Frage an Lutz Knopek von Nicklas U. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Dr. Knopek,
Wir haben in diesem Land je nach Statistik etwa 3-5 Millionen Arbeitslose. - Die durchschnittlichen Nettolöhne sind in den letzten 2 Jahrzehnten nicht gestiegen (Inflation/Kaufkraft einberechnet). - Vor nicht einmal zwei Jahren hat die Bundesregierung mit Steuergeldern Kurzarbeitergeld in Milliardenhöhe an die Privatwirtschaft ausgezahlt, um Entlassungen zu vermeiden. - Angesichts dieser Tatsachen kann nur ein dummer HUND vorschlagen, dass neben der völlig falschen Personenfreizügigkeit, die noch mehr Arbeitslosigkeit und Lohnwettbewerb fördert als sowieso schon vorhanden - jetzt die Deutschen unter noch höheren Lohnwettbewerbsdruck durch Erleichterung des Zuzugs von Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern zu setzen.
Hierzu eine persönliche Bemerkung: Ich bin vor drei Jahren aus privaten Gründen als hochqualifizierte Fachkraft aus der Schweiz wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Ich hatte dort bei einem Unternehmen gearbeitet, das Branchenspitzenreiter ist. Mir konnte auch zur Hälfte meines Schweizer Gehaltes (mit guten Referenzen und Zeugnissen) keine Stelle angeboten werden, was mich dazu veranlasste, eine neue Ausbildung zu beginnen, wohlgemerkt mit einem Ausbildungsgehalt, das die Grundlebenshaltungskosten (Miete, Lebensmittel, Kleidung) bei weitem nicht abdeckt. Die Übernahme in meinem Bereich ist übrigens auch nicht sicher.
Bitte erklären Sie mir in diesem Zusammenhang, wieso für Sie das Abdecken des Fachkräftemangels mit billigen Fremdarbeitern wichtiger ist, als sich um die einheimische Arbeitslosen zu kümmern, geschweige denn die Löhne und Ausbildungsgehälter anzuheben, was das Kaufkraft- und Steuereinnahmeproblem teilweise beheben würde und eben den Fachkräftebedarf verringern würde? (Sie sind nicht von der Großindustrie in den Bundestag gewählt worden, sondern von Bürgern.)
Freundliche Grüße
Nicklas Ulmar
M.Sc. B.Sc. (Hons.)
Sehr geehrter Herr Ulmar,
Deutschland braucht mehr Fachkräfte und Hochqualifizierte. Der Wettbewerb um die klügsten Köpfe ist international. Dem muss sich Deutschland stellen. Jede zugewanderte Fachkraft und jeder zugewanderte Forscher schafft weitere Arbeitsplätze in Deutschland. Eine effiziente und interessengeleitete Zuwanderungssteuerung ist das Gebot der Stunde. Eine bessere Zuwanderungssteuerung ist Bestandteil des Koalitionsvertrages und muss zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands schnellstmöglich angegangen werden.
Klar ist aber auch, dass alle Ressourcen in Deutschland genutzt werden müssen. Allein die Qualifizierung von in Deutschland ansässigen Arbeitskräften wird aufgrund der demographischen Entwicklung bei weitem nicht ausreichen. Es droht die Verlagerung von qualifizierter Industrieproduktion ins Ausland, weil einige beim Thema Zuwanderungssteuerung immer noch Multikultiromantik befürchten, der sie mit bürokratischen Hemmnissen wie Ausländerbehörde und Bundesagentur für Arbeit begegnen wollen. Das kann sich Deutschland nicht mehr leisten.
Die aufenthalts- und arbeitsmarktrechtlichen Hürden für Fachkräfte, für Hochqualifizierte und für Studenten aus Drittstaaten in Deutschland müssen durch nachvollziehbare, klare und transparente Steuerungskriterien ersetzt werden, die deutschen Interessen dienen.
Selbstverständlich ist es auch Ziel der FDP-Bundestagsfraktion die Vermittlung von Arbeitskräften in Deutschland zu verbessern. Eine bessere und schnellere Vermittlung und ein passgenauer Einsatz der Instrumente der Bundesagentur für Arbeit muss hierbei erreicht werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Lutz Knopek