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Frage von Stefan B. •

Frage an Klaus Wowereit von Stefan B. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Wowereit,

Sie halten an der Umsetzung des sog. Konsensbeschlusses aus 1996 zur Schließung des Flughafens Tempelhof fest, obwohl die rechtliche Basis hierzu lediglich eine bloße Absichtserklärung der Gesellschafter der in Form einer GmbH privatrechtlich organisierten Berliner Flughäfen ist.

Ich frage Sie, kann man staatliches Handeln wirklich an den den Beschlüssen von privaten Körperschaften ausrichten ? Dies verstösst doch gegen die Grundlagen einer modernen Rechtsordnung, wie sie jeder Jura-Student schon im Grundstudium lernt. Warum wurde nicht ergänzend zu dem Beschluss der Flughafen GmbH z.B. ein Staatsvertrag zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg abgeschlossen, um die Leistungsverpflichtungen beider Länder auch im öffentlichen Recht abzubilden ?

Nach der aktuellen Arbeitsstättenzählung der Berliner Flughäfen sind am Flughafen Tempelhof ca. 1.100 Arbeitnehmer beschäftigt. Können Sie abschätzen, wie viele dieser Arbeitsplätze durch die Schliessung von Tempelhof im Oktober 2007 verloren gehen werden ? Und rechnet der Senat nicht mit zweierlei Maß, wenn einerseits den Abbau von Arbeitsplätzen bei Konzernen der Privatwirtschaft öffentlich lauthals beklagt (CPH, Samsung, BSHG, usw.), aber die immerhin über 1.000 akut bedrohten Arbeitsplätze am Flughafen Tempelhof anscheinend für Niemanden im Senat oder der SPD von irgendeiner Bedeutung sind ? Im Gegenteil, die Beschäftigten müssen sich sogar noch mit Hinweis auf die angeblich zu hohe Alterstruktur öffentlich als quasi überflüssig herabwürdigen lassen.

Und meine letzte Frage. Ihr Sprecher, Herr Donnermeyer, hat im Berliner Tagesspiegel vom 07.08. Äußerungen gemacht, die man dahingehend interpretieren kann, dass Sie nach der Wahl ihr Engagement als Aufsichtsratsvorsitzender der Berliner Flughäfen einschränken wollen. Planen Sie hier den Vorsitz des Aufsichtsrates aufzugeben, oder in sonstwie Ihre Tätigkeit hier zeitlich oder inhaltlich einzuschränken ?

Vielen Dank.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Bunes,

wir halten an dem Konsensbeschluss aus dem Jahre 1996 fest, weil dies der schnellstmögliche Weg ist, das Projekt Großflughafen für die Region Berlin-Brandenburg zu realisieren. Das Bundesverwaltungsgericht hat im März grünes Licht für die Pläne gegeben. Jetzt sollte nach einer mehr als zehnjährigen Planungszeit endlich mit dem Bau begonnen werden.

Die Errichtung eines Single-Flughafens BBI sowie die Schließung des Airports Tempelhof sind keine Entscheidung gegen Arbeitsplätze - es gilt vielmehr: Dank des Großflughafens in Schönefeld werden bis zum Jahr 2012 etwa 40.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Tausende neuer Jobs entstehen auch außerhalb der Luftverkehrsbranche aufgrund der Baumaßnahmen selbst sowie Schaffung neuer Verkehrsanbindungen.

Ich werde den Vorsitz im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft nicht aufgeben. Dafür ist das Projekt BBI weiterhin zu wichtig. Wir haben in den vergangenen Jahren vieles umsetzen müssen, was mit einem hohen Zeitaufwand verbunden war: die Verhandlungen zum Ausstieg aus der Privatisierung, die Suche nach einer neuen Geschäftsführung, die Vorbereitung der Planfeststellung und zahlreiche weitere Schritte. Ganztätige Sitzungen waren da keine Seltenheit. Der Bau des Großflughafens erfordert selbstverständlich auch künftig viel Aufmerksamkeit, doch kann dies im Wesentlichen als operative Aufgabe der Geschäftsführung verstanden werden. Zeitliche Kapazitäten, die mir dadurch entstehen, möchte ich nutzen, um mich anderen Schwerpunkten zu widmen. Unterbeschäftigt werde ich auch in Zukunft ganz gewiss nicht sein.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wowereit