Frage an Lutz Heilmann von Bernd K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Heilmann!
Trifft meine Vermutung zu, dass nur doppelt und dreifach auf ihre politische Zuverlässigkeit überprüfte Bewerber zu Personenschützern der DDR-Prominenz vom MfS ausgebildet wurden? Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum man gerade Sie für geeignet hielt? Warum haben Sie bisher keine der an Sie gerichteten Fragen beantwortet? Haben Sie im Rahmen Ihrer dienstlichen Tätigkeit oder in Ihrem privaten Umfeld an der Erstellung von Dossiers über Dritte mitgewirkt? Haben Sie Ihre eigene Stasi-Akte schon einmal eingesehen? Falls ja: Sind Sie dabei zu neuen und ggf. welchen Erkenntnissen über die DDR gelangt?
Hochachtungsvoll
Bernd Koch
Sehr geehrter Herr Koch,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Da ich jede Frage persönlich beantworte, bitte ich
Verzögerungen zu entschuldigen.
Im Herbst 2005 beantragte ich die Zusendung meiner Akte, diese kann mittlerweile von jedem oder jeder in meinem Beisein eingesehen werden. Selbstverständlich stehe ich zur Beantwortung von Fragen zur Verfügung. Für mich ergaben sich nach dem Lesen neue Erkenntnisse. So enthält die Akte eine Reihe von medizinischen Gutachten zu meiner möglichen Homosexualität. Diese und die Einschätzungen und Schlussfolgerungen haben mich erschüttert und mich in meiner Erkenntnis bestärkt, dass die DDR zu Recht an ihren Mängeln im Demokratieverständnis, im Umgang mit der Umwelt und letztlich an einer in weiten Teilen ineffektiven Wirtschaft zu Grunde gegangen.
Die Erstellung von Dossiers zu Personen gehörte nicht zu meinem Aufgabenbereich, mein Aufgabenbereich umfasste die Sicherung von staatlichen und parteilichen Einrichtungen, sowie von Veranstaltungen, wie internationalen Konferenzen oder Parteitagen. Die Gründe, die dazu führten, dass mich die Kreisdienststelle des MfS im April 1985 zu einem Gespräch zu meinem bevorstehenden Wehrdienst eingeladen hat, entziehen sich meiner Kenntnis. Ich möchte aber noch einmal darauf verweisen, dass ich mich nicht beworben habe.
Nachdem ich mich bereit erklärt hatte, meinen Wehrdienst beim Personenschutz abzuleisten und meine Bereitschaft darüber hinausgehend dort tätig zu sein, signalisiert, gab es in der Tat umfangreiche Überprüfungen meiner Person. Ob ich als besonders zuverlässig galt, kann ich nicht beurteilen. Was ich mit gutem Gewissen sagen kann, ist die Tatsache auch zu DDR-Zeiten meine Meinung kritisch geäußert zu haben.
Ich hoffe, Ihre Fragen ausreichend beantwortet zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Lutz Heilmann
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