Frage an Kurt Joachim Lauk von Matthias A. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Hon.-Prof. Lauk,
in Ihrem Artikel vom 26.08.2008 in der Welt schreiben Sie unter der Überschrift "Atomstrom ist unverzichtbar":
"Während bei uns die durchschnittliche Betriebsdauer auf 32 Jahre begrenzt werden soll, ist international eine Laufzeit bis zu 60 Jahren üblich. Bei einer um 20 Jahre verlängerten und international üblichen Laufzeit kämen über die Jahre 100 Mrd. Euro zusammen." Daraus ergeben sich für mich zwei Fragen:
1. Das Durchschnittsalter der seit 2000 weltweit aus Sicherheits- und betriebswirtschaftlichen Gründen stillgelegten Kernkraftwerke betrug laut Angaben der Internationalen Atomenergie-Agentur 36 Jahre und 4 Monate. Worauf beziehen Sie sich mit der "international üblichen Laufzeit" von 60 Jahren?
2. Wie errechnet sich der Betrag von 100 Mrd. Euro?
Mit besten Dank und freundlichem Gruß
Matthias Adolf
Sehr geehrter Herr Adolf,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne nachstehend beantworte:
. Worauf beziehen Sie sich mit der "international üblichen Laufzeit" von 60 Jahren?
Die Laufzeit von Kernkraftwerken wurde früher auf 40 Jahre ausgelegt. Mit der Erforschung und Erprobung der Technik stellte sich heraus, dass sie wesentlich länger sicher betrieben werden können. Betriebsgenehmigungen für Kernkraftwerke werden in vielen Ländern daher unbefristet erteilt. In den USA werden bereits heute Laufzeiten von bis zu 60 Jahren umgesetzt. Auch in den Niederlanden, Finnland und Frankreich wird diese Laufzeit angestrebt.
2. Wie errechnet sich der Betrag von 100 Mrd. Euro?
Nach Auskunft der Betreiber führt der Stillstand eines Kernkraftwerks pro Tag zu einem Ergebnisausfall von etwa 1 Million Euro. Eine frühzeitige Abschaltung der 17 deutschen Kernkraftwerke würde pro Jahr rund 5 Milliarden Euro ausmachen. (17 AKW x 1 Million x 365 Tage bei 80 Prozent Verfügungsbereitschaft = rund 5 Milliarden Euro pro Jahr) Bei einer um 20 Jahre verlängerten und international üblichen Laufzeit kämen über die Jahre 100 Milliarden Euro zusammen.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Kurt J. Lauk MdEP
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