Frage an Maria Eichhorn von Klaus K. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Eichhorn
Bekanntlich nehmen trotz sinkender Geburtenraten bei stetig steigenden Schutzanstrengungen, Kindesmisshandlungen und Vernachlässigungen weiter zu. Woraus erkennbar wird, dass die bisherigen Schutzanstrengungen unsere Kinder vielfach zu spät erreichen, bzw. sie personal- und kostenintensiv aus dem sprichwörtlichen Brunnen gerettet werden müssen, in die wir sie zuvor sehenden Auges fallen ließen.
Eine einfache und kostengünstige Abhilfe würde ich in der Einführung eines neuen länderübergreifenden Schulfaches erkennen, mit dessen Hilfe Kinder in drei Stufen,
1. gewaltpräventiv lernen, was Gewalt ist. Welche Folgen sie hat und wie man ihr gewaltmeidend begegnet.
Es hätte zudem den Vorteil dass sich Kinder frühzeitig selbst als Opfer erkennen und schneller Hilfe abrufen könnten.
2. Vermittlung von Eigen- und Sozialverantwortungsbewusstsein.
Wie z.B. im verantwortungsbewussten Umgang mit der eigenen Sexualität, oder gemeinsinnfördernde Werte zu vermitteln, die sofern sie später einmal Personen in führende Positionen von Wirtschaft, Politik und Sozialwesen bekleiden, ein sozialverantwortliches Handeln generieren.
3. Elternvorbereitung.
In diesem Rahmen stelle ich mir die Vermittlung pädagogischer Kenntnisse vor, die jungen Menschen befähigt nicht nur liebevoll, sondern den Bedürfnissen ihrer künftigen Kinder mit angemessener Fachkompetenz zu begegnen. Denn nachweislich tragen in erster Linie persönliche wie auch eklatante Erziehungsdefizite von sorgeberechtigten Eltern/teilen zum Leid vieler Kinder bei. Solch eine frühzeitige Unterrichtung erscheint mir sehr geeignet zu drin, um dem im Grundgesetz und in nahezu allen Landesverfassungen verbindlich festgeschriebenen Schutzanspruch gegenüber Kindern präventiv zu entsprechen.
Wenn Sie Möglichkeiten sehen sich für solch eine Zielsetzung stark zu machen, würde ich mich sehr über ein entsprechendes Feedback freuen. Weitere Informationen finden Sie unter www.ex-heimkinder.de
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Klüber
Sehr geehrter Herr Klüber,
vielen Dank für Ihre Anfrage über Abgeordnetenwatch. Ihre Idee, ein länderübergreifendes Schulfach einzuführen, finde ich gut. Allerdings fällt die Schulpolitik nicht in die Zuständigkeit der Bundespolitik. Ich bitte Sie daher, sich mit Ihrem Vorschlag auch an Landespolitiker zu wenden.
Der Schutz unserer Kinder vor Misshandlung und Vernachlässigung ist mir, wie Ihnen, ein großes Anliegen. Auch stimme ich Ihnen zu, dass das wirkungsvollste Mittel gegen Verwahrlosung die Prävention ist. Deshalb setze ich mich vehement dafür ein, bundesweit verpflichtende Früherkennungsuntersuchungen für Kinder einzuführen. Eine Nichtteilnahme an Früherkennungsuntersuchungen kann ein Indiz sein, dass Eltern ihre Pflichten nicht gerecht werden. Deshalb sollten Eltern nach meiner Überzeugung mit Folgen rechnen müssen, wenn sie ihre Kinder nicht zu den Pflichtuntersuchungen bringen. Bayern hat deshalb seit Beginn dieses Jahres die Auszahlung des Landeserziehungsgeldes an den Nachweis der Vorsorguntersuchungen gekoppelt.
Darüber hinaus halte ich einen verbesserten Informationsaustausch zwischen Krankenkassen, Jugendämtern und Gesundheitsdiensten über Landkreis- und Bundeslandgrenzen hinweg für dringend notwendig, um vernachlässigte und misshandelte Kinder schneller zu finden und ihnen helfen zu können. Auch muss es möglich sein, bei Anhaltspunkten für eine Kindeswohlgefährdung ausreichend Informationen über die strafrechtliche Vorgeschichte von Betreuungspersonen zu beschaffen.
In vielen Fällen handelt es sich bei gefährdeten Kindern um Familien, wo die Eltern aufgrund eines Alkohol- oder anderen Drogenproblems ihre Kinder vernachlässigen. Hier sind die Jugendämter besonders gefordert. Damit diese ihre Pflichten auch wahrnehmen können, bedarf es nicht nur einer guten Zusammenarbeit mit den Ärzten und anderer Organisationen. Sie brauchen auch eine ausreichende Personalausstattung, um für den Schutz von Kindern sorgen zu können.
Ein Schulfach zur Prävention kann sicherlich ein geeignetes Mittel sein. Mindestens genauso wichtig ist es, Eltern bei der Erziehung durch so genannte niedrigschwellige Angebote wie z.B. Mutter-Kind-Gruppen, zu unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Maria Eichhorn MdB