Wie stehen Sie zum Referentenentwurf zur Apothekenreform, der die chronische Unterfinanzierung des gesamten Apothekenmarkts in keiner Weise anpackt und massive Kündigungswellen in Kauf nimmt?
Die geplante Apothekenreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach könnte der größte anzunehmende politische Unfall für die Pharmazie in Dutschland sein. Sie ist eine Mogelpackung und eine gezielte Blendung. Als Inhaberin einer kleinen Landapotheke in Ihrem Wahlkreis sehe ich darin den Todesstoß. 2 Approbierte und 9 PTA würden freigesetzt. Dass die geplante Reform den Landapotheken Erleichterung bringt ist, eine bewusste Fehlinformation, da es dort fast nur inhabergeführte Einzelapotheken gibt und kaum Filialen, die " light " werden könnten. Der Arbeitsplatz öffentliche Apotheke ist von der Bevölkerung hoch angesehen, aber unattraktiv für die Beschäftigten. PTA bekommen mittlerweile nicht viel mehr als Mindestlohn. Approbierte suchen sich einen Arbeitsplatz in der pharmazeutischen Industrie.
Leidtragende sind dann die Patienten, die in Zukunft laut Entwurf bis zu 2 Stunden zur Notdienstapotheke fahren sollen. Eine Palliativversorgung vor Ort wird auch nicht mehr möglich sein.
Sehr geehrte Frau H.,
vielen Dank für Ihre Frage und Ihre offenen Worte zur geplanten Apothekenreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Ich verstehe und teile Ihre Sorge über die chronische Unterfinanzierung des Apothekenmarkts und die möglichen negativen Auswirkungen der Reform, insbesondere für kleinere, inhabergeführte Apotheken.
Als SPD-Bundestagsfraktion ist uns bewusst, dass eine funktionierende und flächendeckende Versorgung durch Apotheken essenziell für die Gesundheitsversorgung in Deutschland ist. Wir wissen um die hohe Wertschätzung, die der Arbeitsplatz öffentliche Apotheke in der Bevölkerung genießt, und sind uns auch der Herausforderungen bewusst, denen sich die Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter gegenüberstehen.
Ihr Hinweis auf die unzureichende finanzielle Ausstattung der Apotheken und die daraus resultierenden Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu halten und angemessen zu entlohnen, ist absolut berechtigt. Es darf nicht sein, dass Apotheken aufgrund finanzieller Engpässe gezwungen sind, Mitarbeiter zu entlassen oder gar zu schließen, was besonders in ländlichen Regionen dramatische Folgen hätte.
Gleichzeitig möchte ich darauf hinweisen, dass sich der Referentenentwurf zur Apothekenreform noch im Anfangsstadium des parlamentarischen Verfahrens befindet. Dies bedeutet, dass es noch viele Gelegenheiten geben wird, den Entwurf zu diskutieren und anzupassen. Ihre Kritik und ihre Bedenken sind daher besonders wertvoll, und ich habe diese bereits an die entsprechenden zuständigen Politiker:innen weitergegeben.
Wir als SPD-Bundestagsfraktion werden uns dafür einsetzen, dass eine Reform umgesetzt wird, die die Bedürfnisse der Apotheken, ihrer Mitarbeiter und vor allem der Patienten berücksichtigt. Unser Ziel ist es, eine nachhaltige Lösung zu finden, die die finanzielle Situation der Apotheken verbessert und gleichzeitig eine qualitativ hochwertige und wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung sicherstellt.
Ich danke Ihnen nochmals für Ihr Engagement.
Mit freundlichen Grüßen
Luiza Licina-Bode