Frage an Lothar Sommer von René J. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Sommer,
Sie treten für ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürger ein. Im Sinne einer Vereinfachung der komplexen Sozialsysteme und verschiedenen Transferleistungen mit ausufernder Bürokratie kann ich mich diesem Gedanken grundsätzlich auch anschließen. Nur dürfte die Höhe eben dieses Grundeinkommens m. E. maximal die tatsächlichen menschlichen Grundbedürfnisse - also Essen, Schlafen, Kleiden - abdecken. Ansonsten würde doch der Leistungsgedanke, auf dem unsere soziale Marktwirtschaft (noch) fußt, ad absurdum geführt. Je höher dieses Grundeinkommen, umso weniger Menschen wären doch bereit, durch eigene Leistungen weiteres Einkommen zu erwerben und somit zur Finanzierung dieser Starthilfe für alle beizutragen.
Wie stehen Sie - insbesondere auch als Unternehmer - zur Höhe und zur Refinanzierung dieses Grundeinkommens?
Mit freundlichen Grüßen
René Jäck
Hallo Herr Jäck,
ich halte die Finanzierung des Grundeinkommens (GE) über eine Konsumsteuer für sinnvoll (nur eine Steuer für Alles). Die Höhe des auszuzahlenden Betrages richtet sich nach dem, was sich der Staat zum entsprechenden Zeitpunkt erlauben kann, an Geld aufzubringen. Gegenwärtig würde die Orientierung bei den Zuwendungen der so genannten Hartz-Regelungen liegen. Ich selbst plädiere jedoch dafür, bei entsprechenden strukturellen Umgestaltungen, den Anteil des nichtauszuzahlenden GE recht hoch zu halten: Kindereinrichtungen, Schule, Lehre und Studium, kulturelle, sportliche Betätigung, Gesundheitsvorsorge und mehr….
Dadurch wird vielen Menschen ein breiter Zugang möglich und somit auch Teilhabe, die sich rückwirkend auf die Beziehungen zwischen den Menschen auswirkt. Wenn ich formuliere, dass mit den GE, im Ansatz her, ein Auskommen möglich sein sollte, ist das noch lange nicht so, dass man davon „große Sprünge“ machen kann. Deshalb wird zwangsläufig eine Nachfrage nach Tätigkeit mit finanziellem Ausgleich entstehen. Ich stoße mit meiner Auffassung bei manchen GE-Vertretern auf Ablehnung, die sich wahrhaftig ein „Schlaraffenland“ wünschen. Ich baue auf den „innerlichen Drang“ der Menschen (geschichtlich gewachsen) sich zu betätigen, hervorgebracht durch das, was uns auszeichnet und zu dem gemacht hat, was wir sind, das soziale Verhalten. Das nämlich ist es, was gegenwärtig massiv gestört ist – bringen wir das wieder ins Lot, werden wir uns auch weiterentwickeln. Das GE ist hierzu eine ergänzende Möglichkeit. Also, ich merke, es wird sehr umfangreich mit der Beantwortung. Deshalb vielleicht noch zu Ihrer in der Frage formulierten Feststellung: „….. Ansonsten würde doch der Leistungsgedanke, auf dem unsere soziale Marktwirtschaft…“ – Also, Leistungsgedanke ja, aber Markwirtschaft ist so ein strittiger Begriff (man sagt auch Wettbewerb) – es handelt sich dabei immer um harten und unerbittlichem Konkurrenzkampf. Der Stärkere besiegt den Schwächeren und so weiter. Insofern gibt es keine Marktwirtschaft, die sozial ist. Ich formuliere dann besser so: Marktwirtschaft mit sozialer Ausrichtung…
Noch eine Anmerkung: Legen wir den Gleichbehandlungsgrundsatz des Grundgesetzes zugrunde, könnten die Lohnempfänger, die heute nicht mehr als die Gesamtleistungen eines Hartz-Empfängers erhalten, auf die Gleichbehandlung klagen und eben diesen Betrag auch einfordern…oder? Wenn diese aber ein GE erhalten und dann noch einer Tätigkeit nachgehen und die finanzielle Vergütung dafür erhalten, ist die ganze Sache „gerechter“. Dann wird es z.B. auch wieder in solchen Bereichen, in denen ich wirke (Gartenbau) Menschen geben, die hier arbeiten wollen. Was jetzt abläuft, brauche ich wohl niemanden zu schildern. Nun gibt es ja noch die Diskussion um die Mindestlöhne – dann müssen die Verbraucher und der Handel auch bereit sein, Mindestpreise zu bezahlen und keine Inflationspreise. Es gibt Länder, da ist das teilweise Praxis (z.B. Schweiz) und die Verbraucher legen auch Wert auf einheimische Produkte. Meine Antwort auf die Diskussion um die Mindestlöhne, ist eben die Einführung eines Grundeinkommens.
Ich verbleibe mit
Sonnigen Grüßen
Lothar Sommer