen Seite die Asylmigration. Beides sind komplett verschiedene Bereiche. Von linker und grüner Seite aus werden diese Dinge gerne vermischt. Es wird dort suggeriert, eine ungeregelte Einreise von Asylbewerbern - ob mit oder ohne Asylgründe - sei Teil der Lösung des Fachkräftemangels. Das denken wir nicht. Zwar wollen auch wir anerkannte Schutzberechtigte so schnell wie möglich in den Arbeitsmarkt integrieren, das ist aber nicht der Grund ihres Hierseins. Insbesondere wollen wir aber auch Asylbewerber, deren Antrag final abgelehnt wird, schnell in ihre Herkunftsländer zurückführen und sehen in diesen Personen gerade kein Fachkräftepotenzial.
Davon klar zu trennen ist die Fachkräfteeinwanderung. Hier werden gezielt Personen mit Qualifikationen in Mangelberufen oder auch potenzielle Azubis angeworben, um Lücken zu füllen, die sich nicht mit dem in Deutschland vorhandenen Potenzial füllen lassen. Im Übrigen sind diese Fachkräfte keine Belastung, sondern die Stütze des Gesundheitssystems. So arbeiten in den Thüringer Krankenhäusern laut Zahlen der Landeärztekammer 1.400 ausländische Ärzte. Das entspricht etwa einem viertel aller Klinikärzte des Landes. Auch in den Schulen lösen die Fachkräfte und ihre Familien kein relevantes Problem aus. Hier ist vor allem das nicht rechtzeitige Gegensteuern bei der Lehrerausbildung ursächlich für den Unterrichtsausfall. Das heißt nicht, dass wir die Herausforderungen, die mit Migration verbunden sind nicht auch sehen – sie sind sehr real und müssen angegangen werden. Sie stehen aber im Wesentlichen im Zusammenhang mit (illegaler) Asylmigration.
Als dritte Säule muss der Fachkräftebedarf auch durch Automatisierung und Digitalisierung gesenkt werden, das sorgt auch für bessere und besser bezahlte Arbeit und macht Arbeit damit auch attraktiver.
Herzlichst
Ihr
Mario Voigt