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Kordula Schulz-Asche
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Frage von Gerhard C. •

Frage an Kordula Schulz-Asche von Gerhard C. bezüglich Wirtschaft

Hallo Frau Schulz-Asche,

im Nachgang zur Podiumsdiskussion möchte ich Ihnen meine Frage schriftlich wiederholen:
Für mich ist es gegen Nachhaltigkeit und gegen die Wertschöpfungskette, wenn fertige Produkte noch einmal umgepackt, erneut transportiert und in Deutschland verkauft werden.
Die Kosten dieses Umpackprozesses müssen von Bürgern und Steuerzahlern und Billigarbeitskräften (welche teilweise Hartz4 Aufstockung erhalten) getragen werden. Der Gewinn geht an Aktionäre und Manager.
Ein weiterer Aspekt ist die Verunsicherung älterer Patienten, wenn Sie in kurzer Zeit immer wieder neue Packungen und andere Aufmachungen erhalten. Dieses kann zur Aussetzung oder fehlerhaften Einnahme führen. Somit wird die Behandlung beeinträchtigt.
Wie stehen Sie aus moralischen Aspekten zu Reimporten/Parallelimporten von Arzneimitteln?

Beste Grüße Gerhard Collmann

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Collmann,

Recht herzlichen Dank für Ihre Zuschrift auf abgeordnetenwatch.de, die ich hiermit beantworten möchte.

Auf den ersten Blick sind das Umpacken von fertigen Produkten und zusätzliche Transportwege nicht mit dem Stichpunkt Nachhaltigkeit in Verbindung zu bringen. Jedoch gibt es hier einen anderen wichtigen Aspekt, und zwar ist dies die Tatsache, dass die Arzneimittelkosten der Krankenkassen durch Re-/Parallel-Importe gesenkt werden.

Wie Sie sicher wissen, müssen Importeure nach § 129 SGB V Absatz 1, Nummer 2 nachweisen, dass ihre Arzneimittel einen Preisabstand zu den einheimischen Markenprodukten von mindestens 15 Prozent oder 15 Euro einhalten. Insofern ist das von Ihnen kritisierte Umverpacken und Transportieren zwar nicht begrüßenswert, aber notwendig, um die Europa bestehenden massiven Preisdifferenzen (meist mit den höchsten Preisen in Deutschland) für die gesetzlichen Krankenkassen zu erschließen. Aus diesem Grund ist ja auch eine Reform des AMNOG, wie wir bereits bei der Veranstaltung besprochen hatten, an dieser Stelle gescheitert.

Was die Verunsicherung von älteren Patientinnen und Patienten bei einem Medikationswechsel anbelangt, so bin ich der Auffassung, dass hier in Zukunft Ärzte und medizinisches Personal noch mehr in der Pflicht stehen, aufzuklären und Vertrauen zur Arznei aufzubauen. Dessen ungeachtet ist und bleibt die Therapietreue zu dem ursprünglichen Medikament ein wichtiger Faktor, dem gegebenenfalls auch Rechnung getragen werden muss.

Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen beantworten.

Mit freundlichen Grüßen,

Kordula Schulz-Asche

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