Wegen des Kopftuchs entladen sich im Iran gerade heftige Proteste. Sollte man aus Solidarität nicht das Tragen d. Kopftuchs in öffentl. Bereichen in Deutschland einschränken?
Sehr verehrte Fr. Heitmann,
seit Wochen demonstrieren Menschen im Iran gegen das Mullah-Regime, nachdem durch Polizeigewalt die 23-jährige Mahsa Amini in Teheran an ihren Verletzungen gestorben ist.
Sie war v. d. islamischen Sittenpolizei festgenommen u. misshandelt worden, weil angeblich ihr Kopftuch nicht richtig saß.
Aus Protest gegen d. Frauenrechtslage im Iran verstießen manche Demonstrantinnen bewusst gegen die Kleiderordnung, indem sie ihre Kopftücher abnahmen und diese verbrannten.
Da auch hier immer wieder darüber debattiert wird, ob d. Tragen d. Kopftuchs nicht eine Art der Unterdrückung ist, die d. Gleichberechtigung subvertiert, stellt sich d. Frage, ob aus Solidarität hier nicht ein Zeichen gesetzt werden sollte und das Tragen d. Kopftuchs o. alle andere Arten d. Verhüllung in bestimmten Bereichen d. öffentl. Lebens verboten werden sollte.
Da d. Grünen auch bei Waffenlieferungen ihre Meinung geändert haben, wie denken Sie heute politisch über das Kopftuch?
MfG / N.R.+
Sehr geehrter Herr R.,
Debatten rund um das Tragen des Kopftuchs sind in der Tat ein Auslöser der Proteste im Iran, wo die Menschen um Freiheit und insbesondere mehr Rechte für Frauen und Mädchen kämpfen.
Aus meiner Sicht gehört zu solch einer Freiheit – egal, ob im Iran oder in Deutschland – dass jede Frau selbst entscheiden können muss, wie sie sich kleidet und ob und wann sie ein Kopftuch tragen möchte oder nicht.
Ich hoffe sehr, dass auch die Frauen im Iran diese Freiheit sehr bald haben werden. Es ist bitter, wie sehr sie für solch eine Selbstverständlichkeit kämpfen müssen und wie viele Menschen dabei in diesem Zuge bereits staatliche Gewalt erlitten oder ihr Leben verloren haben. Lassen Sie uns gemeinsam hinschauen in den Iran und die Menschen in ihrem Streben nach Freiheit unterstützen.
Mit freundlichem Gruß
Linda Heitmann