Frage an Klaus Wowereit von Felix S. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Bürgermeister Wowereit!
Warum hält Berlin an dem Flughafen Schönefeld fest, obwohl es den alten Landeplatz der Roten Armee bei Sperenberg gibt?
Da die Sowjets keine Zuschauer mochten, liegt der alte Militärflughafen fern von jeder Bebauung, es würde niemand mit Fluglärm belästigt, Bau und Planung wären preiswerter und schneller als in Schönefeld umsetzbar, es gäbe keine nächtliche Flugeinschränkung. Ein Gleisanschluß ist vorhanden und könnte für eine Expreß- S- Bahn ausgebaut werden.
Die rote Armee ließ hier früher ihren größten Transportflugzeuge abheben!
Warum wird statt Sperenberg auf den Flughafen Schönefeld gesetzt, wo tausende Anwohner mit Fluglärm belästigt werden, der Lärmschutz enorme zusätzliche Kosten verursacht und Prozesse durch Anlieger zu erwarten sind?
MfG. Felix Staratschek
Sehr geehrter Herr Staratschek,
die Entscheidung zugunsten des Flughafens Berlin-Schönefeld geht auf einen Konsensbeschluss aus dem Jahr 1996 zurück und wurde damals von der CDU durchgesetzt - entgegen der Position der SPD, die sich für die Alternative Sperenberg aussprach. Da eines unserer Hauptanliegen von Beginn an die möglichst rasche Errichtung eines Großflughafens für die Region Berlin-Brandenburg war, haben wir den Beschluss akzeptiert. Wir setzen uns seitdem für die Erweiterung des Flughafens Schönefeld ein, weil uns bewusst ist, dass ein neues Auswahlverfahren die Inbetriebnahme
des BBI um Jahrzehnte verzögern könnte.
Zunächst einmal bedeutet die Standortwahl eine Entlastung für alle jene Anwohner, die derzeit in der Nähe der Flughäfen Tegel oder Tempelhof leben oder sogar direkt in den Einflugschneisen wohnen. Den Anwohnerschutz führen Sie selbst als eines der wichtigsten Merkmale an, das der künftige Airport Berlin-Brandenburg erfüllen müsse. Auch in Schönefeld wird dieser nicht vernachlässigt - Sie haben bereits die bestehenden Auflagen erwähnt. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes zum Flughafenbau, das im März diesen Jahres erging, sieht sehr strikte Regelungen zum Lärmschutz vor.
Das ehemalige Militärgelände Sperenberg würde, dank seiner Hauptstadtferne und geringen Besiedlung, in Bezug auf den Lärmschutz sicher einige Vorteile bieten. Zugleich liegt hier, in der abgelegenen Situation, jedoch ein entscheidender Nachteil. Schönefeld dagegen bietet unmittelbare Nähe zu bedeutenden Berliner Wirtschafts- und Wissenschaftszentren, z.B. dem Forschungsstandort Adlershof oder dem Technologie und Gründerzentrum. Damit sich dort auch weiterhin große Unternehmen ansiedeln, werden wir eine schnelle Anbindung an den Luftverkehr bieten müssen. Schon jetzt rechnen die ansässigen Investoren und Forschungszentren mit diesem Standortvorteil.
Uns drängt die Zeit. Berlin kann nicht weitere Jahre und Jahrzehnte auf eine neue Beschlusssituation, auf neue Arbeitsplätze und die damit verbundene Belebung der Region warten! Die gerichtliche Entscheidung ist gefallen - die Betriebsaufnahme des lang erwarteten Großflughafens für Berlin und Brandenburg ist endlich in absehbarer Zeit möglich. Im November 2011 wird er eröffnet.
Unsere Stadt braucht die wirtschaftlichen Impulse, braucht infrastrukturelle Verbesserungen, Planungssicherheit für hier tätige Wirtschaftsunternehmen - und das so bald wie möglich.