Frage an Klaus Wowereit von Dieter G. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Wowereit,
die Kürzung der Erdkunde ist pädagogisch und politisch unverantwortlich. Angesichts lokaler und globaler Herausforderungen ist es falsch, der Jugend die Zukunftsfähigkeit zu nehmen, denn das Fach ist in der Lage, Kenntnis, Verständnis und Entscheidungstrukturen zu vermitteln, um diesen Herausforderungen zu begegnen, sei es in Hinblick auf Fähigkeiten, global wettbewerbsfähig zu bleiben oder Verhaltensänderungen gegenüber Sozial-und Umweltproblemen verantwortungsvoll zu entwickeln, wenn der Staat Verantwortung reprivatisiert, sie an den Einzelnen zurückgibt.
Gerade der ´Exportweltmeister´ Deutschland müsste ein essenzielles Interesse haben, dass die Schüler umfassende Kenntnisse über Landesnatur, Wirtschaft, Umwelt, Kultur und Religion beispielsweise des asiatisch-pazifischen Raumes verfügen, in dem 2/3 der Menschheit lebt.
Darüber hinaus wäre es völlig unverständlich und nicht hinnehmbar, wenn unter Berücksichtigung der aktuellen Vorgänge an der Berliner Schule, Kenntnisse über das Land Israel und den umliegenden Staaten und den damit einhergehenden Konsequenzen für die Stadt, weiter reduziert oder ganz wegfallen würden.
Daher wäre begrüßenswert, wenn in Kenntnis der dargelegten Sachverhalte die Bildungsadministratoren eine pädagogisch und politisch falsche Entscheidung revidieren würden, unter Zugrundelegung des fachübergreifenden Beitrags des Faches selbst, denn "es ist nichts fähiger den gesunden Menschenverstand aufzuhellen, als gerade die Geographie" - Immanuel Kant
Konkrete Frage: warum ist die Kürzung der Erdkunde pädagogisch und politisch verantwortungsvoll?
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Gross
Sehr geehrter Herr Gross,
auch wir schätzen wie Sie die Bedeutung gesellschaftswissenschaftlicher Kompetenz in einer globalisierten Welt hoch ein.
Der von ihnen angesprochene Unterrichtsstoff soll jedoch im Zuge der Umgestaltung der Stundentafel nicht aus den Curricula der Berliner Schulen gestrichen werden. In der Sekundarstufe I befasst sich künftig das neue Fach Ethik verstärkt mit diesen Problembereichen: Bevölkerungspolitische Themen wie Migration, regionale und internationale Kulturvergleiche oder die soziale Sensibilisierung bilden einen Schwerpunkt innerhalb der Unterrichtsgestaltung. Wir möchten jedoch die genannten Inhalte stärker als bislang in eine interkulturelle und konfessionsübergreifende Werteerziehung einbinden.
Deshalb erscheint uns die Einführung des Pflichtfaches Ethik - auch wenn sie geringfügig zu Lasten des traditionellen Geographie-Unterrichts geht - sinnvoll.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wowereit