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Margrit Wetzel
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Frage von Ernst F. •

Frage an Margrit Wetzel von Ernst F. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Dr. Wetzel,

ich habe eine Frage im Hinblick auf die argumentierte Notwendigkeit von Elbvertiefung und Anbindung Hamburgs durch die Y-Trasse.

Die Notwendigkeit dieser Massnahmen wird mit der Zunahme des Containerumschlags begründet. Deren Zunahme ist aber wesentlich größer als die Zunahme des Umschlags in Tonnen. Das liegt daran, dass eine Änderung des Transportmittels von Stückgut/Schüttgut nach Container zwar den Containerumschlag erhöht, allerdings keine zusätzlichen Transportkapazitäten erfordert, da ja insgesamt nicht mehr transportiert wird. Als Grundlage für zukünftige Anforderungen dürfte der Containerumschlag nicht herangezogen werden.

In diesen Diskussionen wird nie gesagt, wie die Warenströme des zusätzlichen Umschlags verlaufen. So wird z.B. gesagt, doppelte Anzahl von Containern bedeutet für die Y-Trasse (=Transport nach Süden) doppelte Anzahl Güterwaggons. Dies kann schon deshalb nicht richtig sein, weil im Süden kein doppelter Bedarf entstehen wird, da Süddeutschland schon jetzt überversorgt ist. Vermutlich gehen die Warenströme in den Ostblock. Dies bedeutet, dass zusätzliche Kapazitäten auf der Elbe elbabwärts Richtung Tschechien, auf der Schiene gen Osten über Lüneburg Richtung Polen und elbaufwärts in kleineren Federschiffen durch den Nord-Ostseekanal Richtung Baltikum erforderlich werden.

Wäre also eine Elbvertiefung erforderlich, wenn man das Umladen im Hamburger Hafen auf Federschiffe, die wieder zurück und durch den NO-Kanal fahren, unterbinden würde? (Dies wird der Markt sowieso verhindern). Und entsteht unter diesen Aspekten überhaupt irgendein Bedarf für eiene Y-Trasse, also Transport nach Süden?

Mit freundlichen Grüßen
Ernst Friesecke

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Sehr geehrter Herr Friesecke,

vielen Dank für Ihre Anfrage, in der Sie den Bedarf der Y-Trasse im Zusammenhang mit der Elbvertiefung in Frage stellen.

Die Notwendigkeit der Y-Trasse wurde bereits im Bundesverkehrwegeplan 1992 festgestellt. Schon damals gab es den politischen Willen, für Hochgeschwindigkeitszüge eine eigene Trasse zwischen dem Dreieck Hamburg – Bremen – Hannover zu schaffen. Inzwischen haben die Güterumschläge in den Seehäfen dramatisch zugenommen, so dass die Notwendigkeit, möglichst viele Waren auf die Schiene zu bringen, immer drängender wird. Deshalb hat auch die Realisierung der Y-Trasse neue, drängende Aktualität bekommen. Die Elbvertiefung wird mit immer größer werdenden Schiffen begründet. Ohne die Elbvertiefung soll der Containerumschlag laut Hamburger Port Authority bis 2015 auf 16 Mio. TEU anwachsen, mit Elbvertiefung auf 18 Mio. TEU.

Sie sehen also, dass der Containerumschlag laut Prognose in den nächsten Jahren in jedem Fall dramatisch ansteigen wird. Dies hängt zweifellos mit der wachsenden wirtschaftlichen Entwicklung vor allem in Asien (China und Indien) zusammen, Hamburg als Drehkreuz auch nach Osteuropa kann sicher nicht nur über den Nord-Ostseekanal entlastet werden, auch wenn dieser von hoher Bedeutung für die Weiterführung der Verkehre ist. Auch der Nord-Ostseekanal wird übrigens deshalb ja ausgebaut. Bei derartig wachsenden Verkehren ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass es auch zunehmend Güterverkehre von Hamburg und Bremen aus in den Süden der Bundesrepublik geben wird. Die Fachleute, die die Untersuchungen zum Beleg der Notwendigkeit der Y-Trasse durchgeführt haben, haben mit Sicherheit auch die Wege der Warenströme dabei untersucht. Insofern kann ich Ihre Zweifel an der Notwendigkeit einer Hochgeschwindigkeitstrasse für den Schienengüterverkehr – ausgehend von den Nordseehäfen – nicht teilen.

Mir ist die Umstrittenheit der Y-Trasse vor Ort gut bekannt. Fehlende Schienenwege führen aber im Allgemeinen dazu, dass Warentransporte in noch höherem Maße auf die Straße verlagert werden. Wer dies verhindern will, muss den Ausbau der Schienenwege unterstützen. Der Markt lässt sich nicht so lenken, wie es anwohnende Bürger an geplanten Schienentrassen am Liebsten hätten.

Mit freundlichem Gruß
Dr. Margrit Wetzel MdB