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Ludwig Spaenle
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Frage von Thomas S. •

Frage an Ludwig Spaenle von Thomas S. bezüglich Bildung und Erziehung

Guten Tag Herr Spaenle,

ich habe einen Sohn in der 3. Klasse. Seit Schuljahres Anfang fallen reihenweise Stunden wegen Krankheit aus. Es kam in der Vergangenheit schon vor das eine Lehrkraft 2 Klassen gleichzeitig betreut hat. Von Bekannten weiß ich das es eine Mobile Reseve an Lehrkräften gibt die in solchen Fällen eingesetzt werden sollte. Diese "schnelle Eingreiftruppe" aber auch im Vorfeld bekannte langfristige Ausfälle bis hin zum Mutterschutz ersetzen muß.

Als Reaktion auf die Ergebnisse der letzten Pisa Studie fordern sie eine bessere Ausbildung der Lehrer bzw. eine bessere Auswahl wer überhaupt als Lehrer in Frage kommen soll (Quelle: Nachrichten Bayern 3).

Meinen Sie nicht das in erster Linie MEHR Lehrkräfte sinnvoller wären? Meinen Sie nicht das mit MEHR Lehrkräften und kleinere Klassen den Lernerfolg steigern können?

Auch die Lehrpläne scheinen mir Potential für eine bessere Ausbildung zu beherbergen. Die ersten 2 Jahre wurde die Zeit vertrödelt, auf Nachfragen hieß es von der Klassenleitung immer das es noch Zeit hätte. Jetzt in der 3. Klasse wurde gleich 2 Gänge hoch geschaltet, von den Aussagen der vorherigen Lehrkraft weiß man natürlich nichts. In der 4. soll sich das noch weiter steigern um jede Woche Prüfungen schreiben zu können um Noten für ein Übertrittszeugnis zu erhalten. Den Rest des Jahres verbringt man dann wieder im Müßiggang.

Wäre es nicht möglich hier die Lehrpläne etwas ausgewogener bzw. überhaupt zu gestalten?
Wobei ich anmerken muß das anscheinend die Lehrkräfte der 3. und 4. Klassen hier teilweise schon sehr viel (positiv) in Eigenregie abändern.

Erlauben Sie mir zum Schluß noch eine Meinung.
Immer wieder bekunden Sie und Ihre Kollegen das Bildung wichtig ist. Immer neue Bildungsoffensiven werden angekündigt, das einzige aber was hängen bleibt sind irgendwelche Kürzungen. Manchmal gewinne ich den Eindruck das hier gezielt in Unbildung investiert wird.

Portrait von Ludwig Spaenle
Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Strobel,

mit Mail vom 8. Dezember 2010 haben Sie auf die Situation an der Grundschule Ihres Sohnes hingewiesen und im Wesentlichen drei Fragen zur Personal- und Unterrichtsversorgung vorgebracht. Hierzu kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:

1. Unterrichtsvertretungen
Die Sicherstellung des Unterrichts ist ein wichtiges Anliegen des Staatsministeriums und es werden erhebliche Anstrengungen in diesem Bereich unternommen. Im Schuljahr 2010/2011 hat sich die Vertretungssituation an Volksschulen bayernweit weiter verbessert: Die Zahl der Mobilen Reserven wurde trotz weiter sinkender Schüler- und Klassenzahlen zu Schuljahresbeginn in gleichem Umfang wie bisher bereitgestellt (1900 Vollzeitplanstellen). Da Vertretungslehrkräfte vor allem ab Monat November in erhöhtem Umfang benötigt werden, wird die Zahl der Mobilen Reserve ab diesem Zeitpunkt dreimal im Umfang von insgesamt 280 Vollzeitäquivalenten aufgestockt. Die Aufstockungen erfolgen jeweils bedarfsorientiert auf der Grundlage regelmäßiger Stichtagserhebungen, d.h. aktuelle Entwicklungen der Vertretungssituation werden bei der jeweiligen Zuweisung der zusätzlichen Stellenkontingente an die Regierungen berücksichtigt.

