Frage an Klaus Wowereit von christofer n. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Nachdem Ihr Schulsenator Böger mit viel Aufwand für die Oberschulen einen Rahmenplan für das Fach Erdkunde erstellen ließ, der selbst mit den bisher üblichen zwei Wochenstunden Erdkunde kaum zu schaffen war, ließ er das Fach Erdkunde auf eine Wochenstunde kürzen, ohne diesen Rahmenplan zu ändern.
Ich bin Lehrer. Für uns Lehrkräfte sind nicht unbedingt die oft notwendigen Reformen so kräftezehrend, sondern die fehlende Stringenz in der Schulverwaltung.
Deshalb meine Frage: Wird Herr Böger nach durch Sie gewonnener Wahl weiterhin Schulsenator bleiben? Ist mit einer Korrektur der unseeligen Kürzungen für Erdkunde und die musischen Fächer zu rechnen oder wird der neue Senat weiterhin auf die optimale Verwurstbarkeit der Schüler im Sinne der Wirtschaft setzen? So ganz unpraktisch ist es ja schließlich auch für Politiker nicht, wenn man junge Männer so einfach nach Kabulistan schicken kann, ohne dass diese kritische Fragen zu diesem Einsatz und seinen Hintergründen stellen können. Am besten ist es, sie wissen erst gar nicht, wo der Libanon liegt geschweige denn, wer dort wohnt.
Sehr geehrter Herr Nowak,
in diesem Forum sind schon viele Fragen eingegangen, die genau die von Ihnen angesprochenen schulpolitischen Entscheidungen betreffen. Ich möchte Sie daher auf die Stellungnahmen gegenüber Herrn Dieter Gross, Frau Gisela Wieckert oder Herrn Berthold Staude verweisen.
Mit der Einführung des Werteunterrichts geben wir im Übrigen eine klare Antwort auf Ihre Frage: Wir wollen eine Erziehung zum mündigen Menschen, wir wollen, dass Jugendliche fähig sind, eigene Maßstäbe zu entwickeln. Als Lehrer ist Ihnen der Paragraph 1 des Berliner Schulgesetzes bekannt, der der Schule den Auftrag gibt, "alle wertvollen Anlagen der Schülerinnen und Schüler zur vollen Entfaltung zu bringen und ihnen ein Höchstmaß an Urteilskraft, gründliches Wissen und Können zu vermitteln". Das Berliner Schulgesetz fordert deshalb u.a. die Erziehung zu Demokratie, Frieden, Freiheit, der Achtung der Menschenwürde und der Gleichstellung der Geschlechter. Wir wollen, dass engagierte Berliner Lehrerinnen und Lehrer dies täglich in ihrem Unterricht mit Inhalt füllen. In der zu Ende gehenden Legislaturperiode hat es eine ganze Reihe von bildungspolitischen Reformen gegeben, mit denen wir auf neue Herausforderungen reagieren. Gerade deshalb wollen wir diesen Reformen - ganz im Sinne Ihrer Forderung nach Stringenz - jetzt die Zeit zur Entfaltung geben.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wowereit