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Marino Freistedt
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Frage von Utta H. •

Frage an Marino Freistedt von Utta H. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Freistedt,

da ja offenbar alle Anfragen zum Thema " Tamm-Museum" der Aktion " Künstler befragen Politiker " gleich weiter geleitet werden zu Frau Jobmann, Tamm-Beauftragte der CDU, möchte ich mich, als Teilnehmerin dieser Aktion, auf diesem Wege nochmal direkt an Sie wenden und Sie bitten Ihren demokratischen Auftrag als Abgeordneter ernst zu nehmen und diesen Brief einer Bürgerin zu Ende zu lesen und zu beantworten.
Ich bin ein aktiver Mensch und suche den Dialog mit meinem Abgeordneten – Ihnen!
So steht es auf der offziellen Website der Hamburger Bürgerschaft.
Auch dies möchte ich von Ihnen ernst genommen wissen.
Mein Name ist Utta Hoffmann. Mit voller Absicht, aber durch das Zufallsprinzip bin ich in der Aktion „ Künstler informieren Politiker“ Ihre Patin geworden.
Vermutlich sind Sie darüber bereits bestens informiert:
es handelt sich um eine Aktion, in der Abgeordnete hinsichtlich ihres Abstimmungsverhaltens für das Schifffahrtsmuseum des Herrn Tamm befragt werden.
Nun, der Zufall wollte offensichtlich, dass gerade ich Ihre Patenschaft übernehmen sollte, denn ich bin nicht nur Künstlerin, sondern auch Lehrerin und Mutter eines schulpflichtigen Kindes .
Dieser alltägliche Erfahrungshintergrund speist als unmittelbare Ressource auch mein Kunstverständnis.
Ich vermute, auch Sie werden die Tatsache Ihres Lehrer - und Vaterdaseins entsprechend in Ihr politisches Handeln einbringen.
Und genau dazu habe ich Fragen, denn am 6.1.2004 haben Sie mit JA für das Tamm-Museum in der Hafencity votiert.
Sie haben JA gesagt dazu, dass die Stadt 30.000.000 € für das Tamm- Museum schnellstens zur Verfügung stellt, obwohl gleichzeitig härteste Einsparungsmaßnahmen im Kultur- und Bildungssektor vorgenommen wurden und werden.
(Filmförderung/ Geschichtswerkstätten etc. - Schulen wurden geschlossen, Lehrerstellen gestrichen,Fachunterrichtsausfall wg. Lehrermangel etc. p.p.)

Sie haben JA gesagt dazu, dass die Hansestadt Hamburg und ihre Bürger der Peter-Tamm-Stiftung 30 Millionen € und einen Speicher 99 Jahre mietfrei schenken , dafür aber kein Mitsprache- bzw. Mitbestimmungsrecht bezüglich des Museums-und Ausstellungskonzepts eingefordert.
Es gibt keinen wissenschaftlichen Beirat, kein museumspädagogisches Konzept – es gibt nur Peter Tamm als Alleinherrscher und seine ihm treu ergebene Geschäftführerin R. Nikolov, die einem stark einseitigen Geschichtsbegriff anhängen.
Warum gerade Sie als Pädagoge und Mitglied im Schulausschuss,Sonderausschuss Vernachlässigte Kinder, Sozialausschuss und Wissenschaftsausschuss unter diesen Bedingungen und ohne kritische Befragung der offensichtlich rechtslastigen Position eines Peter Tamms ihr Ja gegeben haben, begreife ich nicht und halte dieses JA für geradezu fahrlässig.
Sie sollten vertraut sein damit, welche Anziehungskraft sozialdarwinistische,militaristische Weltbilder auf orientierungslose Kinder und Jugendliche haben.
Ich möchte von Ihnen erfahren, welche Gründe Sie veranlasst haben mit JA stimmen.
Darüberhinaus empfehle ich Ihnen als Einstieg und Hintergrundinformation in den Tamm-Komplex folgende website:
http://www.tamm-tamm.info/index.html
Mit kooperativen Grüssen
Utta c. Hoffmann

Portrait von Marino Freistedt
Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Hoffmann,

vielen Dank für Ihre Frage vom 11.09.2005.

nachdem ich mich über die Hintergründe der Entscheidung der Hamburgischen Bürgerschaft informiert habe – die Abstimmung in der Hamburgischen Bürgerschaft ist noch während der vorherigen Legislaturperiode erfolgt – möchte ich Ihnen auf Ihre Anfrage inhaltlich kurz antworten.

Es ist ein erstrebenswertes Ziel, für eine „Seeschifffahrtsstadt“ wie Hamburg, ein international ausgerichtetes Museum mit dem Thema „Seefahrt“ einzurichten. Alle Beteiligten wissen um die Bedeutung moderner Museumskonzepte. Das vorliegende Konzept weist nach, dass bedeutende Museumswissenschaftler, Historiker sowie Geschäftsführer Hamburger Museen in die Erarbeitung des zukunftsweisenden Konzeptes eingebunden sind.

Zu Fragen der Finanzierung hat Ihnen unser kulturpolitischer Fraktionssprecher, Herr Rusche, eine genaue Übersicht erstellt, so dass ich diese hier nicht wiederholen muss.

Lassen Sie mich als studierter Historiker noch anfügen, dass es immer bei der Betrachtung der Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert Fragen zur Darstellung der NS-Zeit gibt. Dieses erleben wir in Schulen, bei Reden von Politikern und bei der Sammlung von Gegenständen aus dieser Zeit.

Dennoch dürfen wir uns weder aus unserer Verantwortung zur Aufklärung über die Machenschaften jener Zeit zurückziehen oder diese verschweigen, noch eine kritiklose Auflistung belastenden Materials dieser Jahre zulassen.

Ich denke und erwarte, dass dieses neue maritime Museum diesen o. g. Ansprüchen gerecht wird.

Die Bürgerinnen und Bürger sind aufgefordert, auch weiterhin kritisch den Blick auf die Vergangenheit zu richten.

Ihre Anmerkungen und Hinweise betrachte ich als Teil dieser Kritik. In Würdigung der Konzeption des „Tamm-Museums“ kann ich Ihre Darstellung aber nicht nachvollziehen und halte deshalb Ihre Vorwürfe für überzogen.

Dennoch vielen Dank für Ihren Beitrag zur Bedenkung geschichtlicher Darstellung in Hamburg.

Mit freundlichen Grüßen

Marino Freistedt MdHB