Frage an Marco Bülow von Michael v. bezüglich Umwelt
Die meisten Politiker setzen sich für Elektromobilität ein. Neben fahrtechnischen Nachteilen gegenüber dem Verbrennungsmotor werden in anderen Ländern die Landschaft und das Grundwasser für den Abbau von Batterierohstoffen nachhaltig zerstört. Zudem verlieren die dort ansässigen Menschen auch noch ihre Lebensgrundlage. Das wird im ARD-Beitrag „Kann das Elektroauto die Umwelt retten“ vom 3. Juni 2019 (in der Mediathek anschau- und herunterladbar) mehr als deutlich und zeigt in drastischen Bildern die ökologische und soziale Katastrophe, die für einen Klimahype mit E-Mobilität in Deutschland, der global gesehen gar nichts bringt und obendrein einen falschen Ansatz hat ( https://www.express.de/koeln/-klima-wahnsinn--koelner-konrad-adenauer-wettert-gegen-greta-thunberg-32881780?dmcid=sm_fb&fbclid=IwAR1ZFiO5HK4eOspmAFmsMteCAxk7jXc9ctrGTvNPWzslZDAozOYoSzfE-UQ ), in Kauf genommen wird. Wie beurteilen Sie die Umweltzerstörung der Landschaft und die Vernichtung des Grundwasserspiegels (allein die Lithiumgewinnung für eine Batterie verbraucht 80000 l Wasser – siehe erwähnter ARD-Beitrag) sowie die Zerstörung der Lebensgrundlage der in den Abbauregionen ansässigen Menschen? Zudem herrschen in Afrika menschenentwürdigende Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit bei der Batterierohstoffgewinnung. Wie passen dieser Missbrauch von menschlicher Arbeitskraft und die Verletzung der Menschenrechte für die Batterierohstoffgewinnung ( https://www.dw.com/de/kinderarbeit-für-elektro-autos/a-40151803-0 ) in Ihr Menschenbild?
Ferner wird bei sofortigem Verzicht von jeglichem Gramm CO2 in Deutschland, laut Prof. Rahmstorf vom Potsdamer Klimainstitut, das Klima um 0,05 Grad Celsius verringert ( https://www.youtube.com/watch?v=pxLx_Y6xkPQ&t=27s ), wobei Deutschland mit diesem Beitrag weltweit, aber selbst auch national gar nichts bewirken würde. Wie beurteilen Sie eine derartige minimale, unbedeutende Temperaturabsenkung, die der Steuerzahler mit Milliardenbeträgen finanziert?
Sehr geehrter Herr Lüttwitz,
vielen Dank für Ihre Frage zu Elektromobilität.
Ich verstehe Ihre Gedanken und Ihren Unmut. Viel zu häufig wird einseitiges Greenwashing betrieben, neue Errungenschaften in den Himmel gelobt und darüber ihre Nachteile vergessen. Damit treten wir im Endeffekt aber auf der Stelle.
Und so müssen wir sagen: Ja, leider entstehen durch die Produktion von Elektroautos, wie von ihren Bestandteilen, umweltbelastende Schäden. Die von Ihnen genannte Wasserverschwendung ist nur eine Folge der Produktion. Dennoch glaube ich, dass wir mit einer Wegorientierung von Verbrennungsmotoren auf dem richtigen Weg sind. Die Technologien sind wahrlich nicht perfekt, aber das Wissen um Wichtigkeit jetzt zu handeln ist endlich ins allgemeine Bewusstsein eingedrungen. Und mit dem Bewusstsein über die Notwendigkeit zu handeln kommt auch die Forschung in Gang, die potentiell die Verfahren weiterentwickelt oder neue, bessere Möglichkeiten der Mobilität hervorbringt.
Auch meine ich, dass direkte Umrechnungen von einzelnen Entscheidungen der Politik in einem Staat auf die Klimabilanz nur selten produktiv sind. Natürlich müssen sich Politiken an der Realität messen lassen, aber von einem minimalen Effekt einer Richtlinie in einem Staat auf die fehlende Wirksamkeit der Richtlinie insgesamt zu schließen, halte ich für nicht zielführend. Es kommt auf eine internationale Zusammenarbeit an, in der von einzelnen Staaten eine Vorreiterrolle angenommen werden und so international die Debatte um Klimagerechtigkeit vorangebracht werden kann. Eine Belastung der Steuerzahler*innen kann ebenso kein Argument sein kann, in Anbetracht einer globalen Klimakrise des aktuellen und des zukünftigen Ausmaßes.
Trotzdem muss ich Ihnen auch zustimmen: die Arbeitsbedingungen in der Lithiumgewinnung sind unmenschlich. Jedoch handelt es sich hier um keine spezifische Praxis in der Rohstoffgewinnung für Batterien. Das macht die ausbeuterische Praxis selbstverständlich keinen Deut besser, nein. Aber sie ist eben kein Alleinstellungsmerkmal des Elektroautos. Vielmehr haben wir uns über unsere Wirtschaftsdoktrin diese Ausbeutung zum System gemacht. Wir müssen uns daher daran erinnern, dass wir Natur und Mensch, insbesondere im globalen Süden, nicht gegeneinander ausspielen, sondern die Probleme als gemeinsame verstehen und also auch gemeinsam anpacken. Es gilt also gegen die Zerstörung von Menschen und Erde durch Menschenhand vorzugehen.
Aus diesen Gründen dürfen wir die Zukunft der Mobilität nicht einseitig angehen, das Elektroauto nicht zu hoch loben und darüber die Arbeiter*innen (des globalen Südens) nicht vergessen. Vielmehr müssen wir die Augen offen halten und uns sowohl für Mensch als auch für Umwelt einsetzen. Dazu lohnt es sich auf verschiedene Technologien und Konzepte setzen und sich nicht das Elektroauto zum Allheilmittel stilisieren. Unter klimarelevanten Maßnahmen wären beispielsweise eine Verkehrswende hin zu öffentlichem Nahverkehr statt Individualverkehr und eine stärkere Verantwortung für Unternehmen zu nennen.
Ich hoffe ich konnte Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen
Marco Bülow