Frage an Manfred Brauner von Dr. Alexander P. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Brauner,
ich wüsste gerne, wie Ihre Haltung
a) zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens und
b) zur künftigen finanziellen Unterstützung freier Schulen aussieht. Konkret war ich selbst Waldorfschüler, habe meine Kinder an einer solchen Schule und arbeite dort auch als Lehrer. Mit meinen Steuergeldern finanziere ich das staatliche Schulsystem mit, während die Schule, die ich für meine Kinder in Anspruch nehme, nur so unzureichende Zuschüsse erhält, dass die Eltern ein Schulgeld zahlen müssen - und das obwohl die Pro-Schüler-Kosten auf keinen Fall höher sind als an einer öffentlichen Schule.
Mit herzlichem Dank im Voraus,
Ihr Alexander Piecha
DIE LINKE meint: Gute Bildung für alle ist möglich. Jede und jeder muss wirklich an der Bildung teilhaben können. Bei unterschiedlichen Startbedingungen von Chancengleichheit zu sprechen, ist unfair. Die finanzielle Situation, die Herkunft und der Bildungsstand der Eltern dürfen nicht über Zukunft der Kinder entscheiden. Kinder von Einwandern und behinderte und chronische kranke Kinder dürfen nicht diskriminiert werden. Sie müssen individuell gefördert und in das allgemeine Bildungssystem integriert werden.
Bildung muss so organisiert sein, dass alle Kinder gut lernen können – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Statt dauerndem Leistungsdruck sollten der Lernerfolg und die Teilhabe an Bildung von allen Schülerinnen und Schülern das Ziel der Schule sein. In skandinavischen Ländern haben Arbeiterkinder und Akademikerkinder nahezu den gleichen Bildungserfolg. Bildung muss vom Kindergarten bis zur Hochschule gebührenfrei sein. DIE LINKE ist für eine Gemeinschaftsschule, auf der alle Kinder und Jugendlichen individuell gefördert werden. Die Schule soll Schülerinnen und Schüler motivieren und nicht mit Leistungsdruck und Notenterror frustrieren. DIE LINKE fordert mehr Ganztagsschulen, kleinere Klassen und mehr Lehrerinnen und Lehrer, damit diese die Schülerinnen und Schüler besser fördern können. So kann private Nachhilfe überflüssig werden und alle Kinder und Jugendliche mehr lernen und an guter Bildung teilhaben.
M.Brauner
Sehr geehrter Dr. Piecha,
zunächst zu Ihrer Anfrage bezüglich des bedingungslosen Grundeinkommens. Hartz IV ist Menschenunwürdig, darum kein Kommentar. Meine Tendenz geht zum bedingungslosen Grundeinkommen. Das Einkommen jeder Person oder Familie sollte in jedem Fall so gestaltet sein, dass es nicht nur zum Überleben, sondern zum Leben und Erleben reicht. So wird den Familien die Existenznot genommen und durch etwas mehr Würde ersetzt.
Ihre nächste Frage ist sehr komplex. Ich bin für Lernmittelfreiheit und gegen Schul- oder Studiengebühren. Jedem Schüler sollte die Möglichkeit einer grundlegenden und auch höheren Ausbildung geboten werden. Die Schulen müssen mit ihren Anforderungen Kindgerecht werden. In der letzten Zeit wurde viel über Reformen gesprochen, die Meinungen sind gesplittet. Eine Tendenz lässt sich erkennen, man versucht von oben herab über die zukünftige Form der Schulen zu bestimmen. Ich bin der festen Ansicht, dass Lehrer, Eltern und Schüler die Schule der Zukinft gemeinsam gestalten sollten. Zum Kern Ihrer Frage, ich sehe keinen Grund freie Schulen nicht zu unterstützen.
Mit freundlichem Gruß
Ihr Manfred Brauner