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Ludwig Spaenle
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Frage von Brigitte T. •

Frage an Ludwig Spaenle von Brigitte T. bezüglich Bildung und Erziehung

SgH Minister Dr. Spänle

Ich bin Mutter von 3 Kindern , die das Gymnasium Eckental besuchen .
Während des Doppelabiturjahrganges fielen etliche Unterrichtsstunden aus , in diesem Schuljahr war vor Weihnachten erheblicher Stundenausfall durch Krankheit der Lehrer zu bedauern . Vertretungsstunden wurden oftmals von Lehrkräften geführt , die in der Klasse keinen regulären Unterricht gaben und somit den Schülern Zeit zum Spielen oder freie Zeiteinteilung ließen .
Die Wissenslücken , gerade in Kernfächern , sind nun enorm , die Bewertung der schriftlichen Leistungsnachweise streng , da der Schulstoff dennoch komplett erwartet und abgeprüft wurde .

Wieso gibt es keine Regelung , das ein vertretender Lehrer seine Fachrichtung in eine fremde Klasse einbringt und anhand des Lehrbuches eine Intensivierung des zuletzt durchgenommenen Stoffes vermittelt ?
Warum schauen die Schüler in den Vertretungsstunden Fachfremde Filme , dürfen spielen oder anderweitig die Zeit vertrödeln ?
Warum werden Leistungsnachweise bewertet , indem bei der Hälfte der zu erreichenden Punktzahl bereits die Note 6 in der 6. Jgst. gegeben wird ?
Warum werden interne Jgstufentests erstellt , wenn zuvor 3 Wochen lang der Lehrkörper wegen Krankheit ausgefallen ist und folglich das Schulpensum gar nicht gründlich genug vermittelt werden konnte ?

MfG,
B. Tamm

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Antwort von
CSU

Sehr geehrte Frau Tamm,

vielen Dank für Ihr Schreiben an Herrn Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle, in dem Sie verschiedene Aspekte der Unterrichtssituation am Gymnasium Eckental ansprechen. Herr Staatsminister hat mich gebeten Ihnen zu antworten.

Wegen der Situation an der Schule wurde auch mit der Schulleitung Rücksprache genommen. Grundsätzlich möchte ich beim Unterrichtsausfall darauf hinweisen, dass es sich hier um ein komplexes Thema handelt, dessen Ursachen einerseits strukturell, andererseits durch das schulische Tagesgeschehen (z. B. krankheitsbedingter Unterrichtsausfall) bedingt sind. Leider kann Unterrichtsausfall nicht immer gänzlich vermieden werden, wie auch die Situation am Gymnasium Eckental zeigt. Ich bitte Sie um Verständnis dafür, dass krankheitsbedingte Ausfälle, Schwangerschaften, Elternzeit oder kurzfristige Absagen von Studienreferendaren an vielen Schulen bewältigt werden müssen und Sofortmaßnahmen auch in der Eigenverantwortung der jeweiligen Schule liegen. Ich kann versichern, dass Ihre Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus Schule hinsichtlich der Personalversorgung nicht schlechter gestellt ist als die anderen bayerischen Gymnasien. Für Ausfälle wurden der Schule im 1. und 2. Halbjahr insgesamt Geldmittel für 66 Wochenstunden zugewiesen; außerdem verfügen die Schulen über Mittel zur eigenen Bewirtschaftung (rund 20.000 - 40.000 € je nach Schulgröße). Durch diese Mittel, die Beschäftigung geeigneter Aushilfskräfte und durch Mehrarbeit des Kollegiums konnte ein Großteil der Engpässe aufgefangen werden. Im 2. Halbjahr zeichnet sich insofern für die Schule auch eine Entspannung ab, als an der Schule etwas mehr Personal in Kunst zur Verfügung steht und unabhängig vom Gesundheitszustand zweier bisher erkrankter und nun rückkehrender Lehrkräfte die entsprechenden schon eingesetzten Aushilfskräfte weiter an der Schule beschäftigt werden können.

Im Weiteren möchte ich Ihnen zu den in Ihrem Schreiben angesprochenen allgemeinen Aspekten der Unterrichtsversorgung gerne noch folgende Informationen zukommen lassen:

Der Freistaat Bayern investiert seit jeher in großem Umfang in den Bereich Bildung. Bereits von 2002 bis 2012 hat die Staatsregierung die Gesamtausgaben um mehr als ein Viertel erhöht, von 7,57 Milliarden Euro auf 9,79 Milliarden Euro – bei einem aktuellen Gesamtstaatshaushalt von rund 42,49 Milliarden Euro. So wurden z. B. im Doppelhaushalt 2011/2012 insgesamt 2.553 zusätzliche Planstellen ausgewiesen, davon 1.553 für das Schuljahr 2011/2012 und 1.000 für das Schuljahr 2012/2013.

