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Frage von Friedrich O. •

Frage an Klaus Wowereit von Friedrich O. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Wowereit,

in einer vorherigen Antwort verweisen Sie hinsichtlich des Flughafen Tempelhof auf den Konsensbeschluß des Jahres 1996 und die horrenden Verluste. Daraus ergeben sich ein paar Nachfragen:

1. Ist es richtig, dass die Verluste vor allem aus dem Gebäudeerhalt, während der operative Betrieb kaum Verluste macht?

2. Ist es richtig, dass das Land Berlin auch nach einer etwaigen Schließung den Gebäudeunterhalt zu tragen hat?

3. Warum wurden interessierte Investoren an dem Gebäude immer mit Verweis auf die bevorstehende Schließung weggeschickt?

4. Wenn tatsächlich horrende Verluste bestehen, müßte Berlin dann nicht begeistern das Angebot der dba zur vollständigen Übernahme des Betriebes (und der Kosten) des Flughafens Tempelhof annehmen?

5. Was soll mit der Fläche des Flughafens geschehen - eine Bebauung ist ja aus vielerlei (Kosten-, Klima- und Altlastengründen) nicht geboten.

6. Glauben Sie wirklich, die Klientel die Tempelhof heute nutzt, wird bereitwillig nach BBI umziehen. Tempelhof profitiert ja insbesondere von der City-Lage und der exzellenten Anbidung. Manch eine Strecke existiert nur aufgrund dieser besonderen Bedingungen und würde einen Großflughafen, der draußen liegt, der eine längere Anbindung benötigt und der keine superschnelle Abfertigung gewährleistet überhaupt nicht nutzen sondern stattdessen die Strecke aufgeben.

7. Wieso bauen andere Metropolen, z.B. London hat mit Millionenaufwand einen Cityairport in die Docklands gebaut, zusätzliche City-Airports für kleinere Jets, während Berlin seinen unbedingt schließen will?

8. Wie hätte Berlin seinen WM-Verkehr abgewickelt, wenn Tempelhof schon, wie vom Senat gewollt und erst vom OVG gekippt, Tempelhof bereits in der Vergangenheit geschlossen hätte? In Tegel und Schönefeld bestanden ja überhaupt keine Kapazitäten mehr.

Mit freundlichen Grüßen
Friedrich Ohnesorge

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Sehr geehrter Herr Ohnesorge,

vielen Dank für Ihre Fragen. Die Entscheidung über die Schließung des Flughafen Tempelhof wurde bereits vor zehn Jahren gefällt. An dem Konsensbeschluss sind die drei Gesellschafter der Berliner Flughäfen, der Bund, das Land Brandenburg und das Land Berlin beteiligt. Selbst wenn es das Land Berlin wollte, es könnte nicht von diesem Beschluss zurücktreten. In diesem Beschluss ist festgehalten, dass der Flughafen Tempelhof mit Bestandskraft des Planfeststellungsbeschlusses zum BBI geschlossen wird. Diese Voraussetzung ist nun gegeben. Die Entscheidung zur Schließung von Tempelhof, und später auch Tegel, liegt - neben Sicherheits- und Umweltaspekten - auch darin begründet, dass der BBI nur als Single-Flughafen wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden kann. Daher wäre auch eine Übernahme und ein Weiterbetrieb Tempelhofs oder Tegels durch Investoren keine Alternative.

Der Bau eines Single-Flughafens ist die Variante, die für die Voraussetzungen in Berlin die sinnvollste ist. Vergleiche mit anderen Städten wie z.B. London können nicht per se angestellt werden. Und auch bei einer Schließung Tempelhofs hätten die nötigen Kapazitäten bei der WM zur Verfügung gestanden.

Das Konzept zur Nachnutzung des Flughafens Tempelhof wird seit den 90er Jahren diskutiert und steht in seinen Grundzügen fest: die innere Fläche des Flughafengeländes bildet eine Grünanlage, das "Wiesenmeer", das durch einen ringförmigen Boulevard begrenzt wird. Hierzu hat zuletzt im Juli eine Standortkonferenz der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit zahlreichen Experten stattgefunden.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wowereit