Frage an Krista Sager von Constantin C. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Sager,
kürzlich habe ich von Reform der Mülverwertung gelesen, die u.a. die Biotonne bundesweit verpfichtend machen soll.
Ist dieser Weg von immer neuen Tonnen und noch komlizierter Trennung nicht genau der falsche angesichts der Tatsache, dass Maschinen heutzutage deutlich besser sortieren können als Menschen.
Sind Systeme mit zwei Tonnen, recyclebarer Müll und Restmüll, oder gar nur einer Tonne in Zusammenarbeit mit modernen Sortierungsanlagen nicht besser geeignet mehr Recycling zu fördern.
Sollte die Gesetzgebung nicht eher das Ziel, z.B. in Form von Wiedeverwertungsraten, vorgeben als den Weg dahin? Ist nicht die private Wirtschaft besser darin durch Kostensenkung zur Gewinnmaximierung und durch Wettbewerb den effektivsten Weg zu finden, solange die richtigen gesetzlichen Anreize geschaffen werden?
Mit freundlichen Grüßen
Constantin Calavrezos
Sehr geehrter Herr Calavrezos,
die Sammlung von Bioabfall in getrennter Erfassung funktioniert in der Regel gut und ist ökologisch sinnvoll. Zwar können moderne Abfalltrennungsanlagen, auf die Sie sich in Ihrer Frage beziehen, auch schon sehr viel. Doch gerade die Trennung von nassen Abfällen - also insbesondere von Bioabfällen - und anderen trockenen Abfällen ist deutlich besser bei Trennung in den Haushalten.
Nur so ist z.B. gewährleistet, dass Bioabfälle (organische Abfälle) möglichst vollständig Biogasanlagen zugeführt werden können, um aus diesen Abfallstoffen Energie zu gewinnen. Bei nicht getrennter Erfassung ist hingegen die Gefahr zu groß, dass sie z.B. in Müllverbrennungsanlagen landen. Dort wäre die Energiebilanz deutlich schlechter, die Gärsubstrate würden für die Düngung verloren gehen etc.
Außerdem haben wir bei nicht getrennter Erfassung das Problem von durch Bioabfälle verschmutzten Wertstoffen: Sie müssten dann, um die Wertstoffe zurückzugewinnen, in einem aufwendigen Verfahren gereinigt werden.
Die "private Wirtschaft" ist mit Blick auf nachhaltige Lösungen für die Abfallentsorgung nicht per se immer "besser" und effektiver. Jedenfalls nicht dort, wo z.B. Wettbewerbsfähigkeit vorrangig durch Lohndumping und "Rosinenpickerei" erreicht wird. Es kann nicht das Ziel einer Abfallwirtschaft sein, nur die Gebiete zu entsorgen, in denen sich die Abfallentsorgung "lohnt".
Uns Grünen geht es darum, Abfallpolitik in Deutschland zukunftsfähig umzugestalten. Abfallwirtschaft muss, um nachhaltig zu sein, Ressourceneffizienz, Umweltverträglichkeit und Klimaschutz zum Ziel haben. Wenn Sie mehr über grüne Ansätze für eine nachhaltige Abfallentsorgung und -verwertung erfahren möchten, empfehle ich unseren Fraktionsbeschluss von April 2011 unter http://www.gruene-bundestag.de/cms/beschluesse/dokbin/378/378010.abfallpolitik.pdf
Mit freundlichen Grüßen
Krista Sager