An den Gymnasien ging, bedingt durch den Wegfall der 13. Jahrgangsstufe und einem damit verbundenen Schülerrückgang in Höhe von mehr als 26.000 Schülern, auch der Bedarf in der Unterrichtsversorgung zurück. Bei einem derartigen Schülerrückgang konnten nicht alle freiwerdenden Lehrerstellen am Gymnasium belassen werden. Trotz dieses großen Schülerrückgangs wurden zum Beginn des laufenden Schuljahres 407 Bewerber in den staatlichen Gymnasialdienst eingestellt. Damit konnten die bisherigen Rahmenbedingungen unverändert fortgeführt werden, die Unterrichtsversorgung des achtjährigen Gymnasiums wurde also durch den Wegfall der 13. Jahrgangsstufe nicht berührt. Insbesondere war auch die Weiterführung der guten Rahmenbedingungen in den Jahrgangsstufen 11 und 12 möglich.

Die dauerhafte Sicherstellung des Unterrichtsangebots und eine deutliche Reduzierung des ersatzlos ausfallenden Unterrichts sind wichtige Anliegen. Ein erster wichtiger Erfolg war diesbezüglich die Einrichtung einer Mobilen Reserve für die staatlichen Gymnasien durch 110 Planstellen, die eigens dafür zum Schuljahr 2011/2012 bereit gestellt wurden. Damit ist es gelungen, an Schulen mit absehbar längerfristigen Ausfällen bereits zum Schuljahresbeginn eine voll qualifizierte Lehrkraft mit der richtigen Fächerkombination als Ersatz zuzuweisen. Wegen des Fachlehrerprinzips am Gymnasium halte ich das Konzept der Mobilen Reserve für den zielführenderen Weg. Bei rund 25 Unterrichtsfächern in dieser Schulart ist es nicht leistbar, vor Ort eine integrierte Reserve für die gesamte Bandbreite vorzuhalten. Außerdem tritt nicht selten der Fall ein, dass durch Zufall mehrere Lehrkräfte ähnlicher Fächerkombinationen vertreten werden müssen. Dies kann aus meiner Sicht – ergänzend zu den möglichen schulinternen Maßnahmen – nur durch die geeignete Zuweisung von Mobilen Reserven und Mitteln für die Beschäftigung von Aushilfskräften gelingen.

Auch im Regierungsentwurf zum Nachtragshaushalt 2012 nimmt die weitere Verbesserung der Unterrichtsversorgung einen deutlichen Schwerpunkt ein. Insbesondere sollen umfangreiche zusätzliche Ressourcen zur Reduzierung des ersatzlos ausfallenden Unterrichts auch für den Bereich der staatlichen Gymnasien zur Verfügung gestellt werden. Den Schulen können dann beim Ausfall einer Lehrkraft auch für kürzere Zeiträume eine Mobile Reserve oder Aushilfsmittel zugewiesen werden. Damit wird es möglich, gezielt und schneller als bisher zu reagieren. In Kombination mit schulinternen Maßnahmen (z. B. Teilzeiterhöhungen, Mehrarbeit, Mehrung / Minderung, geänderte Gruppenbildung) kann im Ergebnis mit der jeweiligen Schule dann eine Lösung gefunden werden, die die Fortführung des regulären Pflichtunterrichts erlaubt. Klares Ziel ist es, den Unterrichtsausfall ab dem kommenden Schuljahr signifikant zu senken.

Beim Thema Mehrarbeit geht es nicht um eine zusätzliche Belastung der Lehrkräfte über Gebühr. In den Gesprächen mit Direktoren und Verbänden im vergangenen Herbst wurde stets darauf hingewiesen, dass Mehrarbeit nach Möglichkeit gleichmäßig verteilt werden soll. Dazu noch folgendes Zahlenbeispiel: Wenn jede Lehrkraft der staatlichen Gymnasien – im rechnerischen Mittel – je Schuljahr für nur ca. zwei Monate eine Unterrichtsstunde bezahlte Mehrarbeit übernimmt, entspräche dies in der Summe schon der Reduzierung des derzeit ersatzlos ausfallenden Unterrichts um rund ein Viertel. Zusammen mit anderen Maßnahmen und zusätzlichen Ressourcen kann es somit gelingen, auf diesem Gebiet erfolgreich zu sein. Ich hoffe, Ihnen mit den obigen Ausführungen aufgezeigt zu haben, dass die Staatsregierung sich nachdrücklich für eine gute Unterrichtsversorgung aller staatlichen Gymnasien in Bayern einsetzt.

Hinsichtlich Ihrer konkreten Fragen zur individuellen Vertretungspraxis der Schule sowie zu internen Fragen der Notengebung wenden Sie sich bitte an die Schulleitung des Gymnasiums Eckental, die für weitere Fragen gerne zur Verfügung steht.

Mit freundlichen Grüßen
gez. Kempf
Ministerialrat