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Lars Klingbeil
SPD
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Frage von Dr. Lienhard W. •

Frage an Lars Klingbeil von Dr. Lienhard W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Lieber Lars Klingbeil,

die SPD will Thilo Sarrazin ausschließen. In Neukölln steht auch Heinz Buschkowsky auf der Abschußliste. Warum? Beides schockiert mich. Meine Frage: Warum sieht man Sarrazin und Buschkowsky nicht als Chance und sucht den kritischen Dialog?

Ist diese Dünnhäutigkeit der Funktionäre gegenüber kritischen Köpfen bereits eine Etappe auf dem Weg der SPD in die Bedeutungslosigkeit?

Hält die Partei keine eigensinnigen Charaktere mehr aus?

Eine Partei, die den Anspruch erhebt, Volkspartei zu sein, muß solche Köpfe und Widerspruchsgeister nicht nur ertragen, sondern vielleicht auch als Chance sehen. Sie tun ihr gut.

Weder mit Sarrazin noch mit Buschkowsky hat es meines Wissens einen konstruktiven Diskurs gegeben, bei dem man vielleicht liebgewonnene Positionen hätte infrage stellen müssen. Das ist ärgerlich und in meinen Augen ein Symptom für den inneren Zustand der SPD.

Sarrazin versucht sich an einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Islam in Deutschland und stößt damit in eine Lücke. Buschkowsky steuert wertvolle Erfahrungen aus seiner Praxis als Kommunalpolitiker in einem von Zuwanderern geprägten Stadtteil bei. Warum mußte ein Mann wie Buchkowsky immer ein Außenseiter in der SPD bleiben? Das finde ich beschämend.

Will die SPD die Kritik an mißlungener Integration denn ganz der AfD überlassen? Schon ein Wort wie „Kopftuchmädchen“ hat man Sarrazin übelgenommen, obwohl es doch einen Sachverhalt beschreibt. Nach meiner Beobachtung hat die SPD eher zuviele Mitläufer in den Reihen ihrer Funktionäre und zu wenige Köpfe mit Eigensinn, die sich an schwierige Themen heranwagen.

Die Grünen gehen da mit Robert Habeck einen anderen Weg und benennen Probleme mit erfrischender Offenheit und in einer Sprache, die nicht abgestanden ist.

Beste Grüße
Lienhard W.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Dr. W.,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Im August 2018 haben wir entschieden, die Äußerungen von Herrn Sarrazin überprüfen zu lassen. Die Untersuchungskommission hat jetzt einen umfassenden und sehr fundierten Bericht vorgelegt. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Thesen Sarrazins nicht mit den Grundsätzen der SPD vereinbar sind und er der Partei schweren Schaden zufügt. Auf dieser Grundlage hat der SPD-Parteivorstand entschieden, ein neues Parteiordnungsverfahren einzuleiten. Unser Ziel ist es, Thilo Sarrazin aus der SPD auszuschließen.

Mit freundlichen Grüßen
Lars Klingbeil

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