Portrait von Koray Yılmaz-Günay
Koray Yılmaz-Günay
DIE LINKE
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Koray Yılmaz-Günay zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Anna D. •

Frage an Koray Yılmaz-Günay von Anna D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Yilmaz-Günay,

mir ist aufgefallen dass am Viki immer mehr NPD oder andere rechte Parteien Werbung mit Aufklebern usw. machen. Würde mich Interessieren warum ? Ist dort der richtige Ort Wähler für sich zu gewinnen? Kann man was dagegen tun? Also mir gefallen die nicht!!!

Schönen Gruß

Anna Delic

Portrait von Koray Yılmaz-Günay
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Delic,

wenn ich von dem ausgehe, was ich selbst bei Steck-Aktionen gesehen habe und auch von dem, was mir Anwohnerinnen und Anwohner beim meinen regelmäßigen Sprechstunden erzählen, scheint im Schöneberger Norden tatsächlich ein kleines «Zentrum» dieser hässlichen Aktivitäten zu sein.

Ich vermute, dass Sie mit «Viki» den Viktoria-Luise-Platz meinen. Mir sind in dem Gebiet am meisten Aufkleber in der Geisberg-, in der Regensburger, aber auch in der Münchener Straße aufgefallen. «Ein Herz für Deutschland» von der rechtsextremen NPD, «gegen Multikriminialismus»(ohne Nam einer Partei oder Gruppe, wenn ich mich recht entsinne) und andere Aufkleber, zum Teil auch von rechtspopulistischen Parteien wie der «Freiheit». Glücklicherweise wirbt bei uns die NPD (noch) nicht mit Plakaten. Mit Felix Volck tritt allerdings ein Kandidat der rechtspopulistischen Partei «pro Deutschland» im Schöneberger Norden direkt an.

Ich kann nur mutmaßen, warum gerade dort eine Häufung stattfindet, es sind ja bis zu dreißig oder vierzig Aufkleber in einer einzigen Straße, oft auch sehr große. In anderen Gebieten in Schöneberg fallen mir jedenfalls nicht so viele auf. Ich denke, dass gerade der Norden als «multikulturell» und als «schwul» wahrgenommen wird, beides Sachen, mit denen rechtsextreme Personen und Gruppen in der Regel Schwierigkeiten haben. Migrant/innen, Schwarze Menschen, Jüdinnen und Juden, Lesben und Schwule sollen sich hier nicht wohlfühlen, das ist wohl einer der Zwecke.

Darüber hinaus fühlen sich viele Anwohnerinnen und Anwohner durch steigende Mieten und Umwandlungen in Eigentumswohnungen bedroht, ich höre oft von drohenden Zwangsumzügen, von denen gerade Hartz 4-Empfänger/innen berichten. Diese Verunsicherungen wollen solche Parteien nutzen, um daraus Kapital zu schlagen. Kurz gesagt: Wenn «Multikulti» an der Misere schuld ist, braucht man sich keine Gedanken über die Zusammenhänge machen.

Was dagegen tun? Wir dürfen den Neonazis den öffentlichen Raum nicht überlassen - er gehört allen. Wo sie dominieren, müssen andere Angst haben. Ich nehme deswegen die Aufkleber ab, wo es geht. Es wird aber auch berichtet, dass Neonazis zerstoßenes Glas in die Leimschicht mischen - also ist Vorsicht geboten! Ich weiß von Freund/innen aus dem Friedrichshain, wo sehr viele Übergriffe passieren, dass auch die Gründung einer Bürger/innen-Initiative sinnvoll sein kann, wenn Sie sich langfristig engagieren möchten.

Jetzt ist die Antwort doch länger geworden als gedacht, aber eines will ich Ihnen trotzdem auch noch sagen: Sollten Sie Interesse haben an einem langfristigen Engagement, sprechen Sie mich bitte noch einmal an, damit wir Wege der Zusammenarbeit finden können. So wie Rechtsextremismus nicht über Nacht entsteht, wird er auch nicht kurzfristig zu bekämpfen sein.

Besten Gruß, Ihr

Koray Yilmaz-Günay