Frage an Kristina Vogt von Andreas H. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Liebe Frau Vogt,
in der gemeinsamen Stellungnahme von SPD, Bündnisgrünen und Die Linke zum Volksentscheid "Rennbahn" schreiben Sie, dass ein "Nein" für "mehr bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum" führen würde.
Wie bewerten Sie die Stellungnahme der Bürgerinitiative, die schreibt dass "das Flächenangebot für neue Wohnungen mehr als doppelt so hoch wie der Bedarf" sei? Lügt die Bürgerinitiative? Oder, falls die Bürgerinitiative Recht hat, inwiefern ist ein "Nein" nötig, um das Ziel von mehr bezahlbarem und nachhaltigem (was soll das eigentlich sein?) zu erreichen?
Sehr geehrter Herr Hilboll,
vielen Dank für Ihre Frage!
In den letzten 5 Jahren ist Bremen sehr stark gewachsen, um 20.000 Einwohner*innen. Das Statistische Landesamt geht derzeit davon aus, dass die Stadtgemeinde Bremen von 566.000 Einwohner*innen (2018) auf 578.000 Einwohner*innen (2025) anwächst, also um 12.000 Menschen in 7 Jahren, das heißt um gut 20.000 Menschen bis 2030. Das entspricht ca. 11.000 Wohnungen, die bis 2030 zusätzlich gebraucht werden.
Es ist daher richtig, dass das gesamte Wohnbaupotenzial in der Stadt Bremen, das derzeit identifiziert ist, ausreicht, um den steigenden Wohnungsbedarf zu decken. Die Differenz ist allerdings nicht so groß, wie die Bürgerinitiative ihn zeichnet. Aber das Potenzial ist theoretisch ausreichend, auch wenn sich die eine oder andere Fläche nicht realisieren lässt – einschließlich der Rennbahn.
Was die Rennbahn aber von vielen anderen Flächen unterscheidet, ist, dass sie komplett in städtischem Besitz ist. Bei Flächen in privatem Besitz hat die Stadt nur begrenzten Einfluss darauf, ob sie bebaut werden, wann sie bebaut werden, und wie sie bebaut werden. Nur dort, wo die Stadt noch über eigene Flächen verfügt, kann sie die Entwicklung dieser Flächen so steuern, dass bezahlbarer Wohnraum und nachhaltige Gestaltung wirklich im Vordergrund stehen. Der Beschluss der Bürgerschaft hat dies dahingehend unterstrichen, dass bei der Rennbahn auch die Vergabe in Erbbaurecht eine Rolle spielen soll – dass also nicht einfach die Flächen an private Investoren verkauft werden.
Daher sind wir auch als Partei DIE LINKE der Auffassung, dass eine maßvolle Bebauung des Rennbahn-Geländes eine große Chance ist, mehr bezahlbaren Wohnraum in der Stadt zu schaffen. Eine gute Gestaltung mit viel Freifläche, mit einem hohen Anteil preisgedämpfter Wohnungen und mit nachhaltigen Baukonzepten, ist auch für die Stadtentwicklung in der Vahr und in Hemelingen vorteilhaft. Der derzeitige Zustand der Rennbahn hat für die Bevölkerung dagegen wenig Nutzen. Aus diesen Gründen plädieren wir entschieden dafür, beim Volksentscheid mit Nein zu stimmen – also für eine Bebauung der Rennbahn innerhalb der beschlossenen Grenzen und Vorgaben.
Mit freundlichen Grüßen
Kristina Vogt