Frage an Krista Sager von Enrico R. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrte Frau Sager,
zum ersten Mal in ihrer Geschichte weist die Internationale Energieagentur (IEA) darauf hin, dass das Ölangebot weltweit seinem Ende entgegen geht. Ölforscher wie Colin Campbell mahnen schon, dass die bald zu erwartende Energiekrise (besonders Öl & Gas) unseren Wohlstand akut bedroht und zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führen wird. Auch Frau Claudia Kemfert vom DIW sieht die Energiekrise schon im Anmarsch. In dem mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „The Oil Crash“ wird von einigen ranghohen Vertretern aus Politik, Industrie und Wissenschaft vor den nahenden Gefahren infolge knapper und teurer Energie deutlich gewarnt. Es klingt alles glaubhaft aber irgendwie ist es trotzdem schwer vorstellbar wie z.B. eine Welt ohne Erdöl und Erdgas aussehen könnte und vor allem, dass auch gar nichts diesen „Stoff“ ersetzen könne. Die Zeit, die wir haben um einen „sanften“ Übergang zu 100% Erneuerbare Energien zu bewirken sei bereits verstrichen. Ich teile die Meinung dieser Personen.
Was mir wichtig ist, sind folgende Punkte:
1. Dass das Energiethema trotz Finanzkrise lebhaft in der Politik diskutiert wird.
2. Das auch ich bereit bin, dafür harte Einschnitte zu akzeptieren z.B.
- eine weitere und höhere Besteuerung von fossilen Energieträgern
- höhere Besteuerung von tierischen Lebensmitteln
- Abschaffung der Pendlerpauschale
- Pflichten zur Energieeinsparung in allen Bereichen
- 100% Erneuerbare Energien, etc.
Meine Fragen:
Wie deuten Sie dieses Energie - Problem?
Wie würden Sie dieses Problem lösen und wie viel Zeit (in Bezug auf dem Ende billiger fossiler Energie) haben wir noch ihrer Meinung nach?
Mit freundlichen Grüßen
Enrico Rosenkranz
Sehr geehrter Herr Rosenkranz,
ich teile ihre Sorge vor den gesellschaftlichen Folgen einer Verknappung der fossilen Energieträger, insbesondere des Erdöls. Bereits vor der Internationalen Energie-Agentur haben wir Grünen vor dem absehbaren Versiegen der Ölvorräte gewarnt. Dabei beziehen wir uns unter anderem auf eine Untersuchung der Energy Watch Group, die sie unter http://www.energywatchgroup.de/Erdoel-Report.32.0.html finden können.
Bis 2030 ist demnach ein dramatischer Rückgang der weltweiten Ölförderung zu erwarten, verbunden mit einem entsprechenden Anstieg der Preise, und in wenigen Jahrzehnten werden Erdölvorräte erschöpft sein. Das heißt, wir müssen jetzt die Zeit nutzen, um zügig umzusteuern. Auch die anderen nicht erneuerbaren Energieträger wie Gas, Kohle und Uran sind begrenzt, und der Klimawandel erfordert die Abkehr sowieso von den fossilen Brennstoffen. Die Energiezukunft gehört der Effizienz, der Einsparung und den erneuerbaren Energien. Es ist höchste Zeit umzusteuern, und je länger wir zögern, desto schwieriger wird die Umstellung.
Wir wollen deshalb:
- 100 % Energie aus erneuerbaren bis Mitte des Jahrhunderts;
- Energieeffizienz und Einsparung voranbringen;
- eine konsequente Energieeinsparverordnung und Erneuerbare-Wärme-Gesetze;
- Vermeidung von Straßenverkehr und verbrauchsarme Kfz mit strengen CO2-Grenzwerten;
- alternative Antriebe im Verkehrsbereich fördern, z. B. Elektromobilität (2 Mio. Kfz bis 2020), nachhaltig erzeugte Biokraftstoffe, Biogas als Treibstoff etc.
Wir glauben aber, dass es noch nicht zu spät ist. Im Strombereich haben wir heute, nach acht Jahren EEG, bereits einen EE-Anteil von 15 % erreicht. Da fossile Energie zunehmend teurer werden wird, werden absehbar erneuerbare Energien Wettbewerbsvorteile haben und können sich sehr rasch verbreiten. Voraussetzung: Wir müssen heute die Voraussetzungen dafür schaffen. Das haben wir z. B. in unserem Konzept Energie 2.0 detailliert beschrieben.
Mehr zum Konzept finden sie unter http://www.gruene-bundestag.de/cms/atomausstieg/dok/242/242081.der_gruene_energiemix_2020.html
Mit freundlichen Grüßen
Krista Sager