Trotz dieser umfangreichen Bereitstellung von Lehrkräften für Vertretungsfälle lässt sich nicht restlos ausschließen, dass es z.B. in Zeiten erhöhter Krankheitsanfälligkeit an einigen Schulen zu unvorhersehbaren Engpässen kommt. Hier sind flexible Lösungen erforderlich. Hierzu zählen schulhausinterne Maßnahmen wie z.B. Klassenzusammenlegungen oder Parallelführungen, sowie die gegenseitige Unterstützung benachbarter Schulämter.

Unterrichtsausfall stellt dabei nur die letzte denkbare Maßnahme dar und ist gerade im Bereich der Volksschulen vergleichsweise gering, was eine repräsentative Untersuchung an ausgewählten Schulen Bayerns ergeben hat.

2. Klassenstärken und Verbesserungen im Unterrichtsangebot
Die durchschnittliche Klassenstärke konnte besonders an Grund- und Hauptschulen weiter gesenkt werden. So haben derzeit bereits rund 85% aller Grundschulklassen eine Klassengröße von 25 oder weniger Schülern. Die Förderung der Kinder mit Migrationshintergrund – etwa in der deutschen Sprache - wurde weiter ausgebaut, um ihre Chancen zu verbessern. So hat Bayern die Höchstgrenze von Schülern in Klassen von Grund- und Hauptschulen auf 25 begrenzt, wenn der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund bei über 50 Prozent liegt. Zur Umsetzung dieser Regelung stehen 411 zusätzliche Stellen für den Volksschulbereich zur Verfügung.

In Bayern konnten in den vergangenen Jahren weitreichende Verbesserungen in Schule und Unterricht erreicht werden, und zwar mit Blick auf die einzelne Schülerin und den einzelnen Schüler. So wurde in den vergangenen Jahren die individuelle Förderung konsequent ausgebaut. Hierfür wurden im Doppelhaushalt 2009/2010 rund 2.700 zusätzliche Planstellen für Lehrer geschaffen. Allein zu diesem Schuljahr wurde die Anzahl der gebundenen Ganztagszüge um rund ein Viertel und die Anzahl der offenen Ganztagsgruppen um mehr als 300 ausgeweitet.

Der Lehrplan für die bayerische Grundschule ist ausgewogen und stellt in sich eine geschlossene Einheit dar. Mit Beginn der Grundschulzeit treten die Kinder in einen neuen Lebensabschnitt ein. Es beginnt für sie eine Reihe von Jahren, in denen das vormals spielerische Lernen durch zunehmend systematisches Lernen ersetzt wird. Der Lehrplan ist auf die Heterogenität der Schüler, die vor allem in der Schuleingangsphase von großer Bedeutung ist, ausdrücklich darauf abgestimmt.

Der Lehrplan der Grundschule ist auf 26 Wochen ausgelegt. Bei insgesamt 37 Schulwochen steht damit ein Freiraum zur Verfügung, der der Lehrkraft die Möglichkeit gibt, die Kinder gemäß deren Bedürfnissen zu fördern. Dieser pädagogische Freiraum kann dazu genutzt werden, einzelne Inhalte vertieft zu üben, spezifische Schülerinteressen aufzugreifen, situative Anlässe zu vertiefen und das Schulleben erzieherisch zu gestalten.

Bei der Lehrplankonzeption wurden aktuelle Erkenntnisse der pädagogischen Wissenschaften aufgegriffen und Erfahrungen aus erfolgreichen Schulversuchen der vergangenen Jahre einbezogen. Nicht zuletzt bildeten eine Befragung der Grundschullehrkräfte und eine Anhörung aller an Bildung und Erziehung beteiligten Einrichtungen, Organisation und Verbände eine verlässliche Grundlage für die Erarbeitung des Lehrplans.

Ich hoffe, durch diese Ausführungen Ihre wesentlichen Fragen für Sie zufriedenstellend beantwortet zu haben.

Mit freundlichen Grüßen
Georg Hahn
Leitender Ministerialrat