Wie sieht ihr klimaneutrales Mobilitätskonzept für den ländlichen Raum aus, und wie wollen Sie es in den nächsten 5 Jahren umsetzen
Sehr geehrte Frau Gumnior,
Das Erreichen der Klimaneutralität muss vor Allem auch schnell gehen. Der Umbau des ÖPNV, die Verbesserung des Services der Bahn wird sicherlich lange dauern, da erhebliche Infrastrukturmassnahmen notwendig sind. E-Moblität wird zunächst einmal erhebliche CO2 Emissionen verursachen (Bau der Produktionsanlagen, Batterien, Grüner Strom in ausreichender Menge). Wasserstofftechnologien sind ebenfalls noch lange nicht verfügbar. Dieser Energieträger müsste zudem auch Grün hergestellt werden. Also, was machen wir in den nächsten 5-10 Jahren mit der Mobilität im ländlichen Raum, die ja entscheidend sein werden um nicht noch exponentiell höhere Folgekosten zu haben. Im aktuellen Wahlkampf werden von allen Parteien diese wichtigen, weichenstellenden Fragen auf einem vollkommen falschen Niveau behandelt. So nach dem Motto " Welche Auswirkungen hat der Klimaschutz auf die Pendlerpauschale..." Was wird sich für uns ändern.
Viele Grüsse
W. B.
Sehr geehrter Herr B.
Vielen Dank für Ihre Anfrage zur Verkehrswende im ländlichen Raum.
Die Verkehrspolitik braucht dringen eine Wende. Zum einen, um die Einhaltung der Klimaziele sicherzustellen und zum anderen, um sichere Mobilitätsmöglichkeiten für alle Verkehrsteilnehmer*innen zu schaffen.
Dazu müssen in den nächsten Jahren zum einen die bestehenden Angebote gefördert und ausgebaut werden: Die Bus- und Bahnlinien die bereits existieren, müssen erweitert werden und kostengünstiger werden. Dazu soll z.B. der Nachtzugverkehr ausgebaut werden und ein sog. „Deutschlandtakt“ eingeführt werden. Dafür ist es unerlässlich, dass wir deutlich höhere Mittel für den Netzausbau bereitstellen und Anschlüsse schaffen, die uns alle schneller an unser Ziel bringen. Kombiniert mit einem einheitlichen Ticketsystem soll die Verbindung unterschiedlicher Verkehrsmittel gestärkt und der Umstieg vom PKW auf den ÖPNV erleichtert werden. Gerade hier kann und muss die Mobilität im ländlichen Raum attraktiver werden.
Gleichzeitig müssen wir bereits bestehende Schienen-Infrastruktur wieder in Betriebe nehmen. Die Grüne Landtagsfraktion hat dazu eine Broschüre zusammengestellt, welche Verbindungen wieder in Betrieb genommen werden können. Diese finden Sie hier: https://www.fraktion.gruene-niedersachsen.de/fileadmin/docs/fraktion/infopakete/broschuere_reaktivierung_von_bahnstrecke.pdf
Hier ist auch der Bund in der Pflicht, die Länder bei Reaktivierung und Ausbau zu unterstützen.
Zusätzlich wollen wir den Radverkehr stärken. Auch im ländlichen Raum sind ca. 50% aller Wege die zurückgelegt werden kürzer als 5 km (https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/forschung/schwerpunktthemen/radverkehrsfoerderung-im-laendlichen-raum). Hier bietet sich die Nutzung eines Fahrrads an - aber nur dann, wenn eine ausreichende Radverkehrsinfrastruktur in und zwischen den Orten besteht. Dazu muss der Bund sich umfassend am Radwegeausbau beteiligen. An Bahnhöfen und Haltestellen des ÖPNV müssen sichere Abstellmöglichkeiten geschaffen werden und wir müssen die Regeln des Straßenverkehrs fahrradfreundlicher gestalten.
Viele Grüße
Lena Gumnior