Frage an Kurt Kleffel von Corvin M. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Hallo Herr Kleffel,
Ich hätte eine Frage zu ihrer Meinung zum Thema Maoismus. In einem Artikel auf der Website beschwert sich Ihre Partei über angebliche Hetze gegen den Gründer VC (siehe: https://www.mlpd.de/2014/kw01/wenn-sogar-nicht-gezeugte-kinder-zu-201emordopfern201c-mao-zedongs-werden) . Nun frage ich mich:
1. Was halten Sie von Maos Ideen, sollte man versuchen diese (zB. in Deutschland) zu realisiren?
2. Was sagen Sie dazu, dass unter seiner Diktatur bis zu 80 Millionen Menschen gestorben sein sollen oder halten Sie das nur für antikommunistische Propaganda? Was sagen sie zur Katastrophe nach seinen (Land-) Wirtschaftsreformen? (siehe zB. https://www.bpb.de/internationales/asien/china/44259/mythos-mao?p=1)
Über Antworten würde ich mich sehr freuen.
Hallo Herr M.,
Mao Tsetung war die bedeutendste Persönlichkeit der
marxistisch-leninistischen Weltbewegung in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts. Unter seiner Führung konnte sich das chinesische Volk von
einer jahrhundertelangen imperialistischen Unterdrückung befreien. Mit
der Ausrufung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 begann die Ära
des Aufbaus eines unabhängigen Chinas und des Übergangs zu einer
sozialistischen Gesellschaftsordnung.
Die Mao Tsetung-Ideen sind lebendig. Sie beziehen sich vor allem auf den
Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft, auf die Diktatur des
Proletariats gegen die alten Ausbeuter und auf Schlussfolgerungen aus
den positiven und negativen Erfahrungen der Sowjetunion als erstem
sozialistischen Land in der Menschheitsgeschichte. Mit dem 20. Parteitag
der KPdSU im Jahr 1956 wurde der Sozialismus verraten, Bürokraten mit
dem Parteibuch in der Tasche leiteten die Umwandlung in einen neuen
bürokratischen Kapitalismus ein. Der Verrat am Sozialismus konnte sich
mit dem Vordringen der kleinbürgerlichen Denkweise aus der
kommunistischen Partei selbst herausbilden. Die KP Chinas unter der
Führung Mao Tsetungs stellte sich nach 1956 an die Spitze des Kampfs
gegen die Machtergreifung der modernen Revisionisten in der Sowjetunion.
Mao Tsetung entwickelte 1966 die Idee der Großen Proletarischen
Kulturrevolution als höchster Form des Klassenkampfs im Sozialismus. Was
war das Neue daran? Sie bedeutete die ideologisch-politische
Mobilisierung der Millionenmassen von Arbeitern, Bauern, Frauen,
revolutionären Intellektuellen und der Jugend als den entscheidenden
Damm zur Verhinderung der Restauration des Kapitalismus in China.
In diesem Kampf auf Leben und Tod zwischen Revolution und Restauration –
einer historisch erstmalig eingetretenen Situation – ist es auch zu
Überspitzungen und Fehlern gekommen, zu denen die KP Chinas unter Mao
Tsetung selbstkritisch Stellung genommen hat. Wir Marxisten-Leninisten
haben selbst das größte Interesse daran, dort geschehenes Unrecht
aufzuarbeiten, wie das in dem von Ihnen genannten Artikel unserer
Zeitung ROTE FAHNE geleistet wird. Wie ist denn Ihre Meinung zu diesem
Artikel?
Wenn man von „realisieren“ der Mao-Tsetung-Ideen in Deutschland sprechen
will, so verstehen wir die Lehren aus der Großen Proletarischen
Kulturrevolution als Leitlinie dafür, bereits heute Perspektiven des
ökonomischen, politischen, kulturellen Lebens und Kampfes in einer
zukünftigen sozialistischen Gesellschaft zu entwickeln. Wir werden in
einer zukünftigen sozialistischen Gesellschaft noch mehrmals solche
Kulturrevolutionen durchführen müssen, um die über zahlreiche
Generationen gewachsenen Prägungen und Gewohnheiten der Menschen im
revolutionären Sinne zu verändern und ein sozialistisch/kommunistisches
Bewusstsein im Massenumfang heranzubilden. Deswegen begreifen wir seine
Erkenntnisse als Weiterentwicklung der Befreiungsideologie des
Marxismus-Leninismus anstatt sie personifizierend als „Maoismus“ zu
bezeichnen.
Die Krisenhaftigkeit des imperialistischen Weltsystems verschärft sich
derzeit enorm: der beschleunigte Übergang zu einer globalen
Umweltkatastrophe, zahlreiche kriegerische Konfrontationen und
Säbelgerassel wie aktuell im Mittleren Osten und nicht zuletzt die
internationale Flüchtlingskrise mit mittlerweile über 75 Millionen
Flüchtlingen befördern eine wachsende Kapitalismus-Kritik, verbunden mit
der Suche nach einer gesellschaftlichen Alternative. Der echte
Sozialismus gewinnt auch im internationalen Maßstab wieder ein neues
Ansehen, während der bürgerliche Ideologie zur Rechtfertigung der
bestehenden Zustände in eine tiefe Krise geraten ist. Gerade deshalb
soll die antikommunistische Hetze gegen Mao-Tsetung und Stalin, wie sie
insbesondere von staatlichen Einrichtungen wie der „Bundeszentrale für
politische Bildung“ betrieben wird, die Arbeiter-und Volksbewegung vom
echten Sozialismus abhalten.
Gerne können wir Ihnen weitere Informationen über die ökonomischen,
ökologischen, kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften aus
der Zeit der Kulturrevolution zukommen lassen.