Frage an Margit Jung von Kerstin S. bezüglich Wirtschaft
Was werden Sie gegen den prognostizierten Lehrermangel unternehmen?
Stimmem Sie dieser Aussage zu: "In den Thüringer Kitas fehlen mindestens 2000 Vollzeitstellen für Fachkräfte"?
- Werden Sie die Empfehlungen der Europäischen Union zur Personalausstattung in Kitas vollinhaltlich umsetzen?
- Was werden Sie unternehmen, damit der Thüringer Bildungsplan in den Kitas und den Grundschulen ohne Abstriche umgesetzt wird?
- Wie stehen Sie zu den Empfehlungen der Bertelsmannstiftung: Eine Erzieherin für 3 Krippenkinder bzw. 7,5 Kindergartenkinder einzustellen?
- Wie wollen Sie dafür sorgen, dass sich ErzieherInnen und LehrerInnen künftig regelmäßig fortbilden und zwar sowohl in Pädagogik als auch in den Inhalten ihrer Unterrichtsfächer?
- Was werden Sie unternehmen, damit die Forderung der Enquetekommission "Erziehung und Bildung" nach einer besseren Verzahnung von Grundschule und Hort umgesetzt wird?
- Was werden sie unternehmen um die Berufsausbildung von ErzieherInnen zu verbessern?
- Was werden sie unternehmen um die Berufsausbildung von LehrerInnen zu verbessern?
- Haben Sie schon einmal über ein Gütesiegel für Kitas nachdedacht
Sehr geehrte Frau Schlegel, vielen Dank für Ihr Interesse an der Landtagswahl in Thüringen und Ihre Fragen, die ich Ihnen nachfolgend beantworten möchte :
Was werden Sie gegen den prognostizierten Lehrermangel unternehmen?
Wir schlagen eine Entfristung momentan befristeter Arbeitsverträge junger Lehrerinnen und Lehrer vor, die ab 2012 eine Zusage zur Vollzeitbeschäftigung bekommen sollen. Dies würde einen Einstellungskorridor von jährlich 200 Lehrerstellen, insbesondere für junge Lehrer und Absolventen bedeuten - mit einem Beschäftigungsumfang von 80 Prozent und einer Garantie bzgl. Vollbeschäftigung ab 2012.
Stimmen Sie dieser Aussage zu: "In den Thüringer Kitas fehlen mindestens 2000 Vollzeitstellen für Fachkräfte"?
Ja, ich stimme dieser Aussage voll und ganz zu. Die zusätzlichen 2000 Fachkräfte reichen gerade mal, um den bundesdeutschen Durchschnitt zu erreichen. Eine wirklich gute Versorgung ist damit noch nicht erreicht.
Werden Sie die Empfehlungen der Europäischen Union zur Personalausstattung in Kitas vollinhaltlich umsetzen?
Was werden Sie unternehmen, damit der Thüringer Bildungsplan in den Kitas und den Grundschulen ohne Abstriche umgesetzt wird?
Wie stehen Sie zu den Empfehlungen der Bertelsmannstiftung: Eine Erzieherin für 3 Krippenkinder bzw. 7,5 Kindergartenkinder einzustellen?
Ich erlaube mir, die drei Fragen zusammen zu beantworten, da es im Kern immer um das gleiche Problem geht: Sowohl die EU-Empfehlungen als auch die Vorschläge der Bertelsmann-Stiftung laufen darauf hinaus, dass der Personalschlüssel in den Kitas wesentlich verbessert werden muss, um die Kitas qualitativ abzusichern und den Bildungsplan überhaupt umsetzen zu können. Bislang ist dies nicht möglich,
Die Empfehlung der EU sowie von Bertelsmann werden von uns unterstützt und sind Ziel einer Personalentwicklung in Kindertagesstätten. Zunächst gilt es, mit den zusätzlichen 2.000 Erzieherinnen die Qualität in den Kitas zu sichern und die Möglichkeiten zu schaffen, mit der Umsetzung des Bildungsplanes zu beginnen.
Wie wollen Sie dafür sorgen, dass sich ErzieherInnen und LehrerInnen künftig regelmäßig fortbilden und zwar sowohl in Pädagogik als auch in den Inhalten ihrer Unterrichtsfächer?
Im Gesetzentwurf des Volksbegehrens für eine bessere Familienpolitik ist vorgesehen, dass Erzieherinnen und Erzieher mehr Zeit für Fortbildung haben. Auch hierfür ist die Voraussetzung wieder, dass es mehr Fachpersonal gibt. Ohne zusätzliche Kolleginnen und Kollegen ist es den bereits angestellten Erzieherinnen nur schwer möglich, sich innerhalb der Arbeitszeit weiterzubilden. Das würde in der Regel bedeuten, dass die Gruppen in dieser Zeit noch einmal vergrößert werden müssten, was pädagogisch kaum noch zu verantworten ist.
Für Lehrerinnen und Lehrer gilt auch, dass ihre Weiterbildungsmöglichkeiten davon abhängen, dass es ausreichend Personal gibt, damit keine Stunden ausfallen müssen.
Was werden Sie unternehmen, damit die Forderung der Enquetekommission "Erziehung und Bildung" nach einer besseren Verzahnung von Grundschule und Hort umgesetzt wird?
Für uns ist wichtig, dass die Grundschulhorte personell abgesichert werden. Auch hier sollten die Erzieherinnen unbefristet eingestellt werden, da befristet eingestelltes pädagogisches Personal in Schulen, ob Lehrer oder Erzieherinnen, pädagogisch nicht vertretbar ist. Zugleich muss die pädagogische Qualifikation des Hortpersonals sichergestellt werden, d.h. dass kein fachfremdes Personal zur Überbrückung von Mangelsituationen beschäftigt werden soll.
Was werden sie unternehmen um die Berufsausbildung von ErzieherInnen zu verbessern?
Wir setzen uns für eine Hochschulbildung der Erzieherinnen und Erzieher ein, um die Kitas dauerhaft zu Bildungsinstitutionen umbauen zu können.
Was werden sie unternehmen um die Berufsausbildung von LehrerInnen zu verbessern?
Grundsätzlich muss die Lehrerausbildung immer an die pädagogischen Standards angepasst werden. Wenn wir das Schulsystem hin zu längerem gemeinsamen Lernen umstellen, müssen die Lehramtsstudierenden natürlich darauf vorbereitet werden, diesen Anforderungen gerecht zu werden.
Haben Sie schon einmal über ein Gütesiegel für Kitas nachgedacht?
Ein Gütesiegel macht unseres Erachtens keinen Sinn, wenn die Voraussetzungen gar nicht gegeben sind, hohe Qualitätsstandards tatsächlich auch in die Tat umsetzen zu können. Wenn in einer Kita nun mal zu weniger Erzieherinnen sind, können diese auch nicht den Bildungsplan umsetzen – so engagiert sie sein mögen. Das kann man aber weder der Kita noch dem Fachpersonal zum Vorwurf machen
Mit freundlichen Grüßen
Margit Jung