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Frage von Michaela L. •

Frage an Klaus Wowereit von Michaela L. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister Wowereit,
ich begrüße den Entschluss des Senates, im Schuljahr 2006/07 eine für alle Oberschüler verpflichtende Wertevermittlung einzuführen. Allerdings befremdet mich daran, dass Sie dem Religionsunterricht absprechen, ähnliches leisten zu können wie das Fach Ethik, das Sie deshalb eingerichtet haben. Anders ist Ihr Nein zur Wahlmöglichkeit der Schüler zwischen Ethik und Religion ja nicht zu verstehen.
Mich interessiert sehr, wie Sie (und der Senat) zu dieser Einschätzung bezüglich des Religionsunterrichtes kommen. Am Lehrplan des Religionsunterrichtes, sei es von der evangelischen wie auch katholischen Kirche, kann es nicht liegen. Im Gegenteil, er unterstützt Ihr Anliegen geradezu vorbildlich, Dialog und Respekt gegenüber anderen Religionen zu vermitteln.
Seit 8 Jahren unterrichte ich katholische Religion an einer Oberschule in Tiergarten. Meine Erfahrung ist, dass es immer wieder vorkommt, dass Schüler und Schülerinnen, die einer anderen Religion - z.b.Moslems - oder keiner Religion angehören, freiwillig am katholischen Religionsunterricht teilnehmen. Ich glaube nicht ,dass sie das tun, weil sie am Ende der Schulzeit getauft werden wollen. Nein, sie sind einfach am christlichen Glauben interessiert, erleben mich authentisch und haben somit die besten Voraussetzungen ihren eigenen Standpunkt zu finden. Und die katholischen Schülerinnen und Schüler, die fast alle nur noch formell zu ihrer Kirche gehören, profitieren so in beindruckender Weise von dem interkulturellen und interreligiösen Erfahrungsaustausch . Mit dieser Erfahrung stehe ich im Kollegenkreis der Religionslehrer keinesfalls allein da.
Es steht Ihnen jederzeit offen, sich von dem Religionsunterricht im Jahr 2006 einen eigenen Eindruck zu verschaffen.
Mit freundlichen Grüßen
Michaela Lapawczyk

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Lapawczyk,

es freut mich, dass Sie sowie ihre Schülerinnen und Schüler solch positive Eindrücke aus dem katholischen Religionsunterricht mitnehmen. Insbesondere ist zu unterstützen, wie sehr Sie sich um den interkulturellen Austausch bemühen. Allerdings wird auch Ihnen bekannt sein, dass bislang lediglich 25% der Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I am Religionsunterricht teilnahmen. Daher führen wir die Werteerziehung als Pflichtfach ein. In Bezug auf das Verhältnis von Religions- und Ethikunterricht möchte ich Sie auf die ausführliche Antwort verweisen, die ich bereits Herrn Martin Kämpf zu diesem Thema gegeben habe. Es geht nicht um ein Gegeneinander, beide Angebote sollen neben- und miteinander ihren Platz haben.
Kompetenzen und Erfahrungen, die die christliche Religionslehre vermitteln kann, werden auch in dem neuen Schulfach Ethik Raum haben. Die evangelische Kirche hat bereits angekündigt, sich an gemeinsamen Projekten der Fächer Ethik und Religion zu beteiligen. Außerdem wird sie Lehrkräfte für das Fach Ethik bereitstellen. Weitere Kooperationen sind in Planung. Ich begrüße das.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Wowereit