Welche spezifischen Maßnahmen planen Sie, um Protestwähler anzusprechen und die Attraktivität demokratischer Alternativen gegenüber extremistischen Parteien wie der AfD zu erhöhen?
Sehr geehrter Herr M.,
vielen Dank, dass Sie sich mit Ihrer Frage an mich gewandt haben. Das Ziel von allen demokratischen Parteien sollte es sein, Protestwähler*innen der AfD zurückzugewinnen und Ihnen aufzuzeigen, dass der Wunsch nach einem funktionierenden und gerechten Land nur mit demokratischen Kräften realisierbar ist. Zentral sind für mich dafür überall vor Ort in die Infrastruktur und in ein gute Gesundheits- und Sozialangebote, sowie in einen funktionierenden Rechtsstaat zu investieren. Nur mit konstruktiver Politik sind solche realen Verbesserungen für die Menschen machbar und sie wirken nachweislich Radikalisierung entgegen.
Gleichzeitig muss auch direkt das Verständnis für demokratische Prozesse und unsere freiheitlich demokratische Grundordnung gestärkt werden. Dafür müssen wir überall in Brandenburg miteinander im Gespräch bleiben und demokratische Akteure stärken. Besonders wichtig ist dies in der Breite Brandenburgs. Die demokratisch denkende Mehrheit der Bevölkerung muss von uns bestärkt und unterstützt werden und das ohne zwischenparteiliche Grabenkämpfe. Das gilt besonders in der Peripherie.
Innerhalb der Grünen stärken wir unsere Mitglieder im Land und unterstützen sie, sich der gefühlten Übermacht rechtsextremen Gedankenguts in den Dörfern und Kleinstädten entgegen zu stellen. Wir grüne Abgeordnete sind zudem in vielen Orten in Brandenburg ansprechbar. Als direktgewählte Abgeordnete aus Potsdam biete ich diese Möglichkeit insbesondere in Potsdam an. Seit dem letzten Jahr habe ich in zentraler Lage mein Wahlkreisbüro und ich bzw. meine Mitarbeiter*innen kommen dort regelmäßig mit Bürger*innen ins Gespräch.
Auch für den regelmäßigen Kontakt mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren nehme ich mir in meiner Arbeit viel Zeit. Bei Haushaltsverhandlungen und Plenarsitzungen setzen wir uns immer wieder für die Stärkung dieser Akteure ein. Sie sind ein wichtiges Bindeglied in die Breite der Gesellschaft und es gilt sie noch weiter zu stärken.
Ebenso wichtig sind mir meine Praktikumstage, an denen ich einen Tag lang in verschiedenen Betrieben oder Vereinen mitarbeite. Darunter waren zuletzt beispielsweise die Tafel, ein Seniorenpflegeheim, die Polizei oder auch die Stadtreinigung. Auf diese Weise erhalte ich einen „Blick hinter die Kulissen“ und kann mich vertrauensvoll mit den Menschen vor Ort austauschen. Sie teilen mit mir was sie bewegt, welche Probleme sie haben und was sie sich von der Landespolitik wünschen. Diese Art von Austausch empfinde ich als besonders wertvoll, weil dieser zu einem besseren, gegenseitigen Verständnis führt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die frühe Demokratiebildung. In vielen Schulen gibt es bereits verschiedene Projekte in diese Richtung, z.B. Planspiele, Arbeitsgemeinschaften oder auch unterschiedliche Diskussionsformate, zu denen Abgeordnete eingeladen werden. An solchen Formaten nehme ich regelmäßig teil und empfinde es als wichtige Aufgabe von mir als Abgeordnete jungen Menschen ein Verständnis für die Demokratie mitzugeben. Solche Projekte müssen stärker gefördert und ausgebaut werden. Auch dafür setzen wir uns als grüne Fraktion ein.
Ich bin davon überzeugt, dass durch offene Gespräche, spürbare Verbesserungen vor Ort, eine frühe Demokratiebildung sowie eine konstruktive Politik das Vertrauen in unseren Rechtsstaat und in unsere freiheitliche demokratische Grundordnung gestärkt werden. Dennoch ist mir bewusst, dass dies nicht die Lösung aller Probleme ist und es noch viele weitere Ansätze gibt. Deswegen würde ich mich sehr freuen, wenn Sie auf mich zukommen würden, wenn Sie weitere Ideen haben.