Welche konkrete Maßnahmen planen sie zur Verbesserung der frühkindlichen Bildung sowie Verbesserung der Bildung an Schulen?
Allgemein bin ich wirklich erschüttert das das Thema Bildung aktuell kaum eine Rolle in der politischen Debatte zu spielen scheint. Dort gibt es seit Jahrzehnten so eklatante Mängel für die sich die Politik aber kaum zu interessieren scheint!

Sehr geehrte Frau H.,
Bildung ist der Schlüssel zu mehr Gerechtigkeit. Auch ich finde es schade, dass dieses Thema aktuell im Wahlkampf eine so geringe Rolle spielt, denn es gibt viel zu tun!
Wir Grüne wollen dafür zum Beispiel einen „nationalen Bildungspakt“ schließen. Konkret heißt das: Gemeinsame Ziele und geteilte Mindeststandards für alle Schulen und mehr Tempo bei der Digitalisierung der Schulen. Konkret wollen wir 10 Milliarden Euro jährlich in die Sanierung von Schulgebäuden investieren – finanziert aus dem Deutschlandfonds. Gemeinsam mit den Bundesländern, die in der Bildung die meiste Zuständigkeit haben, wollen wir Lehrpersonal und Schulsozialarbeit aufstocken.
Einiges haben wir dabei schon erreicht. Mit dem Startchancen-Programm wurde diese Legislatur bereits beschlossen: wir investieren 20 Milliarden Euro in Schulen in besonders benachteiligten Stadtteilen – denn Bildungschancen dürfen nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen.
Für mehr Digitalisierung haben wir mit den Ländern den Digitalpakt 2.0 ausgehandelt. Cem Özdemir hat das in seiner kurzen Amtszeit als Bundes-Bildungsminister noch hinbekommen. Dieser setzt Ziele für Investitionen in die digitale Infrastruktur unserer Schulen und in die Unterrichtsentwicklung für digitales Lernen, um die Schüler*innen von heute gut auf die Welt von morgen vorzubereiten.
Bildung fängt aber – wie Sie ja auch beschrieben haben – nicht erst im Schulalter an. Auch bei Kitas und Kindertagespflege braucht es Veränderungen. Wir brauchen insgesamt in Deutschland mehr Kitaplätze und mehr Personal. Dafür wollen wir die Erzieher*innen-Ausbildung vergüten und auch qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland einen schnellen Weg in die Arbeit ermöglichen. Auch hier müssen die Bundesländer besser unterstützt werden. Mit dem Kita-Qualitätsgesetz haben wir für dieses und nächstes Jahr die Bundesländer mit vier Milliarden Euro unterstützt. Das schafft ein bedarfsgerechtes Angebot und einen besseren Betreuungsschlüssel für die Jüngsten.
Ich möchte eine Bildungspolitik, die bei allen Kindern und Jugendlichen ankommt. Insgesamt verwundert die Tatsache, dass Bildung so wenig Thema ist in diesem Wahlkampf übrigens auch deshalb, weil wir hier in Hamburg ja einen Doppelwahlkampf haben für Bürgerschafts- und Bundestagswahl. Und gerade in der Bildungspolitik ist vieles ja auch in der Gestaltungshoheit der Länder. Allerdings muss ich sagen, dass Hamburg aus meiner Sicht in Sachen Bildungsgerechtigkeit auch schon viel richtig macht: kostenlose Kita-Betreuung für 5 Stunden für alle, flächendeckende Viereinhalbjährigen-Untersuchung mit anschließender gezielter Sprachförderung bei Bedarf, kleinere Klassen und mehr Sozialarbeiter*innen speziell in Stadtteilen, die nach dem KESS-Index mehr Kinder mit Förderbedarf haben, flächendeckendes Angebot zur Ganztagsbetreuung an Schulen. Und letztlich ein nur noch zweigliedriges Schulsystem nach Klasse 4 mit zwei Schulformen, an denen man jeweils auch Abitur machen kann. Ich glaube, dass sich viele andere Bundesländer in Hamburg auch viel abgucken können und würde mir wünschen, dass wenigstens einige der von mir aufgezählten Punkte mal bundesweit Standard würden.
An dem Ziel von mehr Bildungsgerechtigkeit möchte ich auch die kommenden Jahre arbeiten.
Mit freundlichem Gruß
Linda Heitmann, MdB