Frage an Ludwig Scheetz von Thomas S. bezüglich Umwelt
Guten Tag Herr Scheetz,
auf die angespannte Parksituation im Bereich des Bahnhofs Königs Wusterhausen gewiesen, treffen Sie folgende Aussagen:
"(...) Natürlich wäre es gerade unter dem Gesichtspunkten des Natur- und Umweltschutzes wünschenswert, es würde ausreichenden öffentlichen Nahverkehr geben, der die Menschen zu den Regionalbahnhöfen bringt. Dann müsste niemand seinen privaten PKW nutzen.
Natürlich kann nicht jeder das Fahrrad nehmen und eine ausreichende ÖPNV-Anbindung ist noch Zukunftsmusik, sodass auf mehrere Jahre sicher noch weiterhin das Auto bevorzugtes Verkehrsmittel bleibt. Mit dem Bevölkerungswachstum werden auch die Autos weiter zunehmen. Hier brauchen wir dringend ein ausreichend großes Parkhaus am Bahnhof KW. "
https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/ludwig-scheetz/question/2019-07-23/319887
Ich denke dass der Bau eines Parkhauses ein (weiterer) Schritt in die falsche Richtung ist, weil damit der klima- und umweltschädliche Autoverkehr weiter begünstigt wird. Der Klimawandel wartet nicht. Anstatt auf mehr Autoverkehr zu setzen (der auf Grund Ressourcen, Energie- und Flächenverbrauch m.E. noch nie zeitgemäß war), sollten wir lieber in den öffentlichen Verkehr investieren um mit günstigeren Tarifen und einem flächendeckend guten Angebot im ÖPNV annehmbare Alternativen zum Autoverkehr zu schaffen.
Wollen Sie den ÖPNV verbessern, wenn ja, was würden Sie konkret auf der Landesebene unternehmen?
Sind Sie für die Reaktivierung des ehemals dichten Schienennetzes in Brandenburg?
Link zur einer Karte Stand 1945:
Was halten Sie von der Reaktivierung der Bahnlinie Königs Wusterhausen-Mittenwalde-Töpchin?
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigs_Wusterhausen-Mittenwalde-T%C3%B6pchiner_Kleinbahn
Was halten Sie von dem Neubau einer Bahnverbindung Zossen-Mittenwald?
Viele Grüße T. S.
Guten Abend Herr S.,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gern wie folgt beantworten möchte:
Auf den ersten Blick mag es vielleicht widersprüchlich sein, wenn ich einerseits für einen deutlichen Ausbau des ÖPNV und der Zubringer zum Bahnhof KW eintreten möchte und andererseits den Bau eines PKW-Parkhauses fordere. Ich finde das aber nur pragmatisch. Der Ausbau des ÖPNV muss zwingend vorangetrieben werden. Ich gebe mich aber keinen Illusionen hin, dass wir das innerhalb von zwei oder drei Jahren schaffen. Es fehlt an Fahrzeugen (gerade auch Elektro-Bussen), Busfahrern, Radwegen, Sharing-Anbietern und gerade der Ausbau der Schieneninfrastruktur braucht Jahre.
In dieser Zeit wächst die Zahl der Einwohner, Pendler und Pkw-Fahrer Richtung Bahnhof KW weiter an. Wo sollen die ganzen Autos hin? Die Innenstadt ist jetzt schon zugeparkt. Zulasten der Händler und Geschäfte. Reagieren wir darauf nicht, verschlimmert sich die Verkehrslage. Deswegen brauchen wir zumindest vorübergehend bis der ÖPNV ausreichend gesichert ist mehr Stellplätze. Ein Parkhaus ließe sich auch in Leichtbauweise erreichten und könnte zu gegebener Zeit zurück gebaut werden. Aber auch Car-Sharing-Fahrzeuge und E-Autos müssen irgendwo parken. Wir werden so kurzfristig nicht jeden Winkel des Einzugsgebiets des Bahnhofs an das öffentliche Verkehrsnetz zu jeder Uhrzeit anschließen können - auch wenn ich wünschte es wäre anders. Ich glaube hier müssen wir ehrlich und realistisch sein. Ich stelle aber klar: der Ausbau des ÖPNV hat unweigerlich Vorrang, denn Sie haben Recht: die Zeit des Pkw-Individualverkehr muss schon angesichts des Klimawandels der Vergangenheit angehören.
Hierfür kann die Landesebene konkret vor allem im Bereich der Schiene investieren. Für den kleinteiligen ÖPNV (Busse usw.) brauchen die Kommunen Fördermittel. Der Beruf des Busfahrers beispielsweise ist leider unattraktiv und muss besser vergütet werden, was sich die meisten Kommunen aber allein nicht leisten können. Die RVS im Landkreis würde gern mehr Fahrten bedienen - es scheitert derzeit am fehlenden Personal.
Ich bin nicht nur für die Reaktivierung des Schienennetzes, das zuvor bestand. Nein, wir sollten es sogar weiter ausbauen. Da ich weiß, dass auch viele Mittenwalder die Bahn als Pendler Richtung Berlin nutzen, halte ich die Reaktivierung der Bahnverbindung zwischen KW und Mittenwalde für zwingend notwendig. Ich habe mich bereits in den vergangenen Jahren dafür eingesetzt, dass das nicht mehr als bloße „Spinnerei“ abgetan wird, sondern zumindest die SPD im Landkreis dazu sogar Anträge auf ihrem Landesparteitag beschlossen hat. Das Thema verfolge ich weiter und würde es gern im Landtag auf die Tagesordnung setzen.
Mit dem Ausbau einer Bahnverbindung zwischen Zossen und Mittenwalde habe ich mich bisher nicht detailliert beschäftigt. Gern können wir uns dazu auch nach der Wahl persönlich austauschen. Ihre Ideen dazu interessieren mich sehr. Schon aus einem allgemeinen Grund kann ich mir aber eine solche Verbindung gut vorstellen: Das Bahnnetz ist in Brandenburg überwiegend strahlenförmig auf Berlin ausgerichtet. Es gibt kaum „Querverbindungen“ im Land. Der Umweg über Berlin ist zeitintensiver als der direkte Weg per Pkw. Das ist natürlich absurd. Insofern kann eine solche Bahnverbindung da Abhilfe schaffen.
Freundliche Grüße
Ludwig Scheetz