Frage an Klemens Domning von Armin E. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Döring, inwieweit teilen Sie die Meinung, dass Frauen wie Männer gleichermaßen Täter und Opfer von Gewalt sind? Siehe hier zentrale Forschungsergebnisse die Anlass geben, von alt hergebrachten Vorurteilen sich zu verabschieden.
Wie stehen Sie zum Gewaltschutz für Männer?
Da die Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen annähernd so häufig auftritt wie in gemischtgeschlechtlichen Beziehungen, ist sie keine "Randerscheinung" unter Homosexuellen und Transgender, sondern gehört ebenso zur lesbisch-schwulen Lebensrealität wie auch in heterosexuellen Beziehungen. Folglich muss die Grundlage feministischer Analysen, nämlich die geschlechtsspezifische Zuordnung der Gewalt, hinterfragt werden. Es müssen neue Kriterien für eine geschlechtsunabhängige Analyse entwickelt werden, dienicht länger von einer a-priori Zuschreibung von männlich und Täter, bzw. weiblich und Opfer ausgeht.
Die Erkenntnis, dass sowohl Männer als auch Frauen TäterInnen häuslicher Gewalt sein können, stellt viele Beratungsstellen vor ein großes "technisches" Problem: Der Erstkontakt muss verstärkt dazu dienen, herauszufinden, ob die betreffende Person TäterIn oder Opfer ist. Bereits heute ist nicht auszuschließen, dass in den Frauenhäusern nicht nur Opfer von häuslicher Gewalt anzutreffen sind, sondern auch Täterinnen, die sich als Opfer fühlen. Das Selbstverständnis der Beratungsstellen muss neu diskutiert werden. Frauenberatungsstellen begreifen sich nach wie vor primär als Opferberatungsstellen. Die Erkenntnis, dass Frauen auch Täterinnen sein können, stellt neue, schwierige Anforderungen an die zukünftige Arbeit. Wird die Entscheidung getroffen,ausschließlich mit weiblichen Opfern von Gewalt arbeiten zu wollen, müssen Richtlinien für den Erstkontakt erarbeitet werden, um eine Unterscheidung zwischen Täterin und Opfer treffen zu können.