Frage an Maike Schaefer von Ottmar H. bezüglich Umwelt
Liebe Maike Schaefer,
2015 hatte das Bremer Umweltressort dem Rhododendronpark per Sondergenehmigung erlaubt, das Neonicotinoid Mospinal tagelang flächendeckend im Park zu versprühen um den Befall mit einer japanischen Wanzenart in den Griff zu bekommen. Vor drei Jahren wurde der durch Herstellerstudien behaupteten "Bienenunschädlichkeit" noch weithin Glauben geschenkt.
Meine Frage ist, ob es zu diesem beispiellosen Insektizideinsatz in einer öffentlichen Grünanlage, die von Wohngebieten, zwei Schulen, einem Kinderheim und einem Kindergarten umgeben ist, irgendeine Begleit- oder Folgenuntersuchung gegeben hat. Vogelarten? Fledermäuse? Wasserorganismen?
Die zweite Frage bleibt, wie eigentlich mit einem früher oder später zu erwartenden Wiederbefall verfahren oder wie er verhindert werden soll. Der Umweltsenator - derzeit (und künftig?) grün - bildet ja zusammen mit Herrn Hollweg den 2-Leute-Stiftungsrat.
Die Andromeda-Netzwanze konnte nur im Park, nicht in den direkt angrenzenden Privatgärten und wegen der Toxizität für Wasserorganismen auch nicht entlang der den Park durchziehenden Wasserläufe bekämpft werden. Sie wird sich also wieder vermehren und tut es bereits kräftig und - wie beim ersten Mal - exponentiell.
Soll das Insekten-Nervengift Mospinal jetzt etwa alle paar Jahre die monokulturelle "Pflanzensammlung" retten oder müsste das Umweltressort nicht Einfluss nehmen in Sinne einer schonenden ökologischen Diversifizierung - zuerst mal der berüchtigten "Sortengärten"-Bereiche, in denen hunderte von Zuchtformen alphabetisch in Reih und Glied stehen?
Herzlich grüßt
O. H.
Horn
Sehr geehrter Herr H.,
wir Grünen sehen den Einsatz von Insektiziden und Pestiziden wegen ihrer
negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und das Grundwasser
äußerst kritisch. Deshalb hat die Bremische Bürgerschaft auf unsere
Initiative u.a. ein Glyphosat-Verbot im Land Bremen gefordert.
Der Pflanzenschutzdienst des Gesundheitsressorts (!) hat 2015 den Einsatz
des Insektizids Mospilan im Rhododendron-Park genehmigt, weil ein Großteil
der Pflanzen durch die Andromeda-Netzwanze befallen war und der Bestand
der Rhododendren deshalb gefährdet war. Die Andromeda-Netzwanze stammt aus
Japan und hat in Europa keine natürlichen Feinde. Hauptwirte der Wanze
sind Rhododendron und Lavendelheide. Die Anwendung von Mospilan darf seit
2018 nicht mehr in Kombination mit Netzmitteln angewendet werden. Denn:
Das Insektizid enthält den Wirkstoff Acetamiprid. Dieser wurde in mehreren
Bundesländern in zu hoher Dosis in Honig nachgewiesen. Wir erwarten, dass
in solchen Fällen wie dem Rhododendron-Park zum Schutz von Umwelt und
Insekten eingehender geprüft wird, ob alternativ biologische Präparate mit
geringerer Nebenwirkung eingesetzt werden können.
Bislang ist mir ein erneuter Befall des Rhododendron-Parks durch die
Andromeda-Netzwanze nicht bekannt. Ich nehme Ihre Frage aber zum Anlass,
den aktuellen Stand mit einer Berichtsbitte in der Deputation zu
hinterfragen.
Liebe Grüße,
Maike Schaefer