Frage an Mario Tants von Klaus S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Hallo Herr Tants,
dass Bildung die Grundlage des weiteren Lebens ist, darüber sind sich alle Parteien weitestgehend einig. Unterschiedlicher sind die Standpunkte bei vorschulischer bzw. frühkindlicher Erziehung (z. B. Betreuungsgeld).
Sind Sie für das Betreuungsgeld? Wie sehen Ihre Vorstellungen vorschulischer Bildung aus?
Sehr geehrter Herr Scheld,
über diese Frage freue ich mich wirklich sehr.
Aus meiner Sicht handelt es sich beim Elementarbereich um einen bisher zu Unrecht vernachlässigten, besonders wichtigen Teilbereich von Bildungspolitik in Bremerhaven und im Land Bremen. So umfasst dieses Thema im jüngst verabschiedeten Schulentwicklungsplan für Bremerhaven gerade einmal drei Seiten; genau so viel wie das Inhaltsverzeichnis. Offenbar nehmen die beteiligten Fraktionen dies nicht so ernst.
Dabei haben alle bisherigen Erhebungen gezeigt, dass in diesem Alter der Lernerfolg auch durch einen offeneren, spielerischen Ansatz sehr groß ist. Gerade im Erlernen der deutschen Sprache wird hier der Grundstein für die weitere schulische Entwicklung der Kinder gelegt. Dazu mal nebenbei ganz nachdrücklich: Ohne deutsche Sprache läuft in Deutschland nichts - Punkt.
Auch der Übergang vom Elementarbereich in die Grundschule ist bislang keineswegs geordnet. Bisher scheint mir die Verbindung von Schulen und vorschulischen Angeboten wie Kindertagesstätten und Kindergärten weitestgehend auf privatem Engagement Einzelner zu beruhen. Hier gilt es, unverzüglich einzugreifen und nachprüfbare Standards, wie mit den Übergangsgesprächen bereits begonnen, zur Pflicht werden zu lassen.
Ich bin ferner dafür, eine staatliche Vorschulerziehung für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren einzuführen. Für diese Einrichtung sollte vorerst keine Schulpflicht bestehen. Ich gehe aber davon aus, dass bereits bei den Dreijährigen ein Großteil diese Vorschule besuchen wird, in der die Kinder an das Lernen herangeführt werden und soziales Verhalten erlernen. Die Vorschule könnte sich als ein wirkungsvolles Instrument für die Integration von Kindern erweisen.
Auch die bisher schon sehr gute Arbeit der Erzieherinnen, ich benutze hier die weibliche Form wegen des überwiegenden Frauenanteils, könnte durch weitere pädagogische Ausbildung noch besser werden und im Nachgang auch der Bedeutung angemessen bezahlt werden.
Mir ist durchaus bewusst, dass dies erhebliche finanzielle Anstrengungen bedeudet. Aber dies nicht zu tun, wird bereits mittelfristig teurer! Dabei lasse ich die gesellschaftliche Dimension des stärker werdenden Problems mangelnder Bildung junger Menschen noch außen vor.
Wie Sie sicher bereits ahnen, bin ich kein großer Anhänger des Betreuungsgeldes. Bei mir bestehen Zweifel daran, ob das geleistete Betreuungsgeld tatsächlich dem Wohl des Kindes zugutekommt. Das vor allem von Seiten der FDP ins Gespräch gebrachte Gutscheinmodell kann nicht ernsthaft diskutiert werden, wenn man nicht einer Stigmatisierung breiter Bevölkerungsteile den Weg ebnen will. Auch befürchte ich, dass die Einführung des Betreuungsgeldes in Familien mit Migrationshintergrund dazu führen könnte, dass die Integration junger Kinder erschwert würde.
Trotz des staatlichen Bildungsauftrages soll die Erziehung in Bildungseinrichtungen die Erziehung durch die Eltern nicht ersetzen. Zur umfassenden Bildung gehört, dass sich beide Formen der Erziehung gegenseitig ergänzen und fördern.
Ich hoffe, Herr Scheld, dies hat Ihnen meine Ansichten näher gebracht. Im Internet können Sie sich im Vorfeld der Wahl am 22. Mai noch detaillierter über die Position der Piratenpartei im Bereich Bildung informieren.
Freundliche Grüße,
Mario Tants