Frage an Marcus Weinberg von Kai S. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Weinberg,
Studien zeigen, dass die ersten Lebensjahre für die Entwicklung eines Menschen von besonderer Bedeutung sind. Familien- und Bildungspolitisch werden diese entscheidenden Jahre bisher leider stiefmütterlich behandelt. Wie können Säuglinge und Kleinkinder besser gefördert werden?
Vielen Dank und freundliche Grüße
Kai
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Nachricht zur Förderung von Säuglingen und Kleinkindern.
Um ehrlich zu sein, überrascht mich Ihre Frage, denn nie wurde in diesem Bereich mehr getan als in den vergangenen Jahren. Damit meine ich in erster Linie natürlich den Ausbau der Kindertagesbetreuung. Sowohl die Anzahl der Kindertageseinrichtungen als auch die Anzahl der betreuten Kinder ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Insbesondere Kinder im Alter von unter 3 Jahren werden heute deutlich häufiger in einer Kita betreut als noch vor zehn Jahren. Im Jahr 2006 waren es gerade einmal 13,6%, 2018 bundesweit immerhin bereits 33,6%. Der Bund stellt für die Finanzierung der Kindertagesbetreuung bis 2020 über zehn Mrd. Euro bereit. Hinzukommen das im vergangenen Jahr verabschiedete sogenannte „Gute-Kita-Gesetz“, das eine Investition von weiteren 5,5 Mrd. Euro bis zum Jahr 2022 vorsieht, sowie verschiedene weitere Bundesprogramme u.a. zur sprachlichen Förderung von Kindern. Der rasante Ausbau der Kindertagesbetreuung hatte neben einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf primär auch die Weiterentwicklung der frühkindlichen Bildung zum Ziel. Auch deshalb hat sich die Union in den Verhandlungen um das „Gute-Kita-Gesetz“ sehr dafür eingesetzt, das Geld in die Qualität der Kinderbetreuung zu investieren.
Ich halte eine gezielte frühkindliche Bildung auch im Hinblick auf die Schaffung von Chancengerechtigkeit für sehr wichtig. Insbesondere in den ersten Lebensmonaten kommt es aus meiner Sicht aber noch deutlich stärker auf eine gute und sichere Bindung an. Studien zeigen, dass eine feste Bindung eine wichtige Voraussetzung für die weitere stabile emotionale und psychosoziale Entwicklung des Kindes darstellt. Die Bindung stärkt das Selbstwertgefühl und die sozialen Fähigkeiten des Kindes im Umgang mit anderen Menschen. Naturgemäß sind die Eltern die ersten Bezugspersonen des Kindes. Sie sind daher auch maßgeblich verantwortlich für deren Schutz und Fürsorge. Entscheidend für den Aufbau dieser besonderen Bindung sind Kontinuität und zeitliche Verfügbarkeit. Die Einführung des Elterngelds und dessen Ausweitung zu einem ElterngeldPlus waren diesbezüglich richtige und wichtige Entscheidungen. Inzwischen investiert der Bund mehr als 7 Milliarden Euro im Jahr für das Elterngeld.
Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass insbesondere Säuglinge aber auch Kleinkinder am allerbesten in ihrer Familie gefördert werden. Nicht alle Familien können das aber gleichermaßen leisten. Immer deutlicher erkennbar wurde in den letzten Jahren ein steigender Bedarf an früher und bedarfsorientierter Unterstützung. Die Frühen Hilfen und weitere frühe niedrigschwellige Angebote schaffen bei Unsicherheiten Stabilität und entlasten Familien. Gerade für Familien in schwierigen persönlichen Lagen können frühe Angebote eine große Hilfe bei der Überbrückung ihrer Probleme sein. Besonders hilfreich sind persönliche Beratungen von Fachleuten und Unterstützungsleistungen vor Ort. Hier gilt es ein freizugängliches niedrigschwelliges Angebot aufzubauen und dafür auch bestehende Strukturen wie z.B. die erfolgreichen „Mehrgenerationenhäuser“ zu nutzen.
Mit freundlichen Grüßen
Marcus Weinberg