Frage an Marco Schneider von Erika K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Schneider,
Ihrer Wahlkampfwerbung darf ich entnehmen, dass Sie in der Studentenvertretung der Universität Würzburg erfolgreich aktiv waren.
Von einem erfolgreichen Studienabschluss lese ich jedoch nichts. Darf ich voraussetzen, dass Sie diesbezüglich gescheitert sind?
Warum sollte ich einem Kandidaten dann aber meine Stimme schenken, der es entweder an Zielstrebigkeit fehlen lässt oder nicht willens bzw. in der Lage ist, frühzeitig mittels Studienfachwechsel gegenzusteuern?
Vielen Dank für Ihre Antwort,
mit freundlichem Gruß,
E. Kirsch
Sehr geehrte Frau Kirsch,
Sie haben richtig gelesen. Und es wundert mich, dass bislang noch niemand aus dem Lager der politischen Mitbewerber diesen Punkt näher beleuchtet hat. Vielleicht ja jetzt ...
Ja, ich habe keinen Hochschulabschluss gemacht. Beim Lesen meiner Vita haben Sie sicherlich entdeckt, dass ich mich während meines Studiums selbständig gemacht habe. Dies hat - zusammen mit den Ehrenämtern, die ich innehatte - dazu geführt, dass ich mich immer weiter von meinem ursprünglichen Studienziel entfernte.
Sie mögen es scheitern nenne, ich nenne es Umorientierung. Ich stand am Ende vor der Frage: gehe ich weiter meinen beruflichen Weg und nutze die mir 2002 gebotene berufliche Chance (als Angestellter der Freistaates Bayern bzw. des Studentenwerks Würzburg) oder lasse ich es und beende mein Studium. Ohne zu wissen, was dann kommt. Ich nahm also den Spatz in der Hand, statt auf die Taube auf dem Dach zu warten.
Daher habe ich mich für den beruflichen Weg entschieden. Ich habe die Stelle bekommen, weil ich bis dato über vier Jahre Berufserfahrung als Selbständiger vorweisen konnte. Einen Hochschulabschluss brauchte ich für meine Tätigkeit als Kultur- und Pressereferent genausowenig wie für meine Tätigkeit als Sozialberater im Studentenwerk.
Und da das eine Geld einbrachte, das Studium aber Geld kostete, entschied ich mich für den Berufsweg und gegen den Studienabschluss.
Wenn man als Student und "Arbeiterkind" darauf angewiesen ist, selbst Geld zu verdienen, dann freut man sich über eine solche berufliche Chance. Einen Makel sehe ich darin nicht. Im Gegenteil. Mir wurde im Studium nichts geschenkt, ich musste mir stets den Großteil meines Einkommens selbst verdienen. Dass sich daraus eine andere Laufbahn ergeben hat als die ursprünglich angestrebte, das ist meiner Meinung nach durchaus nachvollziehbar.
Im Übrigen habe ich einen Berufsabschluss: ich habe ein zweijähriges Volontariat gemacht und darf mich nun Journalist nennen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen erklären, was mich zu diesem Schritt bewogen hat. Sie müssen nun selbst abwägen, ob Ihnen dies nachvollziehbar erscheint oder ob ich noch immer ein Gescheiterter in Ihren Augen bin.
Ich jedenfalls habe es nie bereut, diesen Weg eingeschlagen zu haben.
Beste Grüße
Marco Schneider