Frage an Marino Freistedt von Utta H. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Freistedt,
vielen Dank für Ihre Antwort, die mir allerdings verdeutlichte, dass Sie offensichtlich meinen Brief vom 26.9.05 an Sie leider nicht richtig gelesen haben!
Schade auch, dass Sie nicht in der Lage waren mit mir einen Gesprächstermin zu vereinbaren, bzw. mir eine öffentliche Sprechstunde Ihres CDU-Büros zu nennen, wo ich Sie hätte aufsuchen können, um Sie eingehender zu informieren über meine Befürchtungen.
Doch zuallererst – möchte ich etwas richtig stellen:
es gibt keine Initiative gegen ein internationales Schifffahrtsmuseum in Hamburg, sondern es gibt eine Initative gegen die Art und Weise, wie und unter welchen Vorzeichen hier „ klammheimlich“ ein Schifffahrtsmuseum unter der Ägide eines Mannes installiert werden soll, der eine mehr als fragwürdige Geschichtsauffassung vertritt, die im übrigen konkret zu besichtigen ist in seinem Museum in der Elbchaussee - und ich empfehle Ihnen dringend einen Besuch vor Ort, um sich tatsächlich ein Bild davon zu machen und nicht Meinung aus Kolportagen aufzubauen.
Darüberhinaus möchte ich Sie auf eine Informationsveranstaltung der GEW im Curiohaus s.Anhang hinweisen (die ausführliche Info dazu haben Sie bereits von mir per Post erhalten!)
Ich gehe mit Ihnen d’accord, dass Exponate aus der NS-Zeit nicht fehlen dürfen, doch das ist nicht die Frage .
Die Frage lautet m.E.: WIE werden sie kritisch aufbereitet?
Noch einmal:
Ich, als Bürgerin dieser Stadt, erwarte von Ihnen – zumal nach diesem Ihren Antwortbrief -, dass Sie sich als Historiker, Abgeordneter und Lehrer für ein Museumskonzept einsetzen, in dem eine klare kritische Aufarbeitung der NS-Exponate enthalten ist.
Wenn sich rechtsradikale Gruppen in Harburg einrichten, denen möglicherweise durch eine blinde, selbstgefällige Tamm-Museumspolitik quasi auch noch ein „Flaggschiff“ gebaut wird, dann möchte ich von Ihnen wissen:
Wer übernimmt die Verantwortung für die Folgen?
Sie?
Mit beunruhigten Grüßen
Utta c.Hoffmann
P.S.
Die GEW lädt ein zur Diskussion
Kriegsverherrlichung – Kriegsverharmlosung?
Wie gehen Hamburger LehrerInnen damit um?
am Donnerstag, den 27. Oktober 2005 um 19.00 Uhr im Curiohaus (Rothenbaumchaussee 15), kleiner Saal
Geplant sind eine kommentierte PowerPointPräsentation zur Sammlung Peter Tamm, eine Erörterung des Tamm-Tamm-Buches sowie eine Darstellung von Kriegsbüchern, die von der Hamburger Schulbehörde für Hamburger SchülerInnen im Ersten Weltkrieg herausgegeben wurden. Daran schließt sich eine Fishbowl-Diskussion über den kulturpolitischen Hintergrund des geplanten Tamm-Museums in der Speicherstadt an.
Ihr Kommen zugesagt haben unter anderem bereits:
der kulturpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion Dietrich Rusche, der Senatsdirektor in der Kulturbehörde Hans Heinrich Bethge, Cornelia Sollfrank und andere Beteiligte der Initiative „Künstler informieren Politiker“.
Zum Hintergrund:
Die umfangreiche maritime Privatsammlung von Peter Tamm besteht aus rund 25.000 Schiffsmodellen, Hunderten von Uniformen, Marinegemälde und anderen Exponaten. Die Stadt Hamburg stellte dem Privatsammler bzw. seiner neu gegründeten Stiftung dafür mietfrei ein Gebäude zur Verfügung und sicherte ihm darüber hinaus per Bürgerschaftsbeschluss (mit den Stimmen der CDU und der SPD bei Enthaltung der GAL) 30 Millionen Euro für den Ausbau des Museums im historischen Kaispeicher B und die Aufbereitung der Sammlung zu. ExpertInnen zweifeln die Qualität der Sammlung an und fürchten, dass das Museum wegen der vielen Exponate aus der Nazizeit zur Anlaufstätte für Militaria-Fans und Neonazis werden könnte. Die Stadt garantiert dem Stifter Peter Tamm vertraglich eine einzigartige Position: Tamm kann als Direktor der Privatstiftung jede Entscheidung ohne Rücksprache mit der Stadt alleine treffen; ein unabhängiger wissenschaftlicher Beirat, wie ihn KritikerInnen fordern, ist bislang nicht in Sicht. Die Initiative „TammTamm - Künstler informieren Politiker“ ist ein Zusammenschluss von 121 KünstlerInnen, die Patenschaften für die Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaften übernommen haben, um sie über die Sammlung Peter Tamm aufzuklären.
Utta c.Hoffmann
22767 Hamburg
040-4394916
Sehr geehrte Frau Hoffmann,
vielen Dank für Ihre erneute Frage vom 26.10.05.
Die Antwort und meine diesbezügliche Position und Einschätzung entnehmen Sie bitte meiner Antwort auf Ihre Frage vom 11. September 2005.
Insbesondere, da sich aus meiner Sicht keinerlei veränderte Sachlage und dadurch notwendige weitere Erläuterungen ergeben haben.
Mit freundlichen Grüßen
Marino Freistedt MdHB