Kristina Stuntebeck
SPD
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Frage von Stephan S. •

Frage an Kristina Stuntebeck von Stephan S. bezüglich Bildung und Erziehung

Hallo Frau Stuntebeck,

wie steht es um unser Bildungssystem?
Die Erfahrung hat gezeigt, dass im Grundschulbereich sich die vollen Halbtagsgrundschulen als Erfolg heraus gestellt haben. Ist damit zu rechnen, dass in absehbarer Zeit alle Grundschulen in der Form einer vollen Halbtagsgrundschule geführt werden?

Wer das Geld in Bildung investiert, hat nicht auf Sand gebaut; sind alt bekannte Tugenden.
Werden in der nächsten Legislaturperiode bei einer SPD geführten Landesregierung mehr Lehrer/in eingestellt?

Wie sieht es um unser dreigliedriges Schulsystem aus?
Können wir davon ausgehen, dass dieses System weiterhin Bestand hat?

Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Sieveke, lieber Stephan!

Offen geantwortet: mit unserem Bildungssystem könnte es besser stehen. Dass die schulischen/ beruflichen Chancen der Kinder so sehr von ihrer sozialen Herkunft abhängen, treibt mich am meisten um.

Zu Deiner ersten Frage: Eines der Punkte aus dem SPD-Sofortprogramm ist die erste Bereitstellung von 12 Mio. Euro für das langfristige Ziel des Ausbaus eines flächendeckenden Netzes von echten Ganztagsschulen mit Nachmittagsunterricht. Alle Grundschulen können dann (wenn sie es wollen) als Ganztagsschulen ausgebaut werden. Darüber hinaus: die Grundschule soll wohnortnah vorgehalten werden. Am Beginn der schulischen Laufbahn steht an allen niedersächsischen Grundschulen die flexible Eingangsstufe. Die beiden ersten Jahrgänge können von den Kindern je nach ihrer individuellen Befähigung in ein, zwei oder drei Jahren durchlaufen werden. Danach folgen die Jahrgänge drei und vier. Die Unterrichtsorganisation der Grundschulen wird reformiert, hin zu mehr selbstständigem und fächerübergreifendem Lernen und Projektgruppenarbeit.

Zu Deiner zweiten Frage: Unmittelbar nach unserem Wahlerfolg werden wir eine mittel- bis langfristige Lehrkräftebedarfsplanung für Niedersachsen auf den Weg bringen, um für die zukünftigen Lehrkräfte, aber insbesondere für das Land eine ausreichende Planungs- und Handlungsgrundlage zu schaffen. Zur Gewährleistung einer Unterrichtsversorgung von echten 100 Prozent wird den Schulen ein Budget für den Ausgleich kurzfristiger Unterrichtsausfälle in eigener Zuständigkeit zur Verfügung gestellt. Dafür werden wir unmittelbar nach der Wahl Mittel i.H.v. 6 Mio. Euro zur Verfügung stellen.

Zu Deiner dritten Frage: Das dreigliedrige Schulsystem wird von alleine auslaufen, sofern die CDU bis dahin nicht den sog. freien Elternwillen abschafft, um so den Bestand an Hauptschulen "zu retten". Herr Biestmann (MdL, CDU) hat in der örtlichen Presse (OV, 14.12.2007) ja schon angekündigt, dass der freie Elternwille ein Stück weit zurückgefahren werden muss. Wie Du sicherlich weißt, haben wir auch im Landkreis Vechta vier Hauptschulen, die aufgrund gravierend zurückgehender Schülerzahlen (bedingt durch demografische Entwicklung aber auch rückläufige Übergangsquoten) von der Schließung bedroht sind. Zynischerweise sind zwei davon ehemalige Kooperative Haupt- und Realschulen (Bakum und Holdorf), wobei sich die örtlichen (CDU-)Gemeinderäte nach der letzten Landtagswahl von diesen Schulversuchen verabschiedet haben und Haupt- und Realschüler wieder getrennt unterrichtet werden (was die o.a. Entwicklung wiederum verstärkt hat).

Im Sommer diesen Jahres haben wir im Kreistag den Schulentwicklungsplan zur Kenntnis nehmen müssen, der die o.a. Entwicklung (Ausbluten der Hauptschule) ebenfalls skizziert. Deine Parteikollegen haben der SPD in der Diskussion "Stimmungsmache" vorgeworfen, wobei wir für diese Zahlen wohl am wenigsten können. So oder so: es wird sich einiges ändern, gerade in der Schullandschaft im ländlichen Raum. Wir als SPD favorisieren unser Konzept der "Gemeinsamen Schule", d.h. einer gemeinsamen Beschulung aller SchülerInnen von der 5. bis zur 10. Klasse. Genaueres kannst Du auf unserer Homepage nachlesen (www.spd-niedersachsen.de). Aber anders als die CDU in Bezug auf die Abschaffung der Orientierungsstufen (deren Folgekosten im Landkreis Vechta übrigens voll aus der Kreiskasse bezahlt wurde), werden wir dies nur dort einführen, wo der Elternwille dies mehrheitlich wünscht. Dass kann als Alternative zu einer bevorstehenden Hauptschulschließung für die zuvor genannten vier Kommunen sehr attraktiv sein. Aber auch für Kommunen, die schon seit längerer Zeit für einen gymnasialen Zweig vor Ort kämpfen. Du weißt, welche Gemeinden im Landkreis Vechta ich meine.

Falls Du noch weitere Fragen hast, dann sprech mich doch einfach an. Wir sehen uns sicherlich an den gegenüber liegenden Infoständen in den nächsten Wochen ;-)

Liebe Grüße,
Kristina Stuntebeck.