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Lutz Heilmann
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Frage von Carl-Wolfgang H. •

Frage an Lutz Heilmann von Carl-Wolfgang H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Habe Ihre Stellungnahme zu Ihrer Stasi-Tätigkeit gelesen und finde diese durchaus offen und mutig, ohne dass ich damit beurteilen könnte, ob die Angaben über das Ausmaß Ihrer Tätigkeit vollständig sind. Aber Ihre Distanzierung bis hin zur Verurteilung ist bemerkenswert und ein wichtiger Schritt.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, an der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels deutscher Nachkriegsgeschichte aktiv - z.B. als Zeitzeuge- mitzuwirken? Wäre es nicht an der Zeit, die Mauer der Bagetellisierungen, der Schönrederei, der Verteidigung der MfS-Arbeit als einer "international üblichen Tätigkeit" zu durchbrechen?
Carl-Wolfgang Holzapfel, Vorsitzender der Vereinigung 17.Juni 1953

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Holzapfel,

zunächst möchte ich Ihnen zu Beginn des neuen Jahres alles Gute für 2008 wünschen.

Ich möchte mich auch ausdrücklich für Ihre differenzierte Auseinandersetzung mit meiner Stellungnahme zu meiner Stasitätigkeit bedanken. Bei Interesse können Sie gerne meine Akte, die mir seit einiger Zeit vorliegt einsehen, um sich umfassend über meine Arbeit zu informieren. Selbstverständlich bin ich bereit aktiv als Zeitzeuge über meine Tätigkeit im Personenschutz zu berichten und meine Position darzulegen, was ich im Übrigen schon praktiziere, sei es bei Besuchergruppen im Bundestag oder bei weiteren Gelegenheiten. Ich denke, es ist richtig und wichtig, dass es Geschehnisse, wie Sie leider auch in der DDR vorgekommen sind, nicht wieder geben darf. Deshalb meine ich, Geschichte kann nicht in einer Weise aufgearbeitet werden, dass man irgendwann feststellt „aufgearbeitet“. Aufgearbeitet ist für mich Geschichte, wenn die Erfahrungen, Einschätzungen zur Veränderung von Verhaltensweisen führen. Die Schlussfolgerungen müssen sich vielmehr im Alltag zur Richtschnur für das Handeln werden.

Daher wende ich mich auch entschieden gegen eine Bagatellisierung der in der DDR durch die Stasi begangenen Verbrechen. Verbrechen, die im vermeintlichen Interesse des Fortschritts begangen wurden, werden nicht dadurch besser, dass sie im Interesse des Fortschritts begangen wurden. Gerade dann sind diese besonders verwerflich.

Ich hoffe, Ihre Frage ausreichend beantwortet zu haben und verbleibe mit
freundlichen Grüßen

Lutz Heilmann.