Frage an Margit Jung von Thomas S. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Jung,
wie sehen Sie persönlich die aktuelle Situation in den Thüringer Kindertagesstätten? Werden Sie vor der Wahl noch eine besuchen?
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Söller
Sehr geehrter Herr Söller,
vielen Dank für Ihre Frage. Als familienpolitische Sprecherin meiner Fraktion kenne ich die Situation in den Thüringer Kindertagesstätten sehr gut. Seit 5 Jahren führe ich im Thüringer Landtag durch die Auswirkungen der Thüringer Familienoffensive der CDU sehr intensive und heftige politische Auseinandersetzungen.
Diese Veränderung des KITA- Gesetzes durch die CDU, trotz intensivster Proteste hat viele Einschnitte für eine hohe qualitative Bildung und Betreuung der Kinder in Kindertagesstätten gebracht. Besonders für Kinder im Krippenalter, wo der Personalschlüssel mehr als halbiert wurde, vorher 2 Erzieherinnen für 8 Kinder jetzt 1 Erzieherin für 7 Kinder, sind die Auswirkungen gravierend. Dazu kommt, daß mit dem Gesetz das Krippenalter für Kinder von dem bundesweiten Standard von 0-3 Jahren, auf 0-2 Jahre abgesenkt wurde und auch dadurch, das notwendige Personal nicht zur Verfügung steht. Darüber hinaus finden Ausfallzeiten wie Urlaub und Krankheit keine Berücksichtigung.
Die Folgen sind u.a. hohe Kinderzahlen in den Gruppen, wodurch die individuelle Förderung jedes Kindes fast unmöglich wird und der anspruchsvolle Bildungsplan nicht umgesetzt werden kann. Das führt wiederum zur Unzufriedenheit der Erzieherinnen, die an ihren Beruf einen hohen Anspruch stellen und durch die ständige und dauerhafte Überbelastung überdurchschnittlich krankheitsbedingt ausfallen. Es ist nur dem überdurchschnittlichen Engagement der Erzieherinnen, aber auch der Eltern zu verdanken, daß die hohe Qualität an den Kindertagesstätten noch gehalten wird.
Für mich sind Kindertagesstätten Bildungseinrichtungen und Bildung ist hoheitlich Ländersache und damit können höhere Kosten nicht fortwährend auf die Kommunen übertragen werden. Bildung von Anfang an ist für die Zukunft unseres Landes sehr wichtig. Bildung ist für alle Kinder chancengleich zu gestalten, und muß deshalb kostenfrei sein. Dazu gehört selbstverständlich auch ein kostenfreies Mittagessen.
Seit 2005 haben die LINKEN und ich auch ganz persönlich das Volksbegehren "Für eine bessere Familienpolitik in Thüringen" unterstützt, welches 2000 neue Erzieherinnenstellen für Thüringen fordert. Damit würde der Personalschlüssel in den Kindertagesstätten erst mal auf das Durchschnittsniveau in Deutschland angehoben. Ich finde es toll, und so ein Engagement ist nicht hoch genug zu würdigen, daß Eltern sich nun schon fast 5 Jahre für bessere Rahmenbedingungen an den KITA´s einsetzen und nicht aufgeben, auch wenn ihre Kinder nicht mehr in den Genuß des Erfolges kommen. Und deshalb finde ich es unverschämt, wenn Herr Panse öffentlich äußert, daß die Luft raus ist aus dem Volksbegehren.
Wenn DIE LINKE in Regierungsverantwortung kommt, dann steht die Verbesserung des KITA -- Gesetzes und damit des Personalschlüssels im Sofortprogramm. Darüber hinaus wollen wir einen Rechtsanspruch für alle Kinder auf einen Kita-Platz, umeine noch bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen.
Wer an der Bildung unserer Kinder spart, wird in Zukunft verarmen.
Die Bildung und Ausbildung unserer Kinder ist die mit Abstand wichtigste Ressource in unserem Land.
Sie fragen, ob ich noch vor der Wahl eine KITA besuche. Ich besuche mindestens zweimal im Monat eine Kindertagesstätte, nicht nur in meinem Wahlkreis Gera. Dadurch kenne ich auch die sehr großen regionalen Unterschiede der Qualität der Kindertagesstätten in Thüringen. Denn momentan ist es nicht nur wichtig für ein Kind, ob es in einer armen oder reichen Familie geboren wird, sondern auch noch, ob es in einer armen oder reichen Kommune geboren wird. In finanzstärkeren Kommunen wie z.B. in Jena gibt es zusätzliches Personal. Damit haben die Kinder dort, bessere Bildungschancen. Wir wollen das für alle Kinder.
Darüber hinaus bin ich Patin der Kindertagesstätte " Schlumpfhausen" in Steinbrücken in Gera, wo ich nicht nur an festen und Feiern teilnehme, sondern auch regelmäßig vorlese und auch mich an den Diskussionen zum Konzept und der Entwicklung der Einrichtung mit dem Personal und dem Träger beteilige. Am 21. August 2009, werde ich im Rahmen der Kampagne "6 Minuten sind zu wenig!" von 8 - 15 Uhr den Tagesablauf in dem Walddorfkindergarten in Gera begleiten.
Mit freundlichen Grüßen
Margit Jung