Frage an Manfred Hammel von Martin J. bezüglich Frauen
An die Kandidaten im Wahlkreis Stuttgart I
Sehr geehrter Herr Dr. Hammel
Folgende Ungleichbehandlungen aufgrund des Geschlechtes existieren bei uns (unter anderem!):
1. Bundeswehr
Warum wird die starre Wehrpflicht ausschließlich für Männer immer noch mit irgend welchen imaginären weit her geholten nicht klar eingrenzbaren „Diensten an der Gesellschaft“, die „die Frauen“ leisten, gegenüber gestellt? Viele Männer leisten solche Dienste auch. Viele Frauen leisten solche Dienste nicht. Für die Wehrpflicht ist aber das Geschlecht das einzige Kriterium. Mit dieser Begründung kann sich ein Mann nach dem Wehrdienst darauf berufen, „seinen“ Teil erfüllt zu haben und jedweden gesellschaftlichen Dienst ablehnen, mit gutem Recht und bestem Gewissen. Kontraproduktiv!
2. Arbeitsplatzvergabe
Warum werden im ö. D. auf allen Ebenen von gleich qualifizierten Bewerbern auf fachliche Stellen Frauen bei Einstellungen bevorzugt? Unterschiedliche Repräsentanzen in entsprechenden Beschäftigungsgebieten sind nicht Folge von etwaigen Ungleichbehandlungen wegen des Geschlechtes (ist heutzutage völlig undenkbar), sondern haben andere Gründe, z. B. unterschiedliche Nachfrage etc. und sind nicht grundsätzlich verwerflich.
Hinzu kommt noch der merkwürdige Umstand, dass diese Männer, wenn sie sich, aus ihrem Bereich weggequotet, dann auf unterrangige, zutragende Stellen (im Schreib- und Bürobereich) bewerben, ebenfalls nicht genommen werden, weil da ja „nur Frauen“ eingestellt werden (Beispiel aus der Praxis). Hier gilt die Quote also nicht „anders herum“.
Bitte um Stellungnahme. Vielen Dank!
Sehr geehrter Herr Janßen,
gestatten Sie, dass ich in Beantwortung Ihrer Fragen zunächst aus dem von der Linkspartei. PDS am 27. August 2005 zu den Bundestagswahlen 2005 verabschiedeten Wahlprogramm zitiere. - In Sachen "Geschlechtergerechtigkeit und Frauenförderung" ist dort auf Seite 25 im Einzelnen ausgeführt:
"Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen gehört zu den Grundvoraussetzungen einer demokratischen Gesellschaft. Sie erfordert nicht nur den rechtlichen Schutz vor Diskriminierung, sondern auch die aktive Förderung der Geschlechter, wo immer überkommene Rollenbilder eine gleichwertige Teilhabe an Beruf und Gesellschaft verhindern." - Erwähnt sind hier beide Geschlechter wie der problembewusste Umgang mit geschlechtsspezifischen Benachteiligungen von Mann und Frau.
Leider war es in der Vergangenheit überwiegend festzustellen, dass Frauen bei der Bewerbung gerade auf qualifizierte Positionen benachteiligt waren. Aus diesem Grunde spricht sich das von der Linkspartei.PDS zu den Bundestagswahlen 2005 verabschiedete Wahlprogramm für die Verabschiedung von Gleichstellungsgesetzen und die Umsetzung von Frauenförderungsprogrammen aus.
Eine entsprechende Förderung kann allerdings nicht derart weit gehen, dass beispielsweise die Zugehörigkeit einer Bewerberin zum weiblichen Geschlecht stets als solche den Ausschlag für eine Stellenentscheidung gibt. Fragen der persönlichen und fachlichen Qualifikation sind im Einzelfall stets umfassend abzuklären und sachgerecht abzuwägen.
Mit freundlichem Gruß
Dr. Manfred Hammel